Feuer der Nacht
klein, nicht wahr?« Er ließ ihre Hand los; so wenig es ihr gefiel, diese Wärme und Kraft freizugeben, so konnte sie doch nicht einfach seine Hand weiterhin festhalten. Dann nahm er gezielt ihre linke Hand und hob sie hoch, um den Ringfinger prüfen zu können. Sie zog die Augenbrauen in die Höhe, bedachte ihn mit einem kühlen Blick und prüfte dann ihrerseits seine Hand. Nicht dass ein fehlender Ehering bedeutete, dass jemand auch wirklich Single war, aber zumindest standen die Chancen besser.
Er lehnte sich zurück, hob sein Bierglas hoch, um einen Schluck zu trinken. »Nun, Jaclyn Wilde, wieso war eigentlich Ihr Nachmittag so mies?«
Mit einem Seufzer griff sie nach ihrem Margarita, womit sie sein Verhalten spiegelte. Er gönnte sich sein Bier vermutlich mit Genuss, während bei ihr der bloße Gedanke an Carrie Edwards das Bedürfnis nach alkoholischer Aufrüstung auslöste. »Ich bin Hochzeitsdesignerin, und ich hatte einen langen, üblen Termin mit der wohl schlimmsten Klientin, die ich je in meinem Berufsleben hatte. Sie hat das Zeug, die sanftmütigsten Menschen in durchgeknallte Irre zu verwandeln.«
»Sie sehen mir aber nicht wie eine durchgeknallte Irre aus.«
»Nein, aber viel hat nicht gefehlt. Mich überkam das überwältigende Bedürfnis nach einem Drink auf dem Heimweg, dank dieser Monsterbraut. Normalerweise mache ich das nicht.« Sie wollte nicht, dass er sie für eine Trinkerin hielt. Aber eigentlich war es ja auch egal, was er dachte. Sie würde jetzt etwas mit ihm trinken, dann würde sie nach Hause fahren – und das war es dann.
Männer machten Jaclyn nicht nervös. Sie wusste, wer sie war, und mehr zählte nicht … Meistens jedenfalls. Eric Wilder jedoch machte sie nervös. Nicht hypernervös, nicht unangenehm nervös, nur angespannt und bewusst – als wäre ihre Haut plötzlich zu eng und übersensibilisiert. Es war ihr plötzlich zu viel, ihn auch nur anzusehen, und so ließ sie den Blick mit einer Nonchalance über die Kneipe schweifen, die sie bei Weitem nicht empfand.
»Hochzeitsdesigner«, sagte er. »Hört sich nach einem interessanten Job an.«
»Ich bin praktisch Eventmanagerin, aber bei einem Großteil unserer Aufträge handelt es sich um Hochzeiten. Zugegebenermaßen sind manche Tage interessant, aber manche eben auch nicht.« Sie vergaß ihre Nonchalance und sah ihm unvermittelt ins Gesicht, was ihrem Nervensystem einen Kick verpasste, denn er schaute nicht weg. Er hatte vielmehr seine Augen – ja, sie waren wirklich braun – auf die ihren geheftet.
»Meiner Erfahrung nach ist eine Hochzeit ein echt beklopptes Unterfangen, um eine Ehe zu beginnen«, erklärte Eric.
»Worauf beruht diese Einschätzung?«, fragte sie amüsiert, aber auch etwas provokant, denn es bestand durchaus die Möglichkeit, dass er recht hatte.
»Auf meiner eigenen Hochzeit«, lautete die lakonische Antwort. »Das ganze Wochenende war ein einziger Albtraum. Ich glaube, ich war der Einzige, der nicht geheult hat, und ich rede hier nicht von Freudentränen.«
Ihr fiel ein Stein vom Herzen. Jaclyn fühlte, wie sich ihr Rückgrat aufrichtete, ihre unerwartete Freude über das nahe Ende der Unterhaltung. »Sie sind verheiratet?«
»Nicht mehr. Geschieden. Seit sechs Jahren schon.« Er hob sein Bierglas hoch. »Und Sie?«
»Auch geschieden.«
Gott sei Dank, dieses kleine Detail war nun also geklärt. Sie waren beide geschieden und somit auf dem Markt. Nicht dass dies für eine Unterhaltung erforderlich gewesen wäre, aber es war gut zu wissen.
»Waren Sie schon Hochzeitsdesignerin, als Sie geheiratet haben?«
»Ja. Ich hatte mit meiner Mutter die Firma aufgezogen.«
»Nun, geht eine Frau, die Hochzeiten für andere plant, mit ihrer eigenen konform? Oder waren Sie die ganze Sache schon leid?«
»Um Ihre Fragen in umgekehrter Reihenfolge zu beantworten: nein und ja«, gab sie zu, um noch trocken hinzuzufügen: »Die Ehe hat kaum länger als die Zeremonie gedauert. Aber, nein, ich bin meinen Job nicht leid. Wenn alles gut klappt und sich alle prächtig amüsieren, dann ist das eine schöne Erinnerung.
Und für den Fall, dass Sie das interessiert: Ich habe bei meiner eigenen Hochzeit nicht geweint«, fügte sie schelmisch hinzu.
»Hätte ich mir auch nicht vorstellen können.«
Sie nahm einen Schluck Margarita, und Eric winkte der Kellnerin. »Ich würde Ihnen gern noch einen Drink spendieren.«
Jaclyn schüttelte den Kopf in Richtung Kellnerin und bedeckte ihr Glas, um ihr zu signalisieren,
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