Feuer der Lust - Page, S: Feuer der Lust
zur Feigheit – was, wenn er beabsichtigte, Grace zu töten, nachdem er das Lösegeld bekommen hatte? Mit Sicherheit würde er befürchten, sie könnte ihn identifizieren.
Wenn Rogan sich entschieden hätte, Grace gegen ein Lösegeld wieder zu Devlin zu bringen, würde er ihr kein Härchen krümmen. Aber Devlin konnte sich vorstellen, welchen Plan Rogan gefasst hatte. Er wollte das Geld für Grace kassieren und ihre Familie glauben machen, dass Devlin Sharpe sie entführt und getötet hatte. Devlin hegte keinen Zweifel daran, dass Grace’ Familie ihn jagen und töten würde, wenn sie der Meinung waren, dass er die Verantwortung für ihre Entführung trug.
Das musste Rogans Plan sein: sich das Lösegeld zu beschaffen und gleichzeitig ihn loszuwerden, sodass er das Kommando über die Bande übernehmen konnte.
Und das hieß, Grace schwebte in großer Gefahr.
Als Erstes musste er nun herausfinden, wo, zur Hölle, Rogan sich aufhielt.
„Du musst ein bisschen Wasser trinken, mein Engel. Ich kann nicht zulassen, dass du mir jetzt wegstirbst, nicht wahr?“
Amüsiert, selbstgefällig, spöttisch – die Stimme brachte Grace zum Zittern, als sie mühsam die Augen aufschlug. Rogan St. Clair, nackt bis auf eine Hose, hielt ihr eine Tasse Wasser an die Lippen. Aus trüben Augen erkannte sie, wie die klare Oberfläche sich kräuselte, und ihre Kehle schien sich vor Durst zusammenzuziehen.
Grace wusste, dass sie hätte trinken sollen; ihre Lippen waren vor Trockenheit gesprungen, ihre Kehle ausgedörrt. Sie war schwach vor Hunger und Durst. Doch sie wollte sich der Hand des brutalen Kerls nicht nähern.
Seltsamerweise heftete sich ihr Blick auf den angeschlagenen Rand der Tasse und die dunklen Risse im Porzellan. Licht sickerte durch die Bretter, die vor das Fenster genagelt waren, und ihr Körper schmerzte von dem kalten Dunst, der durch die Holztür drang. Ihre Nase kräuselte sich bei all den Gerüchen – dem Übelkeit erregenden Gestank des nassen Bodens, dem Tierkot und dem strengen Ammoniakgeruch ihres eigenen Urins.
Die Tasse sah so klein und zerbrechlich aus, als könnte er sie versehentlich zerdrücken. Seine Hände kamen näher. Wohlgeformte Hände, anmutige Hände – doch diese Hände waren so grausam gewesen. Ihre Wangen brannten immer noch von seinen Schlägen. An ihrer Schläfe pochte ein schmerzhafter Bluterguss. Ihre ausgetrockneten Lippen waren unter seinen Hieben bereitwillig geplatzt und hatten heftig geblutet.
Es war Stunden – vielleicht Tage – her, seit sie geschlagen worden war.
„Trink das Wasser“, fauchte er. „Oder ich gieße es dir mit Gewalt in den Hals.“
Sie wollte den Becher mit Wasser nehmen, aber ihre Handgelenke waren noch gefesselt, und ihre Knöchel waren an Ringe in der Wand gekettet; sie war zu schwach, um ihr Gewicht zu bewegen, sich gegen den Zug der Ketten zu stemmen und ihre Lippen an die Tasse zu legen.
Ihre Lider waren fast geschlossen – sie konnte es nicht ertragen, diesen Mann anzusehen. Sie fürchtete sich davor, seinem Blick zu begegnen, denn sie wusste nicht, was er tun würde. Seit er sie geschlagen hatte, war sie nicht wieder von ihm berührt worden.
Es war so entsetzlich gewesen.
Der erste Hieb mit seiner Handfläche in ihr Gesicht hatte sie fassungslos gemacht. Nicht nur wegen der Schmerzen und der Gewalt seines Schlages. Sie verstand nicht, warum er das tat. Er schien einfach verrückt geworden zu sein.
Der zweite Schlag traf sie, ihre Lippe platzte, und sie dachte, sie müsse sterben.
Dann versuchte sie wegzulaufen, aber er trat ihr mit seinen Stiefeln gegen die Beine, brachte sie zu Fall und schlug sie dann wieder und wieder. Nur ins Gesicht.
Dann verschränkte er die Arme und lächelte auf sie herunter. Lächelte. Ihr eines Lid schwoll bereits an; ihre Lippen und ihre Nase bluteten heftig. Und er nickte zufrieden mit dem Kopf. „Das sollte genügen. Und nun brauchst du ein wenig Ruhe“, bemerkte er fröhlich.
Und das machte ihr die meiste Angst.
Sie war darauf vorbereitet, von ihm totgeprügelt zu werden. Aber sein plötzlicher Wechsel zur Freundlichkeit, als er sie zu einem schmalen Bett trug und viel Aufhebens darum machte, sie mit einer Decke zuzudecken, weckte in ihr das Gefühl, verrückt geworden zu sein.
Selbst als er die Schellen um ihre Knöchel legte, rieb er ihre Haut, als wollte er verhindern, dass sie sich unbehaglich fühlte.
Gott, es war so furchtbar gewesen!
Wofür sparte er sie sich auf? Sie wusste es immer noch
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