Feuer der Lust - Page, S: Feuer der Lust
Schloss sich öffnete, übertönte er mit einem leisen Ächzen. Wer auch immer vorhatte, in sein Zimmer zu schlüpfen, würde denken, dass er in seinem medikamentenschweren Schlaf vor sich hin stöhnte. Der Knauf drehte sich langsam und gab dabei nur ein sanftes Klicken von sich; dann bewegte sich die Tür fast lautlos in den Angeln. Ein Lichtkegel fiel aus dem Flur ins Zimmer. Als Erstes sah er schlanke Finger und den Saum eines grünen Kleides.
Devlin bereitete sich auf den Sprung vor. Lucys Blick war auf das zerwühlte Bett geheftet – nachdem er aufgestanden war, hatte er die Decken wieder nach oben geschlagen, sodass nicht sofort zu erkennen war, dass er nicht mehr darin lag. Sie trat ganz ins Zimmer, und sein Moment war gekommen.
Als er seine Hand gegen ihren Mund presste, erstarrte Lucy vor Schreck. Obwohl seine Knie immer noch weich waren, zerrte er sie vorwärts, während er gleichzeitig mit dem Fuß die Tür schloss. Etwas flatterte aus ihrer Hand zu Boden. Aus dem Augenwinkel sah er ein weißes Tuch, und seine Nase erkannte den Geruch eines Mittels, mit dem sie ihn hatte bewusstlos machen wollen.
„Süße“, murmelte er in Lucys Ohr, während er sie zu seinem Bett zog. „Ich dachte, du liebst mich.“
Sie wehrte sich nicht, was ihn überraschte und beunruhigte. Lucy war keine Frau, die sich kampflos ergab.
Devlin warf sie aufs Bett. „Nicht schreien, Lucy. Verschwende nicht deinen Atem. Ich bezweifle, dass irgendjemand angerannt kommt, um dich vor mir zu beschützen.“
Stolz hob sie ihr Kinn, und ihre rotbraunen Locken umgaben ihr trotziges Gesicht. Offensichtlich glaubte sie, jemand würde sie retten.
Gefasst lehnte er sich gegen den Bettpfosten und sah zu, wie ihr Blick von ihm zur Tür huschte, aber ihr musste klar sein, dass sie es auf keinen Fall aus dem Zimmer schaffen konnte. Er zitterte, zitterte vor Schmerzen, vor Zorn und vor Angst und verschränkte die Arme vor der Brust, um es vor ihr zu verbergen.
„Was hast du mit Grace gemacht, Lucy?“ Er hatte Mühe, seine Stimme unter Kontrolle zu halten. Selbstbeherrschung hatte ihn zu einem erfolgreichen Piraten gemacht und dafür gesorgt, dass sich keine Schlinge um seinen Hals legte.
Aber nie zuvor hatte er erlebt, dass sein Körper derart zitterte; nie zuvor hatte sein Herz so heftig geschlagen; er wusste nicht, wie es sich anfühlte, von einer derartig eiskalten Wut durchlaufen zu werden.
Lucy lächelte.
„Hexe!“, brüllte er und sprang aufs Bett, sodass sein Körper über ihrem war. Schmerz durchfuhr ihn. In ihren weit aufgerissenen Augen stand echte Angst. „Du bist nur nützlich für mich, weil du weißt, wo Grace ist. Wenn du nicht vorhast, es mir zu sagen, werde ich mehr als glücklich sein, meine Wut an dir auslassen zu können.“
„Das t…tust du nicht, Devlin. Du hast noch nie eine Frau geschlagen.“
Er spürte, wie seine Lippen sich zu einem wilden Knurren verzogen. „Es war noch nie jemand in Gefahr, den ich wirklich liebte. Es ist mir egal, dass du eine Frau bist, Lucy.“ Er senkte den Kopf, bis sein Mund dicht vor ihrem war. „Alles, was ich sehe, ist böse, und ich will dich zur Strafe erdrosseln.“
„Dev! Nein!“
„Wo ist sie?“ Er änderte seine Haltung, sodass seine Knie zu beiden Seiten der bebenden Lucy aufgestützt waren. Dann legte er die Hände um ihren Hals. Seine Hände waren so groß und ihr Hals so schmal, dass es ein Leichtes gewesen wäre, sie zu töten.
Er hatte Prudence’ Geliebten umgebracht, und es war ihm nicht schwergefallen. Weil es notwendig gewesen war, und weil sein Opfer zu jenen kranken Kerlen gehört hatte, die jungen Mädchen nachstellten, sodass er ohne größere Schwierigkeiten sein Gewissen hatte ausschalten können. Es war sinnvoll gewesen, so zu handeln. Während seiner Jahre als Pirat hatte er viele Männer getötet.
Und nicht einer dieser Männer hatte ihm angetan, was Lucy ihm angetan hatte; keiner hatte ihm sein Leben, seine Seele, sein Licht genommen – zur Hölle, seinen einzigen Grund aufzuwachen und sich dem neuen Tag zu stellen.
Das war es, was Grace für ihn geworden war.
„Wo ist sie?“ Er drückte fest zu, fest genug, um ihr wehzutun und ihr Angst zu machen.
„Ich weiß es nicht!“
„Keine Spielchen, Lucy. Vergeude nicht meine Zeit.“
Sie umklammerte seine Handgelenke und zerrte ohne jede Wirkung an seinen Armen. „Ich weiß es nicht!“, schrie sie wieder, aber Devlin war nicht geneigt, ihr zu glauben. Doch er wusste, er musste Geduld
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