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Feuer der Rache

Titel: Feuer der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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öffnete die Glastüren und trat auf die Terrasse hinaus. Der Wind jagte Wolkenfetzen von Westen her über die Elbe. Bestimmt würde es heute noch regnen. Aber so genau konnte man das hier nie sagen. Ein Wolkenbruch kam schnell, und eine Stunde später konnte man schon wieder in der Sonne sitzen oder vom Sturm umbraust werden. Sabine blinzelte zum Himmel hinauf. Was nun? Sie würde ihren Kreis vergrößern, um in der Vergangenheit zu stochern, wie Frau Mascheck es ihr geraten hatte. Bei wem sollte sie beginnen? Alettas Worte gingen ihr noch einmal durch den Kopf. Warum nicht in ihrem Umfeld anfangen? Beispielsweise bei ihrer Mutter. Da in der Villa kein Telefonbuch zu finden war, schritt Sabine den Waldweg durch den Park hinunter zum Eibufer, um persönlich bei Frau Reichmann vorbeizuschauen.
    Eine Stunde später stieg die Kommissarin unverrichteter Dinge den Baurs Weg hoch und folgte dann der Blankeneser Bahnhofstraße. Wie dumm von ihr, nicht daran zu denken, dass Alettas Mutter um diese Zeit noch in der Apotheke arbeitete. Den Abstieg zur Elbe hätte sie sich sparen können. Ach was, ein wenig frische Luft beim Nachdenken schadete nicht. Sie legte sich ihre Fragen zurecht und achtete nicht auf das, was um sie herum vor sich ging. Zwei Frauen kamen ihr entgegen. Sie wichen ein wenig zur Seite, um Sabine vorbeizulassen.
    „Hallo, Frau Berner."
    Die Kommissarin blieb stehen und hob ihren Blick. „Ach, Carmen, hallo, entschuldigen Sie, ich war so in Gedanken, dass ich Sie nicht erkannt habe."
    Die junge Frau lächelte. „Ja, das kenne ich. Ich laufe -trotz Brille -oft blind durch die Gegend."
    Die ältere Frau neben ihr sah erst Sabine und dann ihre Begleiterin fragend an.
    „Oh", stieß Carmen aus und wurde rot. „Mama, das ist Kommissarin Berner vom LKA. Sie hat Nachforschungen für Frau Jacobson angestellt -wegen Iris, du weißt schon. Frau Berner, das ist meine Mutter, Frau Gerstner."
    Die Frauen schüttelten sich die Hand. Die Kommissarin lächelte, aber Frau Gerstner schien nicht sehr erfreut zu sein. Vielleicht war es die übliche Scheu vor Kripobeamten, die sie mit vielen Menschen teilte.
    Die Frau kam Sabine irgendwie bekannt vor. Es war nicht die Ähnlichkeit mit der Tochter -deren Gesicht war schmal, die Wangen eingefallen und blass, während man Frau Gerstner als gut genährt bezeichnen konnte, mit runden Zügen und kräftiger Gesichtsfarbe. Nein, sie hatte sie schon einmal bei einer wichtigen Gelegenheit gesehen. Warum nur fiel es ihr jetzt nicht ein?
    Einige Augenblicke herrschte Schweigen. Sabine öffnete gerade den Mund, um sich zu verabschieden, als Carmen die peinliche Stille brach.
    „Ich hoffe, Sie sind zur Erholung nach Blankenese gekommen und nicht etwa zur Verbrecherjagd." Sie lachte etwas zu schrill.
    „Ich möchte mich mit Frau Reichmann unterhalten", gab die Kommissarin bereitwillig Auskunft.
    „Mit Alettas Mutter?", vergewisserte sich Carmen. „Aber warum das? Ich meine, kennen Sie sich?" Der Gedanke schien ihr gar nicht zu gefallen.
    „Noch nicht", antwortete Sabine heiter, „aber in ein paar Stunden vielleicht schon ganz gut."
    „Carmen, wir müssen weiter. Ich komme zu spät zur Arbeit! Du weißt, dass sie das nicht ausstehen kann!", drängte Frau Gerstner. „Sie hat heute Abend Gäste."
    Die Kommissarin ließ noch einmal den Blick über Carmens Mutter schweifen, und plötzlich wusste sie wieder, wo sie ihr begegnet war.
    „Sie arbeiten im Haus der Everheests, nicht? Dort sind wir uns vor einigen Tagen begegnet."
    „Von Everheest", verbesserte die Haushälterin. „Ja, ich habe für den alten Herrn Doktor und seine Frau gearbeitet, dann für Herrn Sven, und nun kümmere ich mich nur noch um seine Witwe." Sie seufzte. „Wer weiß, wie es weitergehen wird."
    „Dann such dir doch endlich einen neuen Job", maulte Carmen. „Ich habe dir schon vor zehn Jahren gesagt, du sollst da weggehen. Aber du wartest lieber, bis dich Cafhilein entbehren kann und vor die Tür setzt."
    „Frau von Everheest!", stieß sie zwischen den Zähnen hervor.
    Die beiden tauschten einen Blick. Es war ein Kampf, der sicher eine lange Vorgeschichte hatte und über deren Ursache die Kommissarin gern mehr gewusst hätte. Dies war allerdings auch eine gute Gelegenheit, mehr Informationen über das Geflecht der Familien von Everheest, Reeder und Sandemann zu bekommen.
    „Wie geht es Frau von Everheest?", begann sie mit möglichst mitfühlender Stimme.
    „Wie es einer jungen Witwe geht, nachdem ihr Mann

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