Feuer der Rache
getrieben."
Sabine fühlte sich hilflos. „Kann ich denn gar nichts machen, dass du mir deine Informationen verrätst?"
Nun schien der Vampir verärgert. „Vergib deinen Stolz nicht leichtfertig", schimpfte er. „Erniedrige dich nicht für etwas, das es nicht wert ist! Du wirst nur meinen Zorn entfachen, wenn du dich auf Bitten oder Flehen verlegst."
Sabine biss sich auf die Lippe. „Gut, wenn es nicht anders geht, dann muss ich eben versuchen, Polizeischutz für die beiden zu bekommen."
Peter von Borgo zuckte mit den Schultern und erhob sich. „Dann tu das, wenn es dein Gewissen beruhigt. Es erhöht den Reiz des Spiels, das muss ich zugeben. Wer ist schlauer? Wird der Fuchs in die Falle gehen?" Er summte vor sich hin, trat zurück an den Flügel und schlug ein paar Töne an. Wie von selbst verbanden sie sich zu Läufen und kühnen Sprüngen, deren Rhythmus sich in einem munteren Tanz wiederfand. Die Kommissarin zog ihr Handy heraus, eilte in die Halle und schlug die Tür hinter sich zu, sodass die aufreizende Musik nur noch gedämpft zu hören war.
Thomas hatte sein Mobiltelefon ausgeschaltet. Sönke war wohl auch unterwegs. Die Zentrale gab ihr die Nummer eines Kollegen von der 2. Mordbereitschaft, der heute Dienst hatte. Er hob gleich ab, wollte allerdings wissen, wie Sabine auf die Idee komme, dass diese beiden Männer heute Nacht besonders gefährdet seien. Die Kommissarin geriet ins Stottern. Sie konnte ihm ja schlecht sagen, dass der Vampir im Nebenzimmer, der nun ein flottes Rondo spielte, behauptete, sowohl den Mörder als auch dessen Pläne zu kennen, sich aber leider nicht dazu überreden ließ, dieses Wissen an die Polizei weiterzugeben.
„Hören Sie, ich habe einen Informanten, dessen Namen ich nicht nennen darf, so lautet der Deal. Aber Sie können sich darauf verlassen, dass seine Aussagen stimmen. Außerdem habe ich mir die Unterlagen angesehen. Ich bin überzeugt, dass er recht hat!"
„Frau Berner, sind Sie eigentlich wieder im Dienst? Arbeiten Sie an dem Fall?"
Ja, wollte sie sagen, presste aber ein zerknirschtes „Nein" hervor.
„Ich will Sie jetzt nicht fragen, wie Sie an die Informationen über diese Fälle kommen, aber Ihnen ist doch klar, dass ich aufgrund Ihrer Theorie und der Aussage eines unbekannten Informanten keinen Personenschutz anordnen kann."
„Nicht, wenn Sie sich streng an die Vorschriften halten. Aber ist ein Menschenleben es nicht wert, die Regeln einmal etwas lockerer auszulegen?"
Der Mann am anderen Ende der Leitung schwieg eine Weile. „Sie scheinen sich Ihrer Sache ja sehr sicher zu sein."
„Das bin ich! Bitte! Denken Sie darüber nach! Fragen Sie den Chef, oder rufen Sie selbst in der Kaserne drüben an, aber tun Sie irgendetwas!"
„Ich könnte einen Streifenwagen vorbeischicken", sagte er zögernd.
„Ja, das ist besser als nichts." Sabine nannte ihm die Adressen der beiden Männer und legte dann auf. Sie sah auf ihre Uhr. Es war halb elf. War es etwa schon zu spät? Hatte der Mörder bereits zugeschlagen? Aus der Bibliothek erklang Walzermusik. Es war, als wolle der Vampir sie auslachen. Hektisch kramte die Kommissarin in ihrer Handtasche. Sie hatte sich die Nummern irgendwo notiert. Endlich fand sie den schmuddeligen Zettel und wählte Eike Canderhorsts Handynummer.
„Geh ran, geh ran", flüsterte sie beschwörend.
Ja?«
Sie stieß einen erleichterten Seufzer aus und nannte ihren Namen. „Wo sind Sie? Gehen Sie nicht aus dem Haus. Lassen Sie niemanden herein. Ein Streifenwagen ist auf dem Weg zu Ihnen", sprudelte sie hervor. Der Mann am anderen Ende schien verblüfft, dann jedoch schwang Ärger in seiner Summe. „Ach, haben Sie es endlich kapiert?"
„Ja, wir haben einen gezielten Hinweis bekommen."
„Das heißt, die Mörder sind Ihnen nun bekannt?", fragte er vorsichtig.
Die Kommissarin stutzte. „Die Mörder?", zischte sie. „Kann es sein, dass Sie mir ein paar Details sagen sollten? Sie scheinen ja eine recht klare Vorstellung davon zu haben, wer Sie beseitigen will!"
Eike Canderhorst wehrte ab. „Wie kommen Sie darauf? Nein, ich weiß nicht, wer es auf uns alle abgesehen hat, aber ich dachte, für einen einzigen Mörder wäre das ein wenig viel, oder?"
Sabine glaubte ihm nicht, dennoch drang sie nicht weiter in ihn. Wenn er so dumm war, lieber sein Leben aufs Spiel zu setzen, als der Kripo zu vertrauen, dann musste er auch die Konsequenzen tragen.
„Wissen Sie, wo sich Herr von Raitzen im Moment aufhält?", fragte sie
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