Feuer der Leidenschaft
Sessel zurück. »Ich war ungemein beeindruckt, als Kenneth mir erzählte, daß Ihr der Trommel durch Portugal und Spanien gefolgt seid. Ich kann mir nicht vorstellen, was für eine Strapaze das für Euch gewesen sein muß, unter solchen Umständen einen Haushalt zu führen und ein Kind aufzuziehen.«
»Es war oft schwierig, aber meine Tochter Amy gedieh unter Bedingungen, über die sogar ein Muli sich beschwert hätte.« Catherine beschrieb nun im drolligen Ton ein paar Vorfälle, die sie vielleicht im Rückblick erheiternd finden mochte, die aber in dem Augenblick, wo sie passierten, für sie schrecklich gewesen sein mußten.
Rebecca fiel auf, daß Catherine ihren ersten Ehemann dabei nur selten erwähnte. Der Bursche schien nie in der Nähe gewesen zu sein, wenn sie ihn gerade brauchte.
Lord Michael, vermutete sie, würde so einen Fehler niemals machen. Kenneth ebenfalls nicht.
Der Gedanke an ihn veranlaßte sie nun zu der Frage:
»Wie seid Ihr denn Kenneth zum erstenmal begegnet?«
»Wir waren gerade mit dem Troß unterwegs, als wir von einer Abteilung französischer Kavallerie angegriffen wurden. Amy und ich wurden dabei vom Gros der Nachhut getrennt und von französischen Soldaten be-drängt. Ich überlegte gerade verzweifelt, ob es ratsam wäre, die Pistole aus meiner Satteltasche herauszuholen, als Kenneth mit ein paar seiner Männer auf dem Plan erschien und die Franzosen in die Flucht trieb. Er tat die Sache als eine seiner täglichen Routineaufgaben ab. Aber wie Ihr Euch wahrscheinlich denken könnt, habe ich diesen Vorfall nie mehr vergessen.« Sie blickte geistesabwesend ins Feuer. »Es war nicht das einzige-mal, daß er uns aus solchen Gefahren rettete.«
Wieder tauchte da ein Bild vor Rebeccas innerem Auge auf: die unerschrockene Schönheit, die von einem edlen Krieger gerettet wurde. Sehr dramatisch. Viel romantischer, als diese Spitzmaus von Malerin, die ätzende Bemerkungen über einen im Ruhestand befindlichen Helden machte. Einen Seufzer unterdrückend, sagte sie:
»Ich habt ein aufregendes Leben geführt. Ich weiß nicht, ob ich nun neidisch sein oder auf die Knie fallen soll vor Dankbarkeit, daß mir solche Freuden erspart geblieben sind.«
»Natürlich Gott dankbar dafür sein«, erwiderte Catherine, an den Fransen ihres Schals zupfend. »Habt Ihr schon mal eine von Kenneths Zeichnungen gesehen?«
»Ja, wenngleich nur aus Zufall. Er hat mir nichts davon erzählen wollen, daß er zeichnet.«
Catherine warf ihr einen schrägen Blick zu. »Seine Arbeiten schienen mir sehr, sehr gut zu sein, aber ich bin nur ein Laie, der nicht viel von Kunst versteht.« Es war eine Frage, die in ihrer Erklärung mitschwang.
»Er ist ein großes Talent und sehr originell«, erwiderte Rebecca. »Ich habe angefangen, ihm Malunterricht zu geben. Obwohl er erst sehr spät damit beginnt, hat er das Zeug dazu, ein wirklich guter Künstler zu werden.«
Ein Lächeln erhellte nun Catherines liebliche Züge. »Ich bin so froh, daß Ihr das sagt. Er tat immer so, als wäre das Zeichnen für ihn nur eine Freizeitbeschäftigung. Aber ich hatte immer schon den Verdacht, daß ihm die Kunst zu viel bedeutete, um nur beiläufig mit mir über sie reden zu wollen.«
Catherine war genauso scharfsinnig wie schön, dachte Rebecca. Wenn Kenneth nicht in diese Frau verliebt war, hatte er weniger Verstand, als Rebecca ihm eigentlich zutraute.
Sich daran erinnernd, daß sie Kenneths Lehrerin und nicht seine Geliebte war, fragte sie nun ihre Gastgeberin danach, wie hektisch es denn in Brüssel in den Tagen vor der Schlacht bei Waterloo zugegangen wäre.
Der Krieg war ein viel sichereres Thema als die Liebe.
Kapitel 15
Ret
ebecca schlief am nächsten Morgen länger als sonst.
Nachdem sie beschlossen hatte, ihr Frühstück heute wieder unten im Frühstückszimmer einzunehmen, war sie enttäuscht, als sie erfuhr, daß Kenneth bereits ausgegangen wäre. Trotzdem würde sie ihn ja noch später am Tage sehen. Diese Gewißheit brachte sie zum Lächeln.
Sie schenkte sich gerade den Tee ein, als Lavinia ins Zimmer kam und ungewöhnlich strahlend aussah für so eine frühe Tageszeit. Ihre Gegenwart bedeutete, daß sie die Nacht mit Sir Anthony verbracht hatte. Das war nicht das erste Mal, obwohl über solche Vorkommnisse im Haus natürlich nie gesprochen wurde.
Rebecca goß eine zweite Tasse Tee ein. »Guten Morgen, Lavinia. Ihr tut doch immer zwei Löffel Zucker in Euren Tee, nicht wahr?«
»Ja, danke.« Lavinia nahm ihr die
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