Feuer der Lust - Page, S: Feuer der Lust
Schenkel fiel.
Als Grace überrascht und besorgt die Hände rang, grinste er sie an: „Du hältst mich für töricht, so etwas nackt zu tun?“
„Du hast dir wehgetan.“
„Aber dafür haben wir jetzt ein fröhlich loderndes, wärmendes Feuer. Wie du weißt, birgt Feuer immer ein Risiko. Und meistens gibt es eine Belohnung, wenn man ein Risiko eingeht.“
Er musste von ihrem Feuer sprechen. Es loderte bereits wieder auf, ebenso wie die Flammen im Kamin.
Es klopfte an der Tür, und Devlin durchquerte mit langen Schritten das Zimmer. Einen Augenblick später schloss er, mit einem blauen Seidenmorgenmantel in der Hand, die Tür wieder hinter sich zu. „Das ist einer von meinen. Ich dachte, das wäre dir lieber, als einen von den Damen zu tragen.“
Sie nickte, während er sich entspannt aufs Sofa setzte, sein Haar zurückstrich und ein Glas zwischen seinen langen, eleganten Fingern hielt.
„Was genau hast du jetzt mit mir vor?“, erkundigte sie sich. Sie konnte ebenso gut versuchen, sich seelisch auf das vorzubereiten, was kam.
„Ich plane, das nachzuholen, was wir während der beiden letzten, vergeudeten Jahre versäumt haben.“
„Wie willst du zwei Jahre nachholen? Was meinst du?“, verlangte Grace zu wissen, aber Devlin lächelte nur, während er die Hände auf ihre Schultern legte und sie sachte in den hinteren Teil des Salons schob.
Seine Worte hatten Grace minutenlang verstummen lassen, und als sie endlich die Sprache wiedergefunden hatte, beantwortete er ihre Frage nicht. Glaubte er wirklich, die zwei Jahre, die sie getrennt verbracht hatten, seien verschwendete Zeit gewesen?
Hatte er sich nach ihr gesehnt? Was genau meinte er?
„Erst einmal essen wir“, schlug er vor, und sie wusste, sie würde vielleicht niemals herausfinden, was hinter seinen Worten gesteckt hatte.
„Du lieber Himmel“, stieß sie beim Anblick des Essens hervor, das auf einem kleinen, mit einer schneeweißen Decke versehenen Tisch bereitstand. Silbernes Geschirr glänzte im Kerzenlicht. Auf einem Holzbrett lagen verschiedene Käsesorten und Brot. Auf Servierplatten war Kuchen aufgetürmt. Die Vorhänge, durch die goldenes Licht ins Zimmer floss, wehten im sanften Sommerwind.
„Das ist das Morgenzimmer.“ Devlin zog einen Stuhl für sie unter dem Tisch hervor, ein Möbelstück im Queen-Anne-Stil mit Sitzkissen aus elfenbeinfarbenem Brokat.
Er goss ihr Tee ein, und sie starrte ihn erstaunt an – den berüchtigten Piraten, bekleidet mit einem Morgenmantel aus purpurroter Seide, der mit ruhigen Bewegungen ihre Tasse füllte, bevor er sich ebenfalls hinsetzte. Dankbar nahm sie den Tee entgegen, und seine Fürsorge berührte sie tiefer, als gut für sie war.
Ihr Magen knurrte verräterisch, aber sie wusste, dass sie sich nicht zum Bleiben verführen lassen würde. Abrupt stand sie auf und schob ihren Stuhl zurück. „Ich gehe, Devlin.“
Er war ebenfalls aufgesprungen, aber sie stand bereits an der Tür – der Tür auf der anderen Seite des Zimmers, von der sie sicher war, dass sie den einzigen Weg in die Freiheit darstellte. Sie war abgeschlossen, doch der Schlüssel steckte. Ihre Finger zitterten, als sie nach dem Schlüssel griff und ihn herumdrehte.
„Bleib hier bei mir“, rief Devlin, aber sie hatte schon die Tür geöffnet, rannte hinaus auf den leeren Flur. Am Ende des Korridors sah sie Licht, dann hörte sie von dort auch Gelächter. Da sie wusste, dass Devlin dicht hinter ihr war, lief sie vorwärts, auf die Helligkeit zu.
Ihre Schuhsohlen klapperten über glänzende Fliesen, dann erreichte sie das Licht – es handelte sich um die letzten roten Strahlen des Sonnenuntergangs, die in einen Treppenaufgang fielen. Vor ihr lagen kunstvoll verzierte Türen, doch es waren sechs Stück, und sie hatte keine Ahnung, welche von ihnen in die Halle führte, von der aus sie nach draußen gelangen würde.
Sie wählte die Treppe.
Während sie aufwärts eilte, sah sie Devlin unter sich. Sein Morgenmantel umwehte seine kräftigen Beine, während er sie verfolgte. Er hatte sie nach drei Sprüngen die Stufen hinauf eingeholt, aber sie entriss ihm ihren Arm.
„Komm zurück, Grace“, befahl er, doch sie ignorierte ihn. Inzwischen bezweifelte sie, dass es ihr gelingen würde, aus dem Haus zu fliehen, aber sie schämte sich zu sehr für ihren sinnlosen Fluchtversuch, um aufzugeben und umzukehren. Er würde sie fangen und auf seine Schulter laden und tragen müssen, falls er sie wieder an seinem Teetisch sitzen haben
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