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Feuer der Götter: Roman (German Edition)

Feuer der Götter: Roman (German Edition)

Titel: Feuer der Götter: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Simon
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grässliche Geschöpf warf den Leib hoch und blähte die Halskrause. Aus ihrem weit aufgesperrten Maul drang übelkeiterregender Gestank.
    Warum hielt das Blatt das Biest nicht ab? Naave wich zurück. Vermutlich hätte sie es nicht abschneiden dürfen. Kalter Schweiß brach ihr im Nacken aus und rann ihr den Rücken hinunter. Wo war das Nächste? Sie hatte sich schon zu weit von der Pflanze entfernt.
    Ihr Götter  …
    Die Schlange machte einen Satz. Aufschreiend warf Naave das Blatt auf das Tier. Sie wirbelte herum, rannte. Und prallte gegen die Brust des Dämons.
    Er warf einen Arm um sie; dann ging es wieder in die Höhe, atemberaubend schnell. Ehe sie es sich versah, hatte er sie fünf, sechs Speerlängen über dem Boden auf einem breiten Ast abgesetzt.
    Unter ihr kämpfte die Ratatoq fauchend mit dem Blatt. Über ihr stand der Dämon – gelassen, eine Hand am Stamm, ganz menschlich. Wäre da nicht dieses Mal in seinem Gesicht. Beiläufig zupfte er an der Rinde und zog eine unterarmlange Faser ab.
    »Scheint so, als hätte ich dir zum zweiten Mal das Leben gerettet«, sagte er. Sein kühles Lächeln war das eines Jägers, der ein Kaninchen gerettet hatte, nur um es sogleich auszuweiden.
    »Na und? Ohne dich wäre ich gar nicht hier.«
    Er zog die Faser zwischen den Lippen hindurch, kaute darauf herum und zwirbelte sie zwischen den Fingern. »Ohne dich wäre es nicht dazu gekommen, dass ich mit dir flüchte.«
    »Du hast mich entführt!«
    »Wenn du das so nennen willst – von mir aus. Der Fluss ist dort«, er nickte in eine ungefähre Richtung, während er weiter die Faser bearbeitete.
    »Gut«, sagte sie, um ein ebenso hohes Maß an Hochmut bemüht. »Also warte ich, bis die Schlange weg ist. Ich kann allein das Stück hinunterklettern. Meinetwegen kannst du gehen.«
    Zweifelnd hob er die Brauen. »Wenn du den Fluss erreicht hast, bist du noch nicht in der Stadt. Es hat uns weit in östliche Richtung abgetrieben. Und es war nichts zu sehen von einer Furt, einem Stamm, der als Brücke dienen, oder sonst etwas, auf dem man den Fluss überqueren könnte.«
    »Was?« Tique! Dann – dann war sie verloren!
    »Ich habe allerdings Hütten am Ufer gesehen. Hier unten am Boden. In dieser Richtung.«
    Wo er hinwies, sah sie nichts als düsteres Unterholz. »Du musst mich dorthin bringen. Vielleicht findet sich dort ein Boot.«
    »Ich muss? Eben wolltest du mich wegschicken.«
    Machte es ihm etwa Freude, ihre Notlage auszunutzen? Am liebsten hätte sie ihm … aber das half ja nichts. »Ich bitte dich darum«, presste sie hervor, die eigene Zunge verwünschend.
    Er lachte auf. »Wenn du so bittest, möchte ich nicht hören, wie du fluchst. Ich bringe dich hin. Aber wir müssen weiter hinauf.«
    »Noch weiter? Wozu denn das? Die Schlange ist nicht mehr zu sehen. Ich klettere doch nicht …«
    Sie unterbrach sich, als er ihr einen Finger vor die Brust stieß. »Die Schlange ist mir gleichgültig«, sagte er unfreundlich. Die Glutpunkte in seinen Augen flackerten gefährlich. »Aber nicht dieser hässliche Boden! Mir wird übel, wenn ich noch länger in dieser stickigen Finsternis herumlungern soll. Also komm jetzt!« Mit einer entschlossenen Bewegung band er sich mit der Faserschnur die nachtschwarzen Haare im Nacken zusammen. Dann sprang er hinunter, holte sich den Dolch und steckte ihn in den Bund seines Schurzes.
    Zurück auf dem Ast, kehrte er ihr den Rücken zu. »Wie du dich an mir festhältst, ist mir gleich, nur erwürge mich nicht und achte auf meine Verletzung.«
    Fassungslos starrte sie seinen narbenübersäten Rücken an. Einen Feuerdämon sollte sie anfassen?
    »Und wenn du zu brennen anfängst?«
    »Ich habe es eben nicht getan und habe es weiterhin nicht vor.«
    Vertrauenerweckend klang das nicht. Nun, wenn er sie tot sehen wollte, hätte er sie nicht vor der Schlange gerettet. Trotzdem musste sie die Zähne zusammenbeißen, während sie die Arme um seine kräftigen Schultern legte und Halt suchte. Sie achtete darauf, seinem Hals nicht zu nahe zu kommen. Womöglich ginge er doch in Flammen auf, wenn sie ihm die Luft zum Atmen nahm.
    Als er einen Satz am Stamm hinauf machte, schlang sie erschrocken die Beine um seine Mitte. Dass er eine Last trug, schien ihm nichts auszumachen. Blattwerk strich über Naaves Gesicht; sie schloss die Augen. Äste streiften ihre Haut, Dornen zerkratzten sie. Gerüche kamen und gingen, modrige, stechende, süßliche. Ein Insekt summte an ihrem Ohr, ein Vogel schrillte in

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