Feuer der Lust - Page, S: Feuer der Lust
wollte.
Wieder hörte sie vor sich wildes Gelächter. Neugierig folgte sie den Geräuschen. Nun konnte sie männliche Beifallsrufe und entzücktes Frauengelächter unterscheiden.
Das musste Devlins Bande sein.
Endlich erreichte sie die Galerie, einen bogenförmigen Balkon mit einem glänzend polierten Geländer aus Eichenholz. Atemlos stützte sie sich auf das seidenglatte Geländer und starrte schockiert auf die Szene unter sich hinab.
Devlin packte sie beim Handgelenk – sie war so versunken in die Betrachtung der Orgie gewesen, dass sie überhaupt nicht mehr an Flucht dachte, als er auftauchte. Grace’ Lippen waren zu einem großen, hübschen „O“ geöffnet, ihre Augen so weit aufgerissen, dass ihre Wimpern die Brauen berührten, und nun schlug sie sich die Hand vor den Mund.
Durch ihre Finger fragte sie: „Gütiger Himmel, hat der Mann da mit zwei Frauen Sex? Haben sie sich beide vor ihm auf den Boden gekniet?“
Als er Grace’ leise, erstaunte Frage hörte, musste Devlin sich an das Balkongitter klammern, weil ihn eine Welle des Begehrens durchfuhr, die seine Knie zum Zittern brachte.
„Ich kann nicht glauben, dass es Leute gibt, die diese Dinge tatsächlich tun, Devlin!“ Sie wandte sich ihm zu. „Machst du auch so etwas?“
War sie eifersüchtig? Sie sah nicht verärgert aus. Sie wirkte auch nicht, als würde sie sich gleich wie Lucy benehmen, die herumschrie und Gift und Galle spuckte. Vielmehr schien sie verunsichert zu sein. Als würde der Gedanke, dass er solche Dinge tat, sie verletzen.
Er zuckte die Achseln. „Früher einmal. Meine Welt ist anders als deine, die von herzlosen Regeln beherrscht wird, Liebste. In meiner Welt geht es um Freude und Vergnügen. Und gerade jetzt möchte ich diese Freude allein mit dir teilen, Grace.“
„Wirklich?“ Sie zog eine Braue hoch und neigte den Kopf. „Wenn es um Freude und Vergnügen geht, wieso schubsen die Frauen sich dann gegenseitig weg, um diejenige zu sein, die dem Mann Lust bereitet?“
„Das ist ein Teil des Spiels.“ Doch als er hinschaute, sah er, wie Sally mit ihren Nägeln über Bess’ nackte Schulter kratzte. Die dunkelhaarige Bess trug nur ein scharlachrot und rosafarbenes, eng geschnürtes Mieder, und Sallys weißes Unterkleid war bis über ihr üppiges Hinterteil hochgezogen. Aus Spiel war heimtückischer Ernst geworden – doch das hatte mehr mit Macht als mit Verlangen zu tun. „Ich stimme dir zu. Hier geht es nicht mehr um ein Spiel. Sally, die Blonde, war in einen meiner Männer verliebt. Bess’ Liebhaber – derjenige, der dort unten steht, hat einen Fehler gemacht, der Sallys Geliebten das Leben gekostet hat …“
„Dann ist es nicht einfach nur blindes Vergnügen. Ebenso wie ich, sind diese Frauen mit den Herzen dabei.“
Gerade strich er mit der Hand am Geländer entlang, um Grace’ Finger zu berühren, als er abrupt innehielt. Wollte sie damit sagen, dass für sie immer Gefühle im Spiel waren? Etwa auch, als sie mit ihm zusammen gewesen war?
Falls es tatsächlich so war, betrachtete er es als Katastrophe, denn er konnte den Gedanken nicht ertragen, sie verletzt zu haben.
Dennoch wollte er, dass sie ihn liebte. Zur Hölle, das wollte er wirklich, und diese Erkenntnis erstaunte ihn.
„Ich war immer der Meinung, die Frauen hier im Haus würden meine Männer zu freigiebig untereinander aufteilen, um sich ernsthaft zu verlieben“, gestand er. Er hatte die dramatischen Auftritte und gegenseitigen Verletzungen als typisch weibliches Verhalten abgetan. Nie hatte er daran gedacht, dass die Frauen sich verlieben könnten – nicht in die wilden Kerle aus seiner Bande, die Orgien und ihr Vergnügen liebten und wussten, dass sie in jeder Nacht, die da kam, ihr Leben verlieren konnten.
„Ich glaube, du wirst feststellen, dass jede der Frauen hier in deinem Haus in einen einzigen Mann verliebt ist, ganz gleich, mit wem sie ins Bett geht“, erklärte Grace.
Devlin stieß einen Seufzer aus. Eigentlich hatte er gehofft, Grace von seiner wilden Welt fernhalten zu können, doch andererseits war es sein Plan gewesen, ihr vieles beizubringen und ihr zu zeigen, dass sie sich nicht in einen Käfig aus Schuldgefühlen einsperren musste. Er hatte ihr klarmachen wollen, dass sie Vergnügen und Sinnlichkeit verdiente.
Sein Ziel war es, ihre Welt offener und freier zu machen.
Stattdessen zwang sie ihn, tiefer über seine eigene Welt nachzudenken.
„Männer können natürlich Sex haben, ohne dass ihr Herz beteiligt
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