Feuer der Leidenschaft
dem Hungertod bewahren, aber mit dem Verlust von Sutterton war Bethens Leben ruiniert. Sie war hübsch, klug und besaß ein überaus angenehmes Wesen, so daß ihr verkrüppelter Fuß sicherlich kein unüberwindliches Hindernis für eine Eheschließung gewesen wäre, solange sie über eine angemessene Mitgift verfügte. Doch eine Kombination von Armut und Körperbehinderung verdammte sie zur Ehelosigkeit.
Er hielt auf dem Kamm von Suttertons höchstem Hügel an.
Über ihm woben die blätterlosen Zweige der Birken ein Muster von bewundernswerter Komplexität. Er bückte sich und hob eine Handvoll von der trockenen, bröckeligen Erde auf. Seine Vorfahren hatten jahrhundertelang auf diesem Land gelebt, hatten es bearbeitet und waren darauf gestorben. Jetzt würde es dank der kriminellen Verblendung seines Vaters an Fremde verkauft werden müssen.
Er war zwar kein landwirtschaftliches Genie, hatte aber, soweit seine Erinnerungen zurückreichten, dieses Land schon als Kind so sehr geliebt wie seine Mutter. Mit einem wehmütigen Laut tief in seiner Kehle schleuderte er die Handvoll Erde wieder von sich. Er hatte die ihm vom Himmel gebotene Chance, Sutterton zu retten, leichtfertig vertan. Was nicht heißen sollte, daß der Himmel ein Verlangen nach einem Mann haben würde, der ein halbes Menschenleben damit verbracht hatte, die Verbrechen des Krieges zu begehen.
Der kalte Wind zerzauste ihm die Haare, als er wieder vom Hügel herunterstieg. Ohne rechte Hoffnung überlegte er, ob es für ihn nicht eine Möglichkeit gab, sich so viel Geld zu leihen, daß er damit einen Teil der Hypotheken zurückzahlen konnte. Damit mochte er dann so viel Zeit gewinnen, daß er einen Teil des Besitzes verkaufen und den ihm verbleibenden Rest bestellen und wieder in gewinnträchtiges Ackerland verwandeln konnte.
Doch die Summe, die er zu diesem Zweck benötigte, war gewaltig - mindestens zwanzigtausend Pfund. Er hatte mit einer Reihe von Londoner Bankiers verhandelt, ehe er nach Hause gekommen war. Sie waren höflich zu ihm gewesen, wie es seinem noblen Rang gebührte. Aber es war ihm klar geworden, daß keiner von ihnen Geld an einen Mann verleihen würde, der nichts als Schulden geerbt hatte. Und damals hatte er noch gar nicht gewußt, wie schlimm es wirklich um den Besitz stand.
Und er kannte auch niemanden, der ihm eine so große Summe ohne Sicherheiten anvertrauen würde oder ihm für diese Bürgschaft leisten konnte. Seine engsten Freunde befanden sich in seinem früheren Regiment — der Rifle Brigade. Obwohl es sich dabei um eine Eliteeinheit handelte, war sie doch weit davon entfernt, eine Truppe von Begüterten zu sein. Die meisten anderen Offiziere waren Söhne von Ärzten, Geistlichen oder Landjunkern gewesen.
Wie er hatten sie von ihrem Sold leben und zuweilen sogar etwas davon nach Hause schik-ken müssen.
Die einzige Ausnahme davon bildete sein bester Freund, Lord Michael Kenyon. Aber obwohl Michael der Aristokratie angehörte und über ein komfortables Einkommen verfügte, war er nur ein jüngerer Sohn. Zudem hatte er vor kurzem geheiratet. Und da inzwischen auch schon ein Baby unterwegs war, war es eher unwahrscheinlich, daß er zwanzigtausend Pfund würde entbeh-ren können — selbst wenn Kenneth es über sich bringen konnte, ihn darum zu bitten. Und das würde er niemals tun. Er hatte Michael in der Vergangenheit schon zur Genüge mit seinen Sorgen belästigt.
Als Kenneth die Grundstücksgrenze erreichte, hatte er im Geiste alle Möglichkeiten der Rettung erschöpft. Er kehrte mit entschlossener Miene nun wieder zum Haus zurück. Sutterton war verloren. Es wurde jetzt Zeit, an die Zukunft zu denken. Nun, wo der Krieg zu Ende war, suchten viele früheren Offiziere nach einer Beschäftigung. Glücklicherweise verfügte er über ein paar familiäre Beziehungen, die ihm dabei helfen konnten, eine Stellung zu finden.
Als er die Vorhalle betrat, hatte er einen gewissen Grad düsterer Schicksalsergebenheit erreicht. In der Halle wurde er von dem einzigen ihm noch verbliebenen Mitglied der Dienerschaft, dem alten Butler Har-rod, begrüßt.
»Ihr habt einen Besucher, Mylord.« Der Butler hielt ihm so elegant ein Tablett mit einer Visitenkarte hin, als wäre Sutterton ein königlicher Palast. »Der Gentleman hat es vorgezogen, so lange hier auf Euch zu warten.«
Lord Bowden. Kenneth betrachtete stirnrunzelnd die Karte, da er mit dem Namen nichts anzufangen wußte.
»Wo ist er?«
Harrod hüstelte leise. »Ich habe mir
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