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Feuer der Götter: Roman (German Edition)

Feuer der Götter: Roman (German Edition)

Titel: Feuer der Götter: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Simon
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die Benommenheit aus seinem Kopf vertrieb. Royia hatte das Gefühl, aus einem jahrelangen Schlaf zu erwachen. Endlich war seine Hand nicht mehr zu schwer, um nach dem Ding zu greifen, das man ihm unter die Nase gebunden hatte. Doch der Fluss hatte es schon fortgerissen. Der Fluss riss auch an ihm, wirbelte ihn herum, ließ ihn nicht begreifen, wo das Oben und das Unten war. Er versuchte sich in Richtung des Lichts zu bewegen.
    Es misslang. Und das lag nicht nur daran, dass er nicht schwimmen konnte wie ein Flusstier. Etwas klammerte sich an seiner Mitte fest.
    Royia wollte es von sich stoßen. Seine Finger ertasteten einen menschlichen Leib. Natürlich, die Stadtfrau. Er hatte sie über sich stehen sehen, mit einem Dolch in den Händen.
    Ich hasse deinesgleichen, Feuerdämon. Oh, er erinnerte sich gut an ihre Worte. Und nun hielt sie sich an ihm fest?
    Es gelang ihm nicht, sie von sich zu lösen. Ihm fehlte die Kraft. So ließ er sich mitreißen von der Strömung, in der Hoffnung, der Fluss werde ihn ans Ufer treiben – welche Seite, war ihm jetzt gleich. Seine Lungen schrien nach Luft. Er versuchte ins Tageslicht zu gelangen, das über ihm flirrend lockte. Die Wucht der Wasserwirbel drohte ihn zurück in die Bewusstlosigkeit zu reißen. Als er spürte, dass sich die Arme der jungen Frau lockerten, griff er unwillkürlich nach ihr. Du wolltest mich tot sehen, dachte er. Das hättest du nun nicht gedacht, dass wir zusammen sterben.
    Seine Brust schien in Flammen zu stehen – anders, als er es kannte, nicht schlimmer, nur anders. In einem letzten Winkel seines Kopfes, der nicht vom Kampf gegen den Tod beherrscht war, bedauerte er, dem Rätsel der Toxinacen nicht mehr auf die Spur zu kommen. Ohnmächtiger Zorn würde das Letzte sein, das er in seinem Leben empfand. Stumm brüllte er in das erdrückende Wasser.
    Da spürte er die Strömung schwächer werden.
    Er kämpfte sich ins Licht. Seine Hand geriet über Wasser und berührte eine Wurzel. Der Fluss riss ihn wieder fort. Er warf den Arm hinauf, erfasste eine andere. Mit gewaltiger Willensanstrengung zog er sich hoch.
    Licht, Luft. Er riss den Mund auf. Für einen Moment glaubte er, nicht mehr atmen zu können. Dann zwang er die Luft in seine gequälten Lungen. Seine Füße fanden Halt an der wurzelüberwucherten Uferwand. Er zerrte sich selbst und das Mädchen daran hoch und warf sich mit einem heiseren Schrei auf die Erde.
    Erst nach tausend Atemzügen, so schien es ihm, schaffte er es, den Kopf zu heben und sich umzusehen. Um ihn herrschte das Dunkel des unteren Waldes; der Bewuchs war so dicht, dass der Fluss, obschon nur ein paar Schritte entfernt, fast nicht mehr zu sehen war. Iq-Iq hatte es gut mit ihm gemeint – es hätte ihn auch auf die Stadtseite treiben können.
    Royia warf sich die Haare aus dem Gesicht, riss die Reste des nassen Blütengebindes ab und betastete die schmerzenden Stellen an seinem Körper. Hier und da war die Haut aufgeschrammt, wohl von Wurzelwerk – erinnern konnte er sich daran nicht. Die Wunde, die der Dorn der Baumwächter in seinen Rücken geschlagen hatte, begann wieder heftig zu pochen. Und an der Seite floss ein wenig Blut, offenbar von den Fingernägeln der Frau.
    Die Stadtfrau! Fast hatte er sie vergessen. Sie lag unter einigen Farnbüscheln. Ihre rechte Hand umklammerte noch den Dolch. Er trug sie zu einer Stelle, wo ein dünner Sonnenstrahl durchs Geäst fiel, und legte sie auf ein Bett aus Moos. Das weiße Gewand klebte an ihrer nassen Haut, so dass deutlich zu sehen war, wie sich ihre Brust hob und senkte. Wie brachte man jemanden ins Leben zurück, der fast ertrunken war? Wie sollte ein Mensch, der sein Leben in den Baumkronen verbracht hatte, das wissen? Kurzerhand schlug er ihr rechts und links ins Gesicht, so dass ihr Kopf herumflog.
    Verdient hat sie es sowieso.
    Sie riss die Augen auf. Mit ihrem heiseren Schrei lief Wasser aus ihrem Mund. Ruckartig setzte sie sich auf, hustete heftig und rieb sich die nassen Haare aus dem Gesicht.
    »Was ist passiert … o Tique, ich … der Dämon …« Ein neuer Hustenanfall schüttelte sie. Geduldig wartete Royia. Schließlich betrachtete sie den Dolch. Dann ihn.
    Royia nickte langsam. »Ich lebe noch, ja. Tut mir leid, dass ich dich um deine Belohnung gebracht habe.« Er lächelte kühl und erhob sich. »Du warst zu langsam, Mädchen.«
    Er entwand ihr den Dolch aus den klammen Fingern und kehrte ihr den Rücken zu.
    Wo sollte er nun hin? Nicht nur der süßliche Duft,

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