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Feuer der Rache

Titel: Feuer der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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weiche Polster sinken. Der Wein schmeckte schwer und erdig. Sie drehte das Glas in den Händen und betrachtete durch die rote Flüssigkeit die Flammen der Kerzen, die Peter von Borgo angezündet hatte.
    „Geht es dir besser?", fragte ihr Gastgeber.
    Sabine nickte. Sie sah zu ihm hinüber. Er saß noch immer hinter dem Flügel. Ihr Blick wanderte über die Bücherregale und blieb dann an ein paar röüich verfärbten Buchrücken hängen, die sich unschön wellten. Schuldbewusst senkte sie die Lider. Wie hatte sie nur so unbeherrscht sein können. Die wertvollen alten Bücher waren verdorben! Wer hatte die Scherben entfernt? Peter oder Frau Mascheck? Was die alte Dame wohl dachte, falls sie die Scherben gefunden hatte?
    Peter von Borgo begann wieder zu spielen. Sabine rutschte tiefer in ihren Sessel und lauschte den Klängen der „Nocturne". Sie durfte sich entspannen. Sie hatte sich geirrt.
    Die Musik und der Wein machten sie schläfrig. Wie schön war es, hier angenehmen Träumen entgegenzudämmern. Würde Peter sie nachher in sein Himmelbett tragen? Würde sie noch einmal solch unbegreifliche Gefühle erleben?
    „Nun, was meinst du?", fragte der Vampir in höflichem Plauderton, während er leise weiterspielte. „Wer wird heute Nacht sein Leben aushauchen? Canderhorst oder von Raitzen?"
    Die Worte sickerten langsam in Sabines Bewusstsein. Was hatte er da eben gesagt? Sabine riss die Augen auf und setzte sich kerzengerade hin. „Du sagst das so, als wärst du vollkommen sicher, dass einer von ihnen sterben wird."
    Der Vampir nickte. „Aber ja. Zweifelst du denn daran?"
    Sabine dachte an ihr Telefonat mit Frau Jacobson. Die drei Frauen waren daheim und spielten Skat, so wie Maike es gesagt hatte. Alle Morde waren vor Mitternacht ausgeführt worden. Sie konnten nichts damit zu tun haben!
    „Der eine stirbt, und der andere ist sein Mörder?", sagte Sabine langsam. War das nicht ihre erste Eingebung gewesen? Dass einer die anderen Mitwisser auszuschalten suchte?
    Peter von Borgo schüttelte den Kopf. „Nein, meine Liebe, du bist auf dem falschen Weg. Sie werden beide sterben. Was hat es für einen Sinn, auf halbem Weg stehen zu bleiben?"
    „Was?" Sie schüttelte den Kopf. „Willst du mir damit sagen, du weißt, wer der Mörder ist?"
    „Aber ja", bestätigte Peter von Borgo liebenswürdig und bot ihr noch ein Glas Wein an. Sabine schluckte, ohne zu merken, was sie trank. Welch eine Verschwendung!
    „Du hast es von Anfang an gewusst?"
    Es setzte sich in den Sessel neben sie und schlug elegant die Beine übereinander. „Aber nein. Den Doktor entdeckte ich rein zufällig, und auch dann habe ich noch nicht verstanden. Erst als ich den Anwalt in seiner Kanzlei fand, wurde es mir klar."
    „Du bist dir ganz sicher?"
    „Oh ja. Ich habe den Fall mit Interesse verfolgt."
    Sabines Stimme zitterte. „Das ist fast zwei Wochen her!
    Und du hattest nicht das Gefühl, dass es deine Pflicht wäre, die Polizei oder zumindest mich zu informieren, um weitere Morde zu verhindern und den Täter zu fassen?"
    Peter von Borgo zog grübelnd die Stirn in Falten. „Nein", sagte er nach einer Weile. „Nein, der Gedanke kam mir nie."
    Sabine sprang auf und begann unruhig auf und ab zu gehen. „Hast du denn überhaupt kein Gewissen? Kein Ehrgefühl?"
    Wieder schüttelte er den Kopf. „Ich bin kein Mensch, aber vermutlich hätte ich zu den Zeiten, als ich noch einer war, nicht anders darüber gedacht. Es geht mich nichts an. Ich beobachte nur und verfolge gespannt die Entwicklung."
    Die Kommissarin ballte die Fäuste und schloss die Augen, um den Zorn in sich niederzuringen. Erst als sie sicher war, dass sie ihre Stimme unter Kontrolle hatte, sagte sie: „Und wirst du nun so freundlich sein, mir zu sagen, was du weißt, damit ich wenigstens den nächsten Mord verhindern kann?"
    „Nein. Warum sollte ich mich einmischen? Wenn die Kriminalpolizei selbst dahinterkommt, gut, dann soll sie eingreifen, ich jedoch werde auf meinem Platz des interessierten Zuschauers verweilen."
    Sabine schnappte nach Luft. Es dauerte eine Weile, ehe sie sich wieder im Griff hatte. „Verflucht noch mal, das kannst du nicht tun! Ich verstehe ja, dass du sauer bist und dich rächen willst, doch das kannst du nicht an einem Unschuldigen auslassen, der damit nichts zu tun hat!"
    „Wer ist schon unschuldig?", sagte der Vampir sanft. „Aber das ist ein anderes Thema. Du irrst dich, wenn du denkst, ich würde von so menschlichen Gefühlen wie Wut oder Rache

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