Feuer der Rache
stören.
„Ach, und woher willst du das wissen? Kannst du von hier alle drei Stockwerke durchschnüffeln?", fauchte sie und drückte noch einmal auf den Klingelknopf.
Peter von Borgo schüttelte den Kopf. „Nein, aber da er nicht an zwei Stellen gleichzeitig sein kann, schließe ich, dass er nicht im Haus ist."
Die Kommissarin ließ den Klingelknopf los und drehte sich um. Der Vampir deutete auf einen schwarzen 500er Mercedes, der auf der anderen Seite zwischen zwei Pflanzkübeln parkte.
„Du meinst?" Ihre Stimme zitterte. Langsam überquerte sie die schmale Straße und näherte sich dem Wagen. Nun sah sie, dass die Fahrertür nicht ganz geschlossen war. Die Regentropfen auf der Scheibe reflektierten das Licht der Straßenlaternen, sodass sie nicht erkennen konnte, ob jemand im Wagen war. Sie warf dem Vampir einen Hilfe suchenden Blick zu. Er nickte nur und kam ihr nach, die Hände noch immer in den Hosentaschen. Sabine zog den Ärmel der Jacke nach vorn und umfasste den Türgriff. Langsam zog sie die Wagentür auf.
Da saß jemand. Sein Kopf war zur Seite geneigt, der Oberkörper zum Beifahrersitz hinübergesunken. Sabine sah im Schein der Lampen ein dunkles Loch in seiner Schläfe, von dem aus ein rostrotes Rinnsal in seinen weißen Kragen geflossen war. Sabines Hand zitterte, als sie nach seinem Pulsschlag tastete. Sie konzentrierte sich, hielt den Atem an und schloss die Augen: nichts. Lorenz von Raitzen war tot. Wenn auch noch nicht lange. Seine Haut fühlte sich noch erstaunlich warm an. Der Mörder war ihnen nur kurze Zeit zuvorgekommen.
„Zwanzig bis dreißig Minuten", sagte der Vampir bestimmt.
Die Kommissarin trat vom Wagen zurück. „Scheiße!", schrie sie. „Scheiße, Scheiße! Aber nein, die Hinweise reichen nicht aus, um einen Personenschutz zu rechtfertigen. Liebe Kollegen, kommt her und seht euch die Schweinerei an!"
„Ah, ich möchte dich nur ungern in deinem Temperamentsausbruch stören, aber da drüben ist ein Licht angegangen, und ich glaube, wir werden misstrauisch beäugt."
„Dann können sie ja auch gleich die Polizei verständigen", wütete Sabine. Sie riss ihr Handy aus der Tasche. Wut zu empfinden war immer noch besser als Schuld. Hatte sie versagt? Hatte sie den Tod des Steuerberaters zu verantworten? Zum zweiten Mal an diesem Abend rief sie den Kollegen der 2. Mordbereitschaft an.
„Und, wo ist nun Ihr Streifenwagen?", fauchte sie, nach dem sie den Toten gemeldet hatte.
„Moment -er hat sich vor dreißig Minuten das letzte Mal gemeldet. Da war anscheinend noch alles in Ordnung. Herr von Raitzen hatte gerade seinen Wagen vor dem Haus abgestellt. Er wollte nicht, dass die Kollegen ihn in seine Wohnung begleiten."
Sie fluchte und legte auf. „Was ist?", fragte sie Peter von Borgo schroff. „Was machst du da?" Er hatte den Kopf in den Nacken gelegt und die Augen geschlossen. „Du solltest verschwinden, bevor die Kripo eintrifft. Es ist nicht gut, wenn du da mit reingezogen wirst." Er reagierte nicht. „He, was ist los? Hörst du mir überhaupt zu?"
Er richtete seine roten Augen auf sie. „Aber ja, ich bin durchaus in der Lage, gleichzeitig eine Witterung aufzunehmen und zuzuhören."
„Dann setz dich in deinen Wagen und -Moment -was für eine Witterung? Du meinst doch nicht etwa?"
„Ja, ich meine nicht nur den Geruch des Pulvers und des Todes, der mir aus dem Wagen entgegenweht. Es ist noch nicht sehr lange her, daher kann ich sie trotz des Regens riechen."
„Wer ist ,sie'? Oder muss ich fragen: Wer sind ,sie'?", drängte Sabine.
Peter von Borgo hob abwehrend die Hände. „Nun enttäusche mich nicht. Ich halte sehr viel von deinem Spürsinn und deiner Kombinationsgabe. Sage du es mir!"
Sabine begann im Licht der Laterne im Kreis zu gehen, die Hände auf dem Rücken ineinander verschränkt. „Aletta, Maike und Carmen."
Der Vampir nickte.
„Ja, ich hatte diesen Verdacht, aber es kann nicht sein. Du musst dich irren. Ich habe erst um zehn bei ihnen angerufen."
„Meine Nase täuscht mich nie. Aletta war hier, ich rieche ihre Spuren am Wagen." Er schloss wieder die Augen und schritt in einem großen Bogen um das Auto herum. „Und auch Maike kann ich schwach wahrnehmen."
„Ich habe ihre Stimmen gehört!"
„Das bestreitet ja niemand."
„Frau Jacobson hat mir bestätigt, dass sie an allen Freitagen die ganze Nacht in ihrem Haus waren. Glaubst du, sie lügt mich an, um die drei zu decken?"
Peter von Borgo schüttelte den Kopf. „Nein, das denke ich
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