Feuer der Rache
Zeit, die Kollegen herzurufen."
Sie begann die Nummer zu tippen, als Maike plötzlich vom Bett aufsprang. Sie bewegte sich viel schneller, als Sabine es ihr zugetraut hätte. Sie hatte keine Chance auszuweichen. Maike prallte mit ihrem ganzen Gewicht gegen die Kommissarin und schleuderte sie zu Boden. Das Handy flog ihr aus der Hand und knallte gegen die Wand. Ehe Sabine sich aufrappeln konnte, hatte Maike das Kassettenfach aufgerissen, das belastende Band herausgezogen und auf den Boden geschleudert. Mit beiden Füßen trampelte sie darauf herum.
„Da haben Sie Ihre Beweise, verfluchte Schnüfflerin!"
„Geben Sie sich keine Mühe", stöhnte Sabine und rappelte sich auf. „Wir haben ein gutes Labor."
„So? Dann sollen die das mal analysieren!" Maike knüllte das braune Band zu einem Knäuel zusammen und ließ ihr Feuerzeug klicken. Sabines Hand schnellte nach vorn, doch Maike stieß sie beiseite und rannte hinaus. Aletta ging durchs Zimmer und hob das zu Bruch gegangene Handy auf.
„Frau Berner", sagte sie ernst und sah der Kommissarin in die Augen. „Ich habe ein paar Dinge, die Sie interessieren könnten. Würden Sie bitte mit zum Haus meiner Eltern kommen, dann kann ich Sie Ihnen geben."
Die Kommissarin kniff die Augen zusammen. „Ich soll hier verschwinden, damit Ihre Freundinnen in Ruhe die Beweise vernichten können? Für wie dumm halten Sie mich?"
Aletta sah ihr in die Augen. „Ich halte Sie nicht für dumm -auch wenn wir Sie unterschätzt haben, das gebe ich zu." Carmen stieß einen erstickten Laut aus. „Bitte, ich weiß, dass es zu Ende ist. Vertrauen Sie mir und kommen Sie mit."
„Wie wäre es, wenn Sie mir zuerst die Pistole aushändigen?", schlug Sabine vor. „Ich möchte ungern erschossen werden."
„Das hatte ich nicht vor", entgegnete Aletta ruhig, ohne den Blick abzuwenden. „Außerdem vermute ich, dass Ihr schwarzer Freund mit den außergewöhnlichen Kräften hier in der Nähe herumlungert und auf Sie achtgibt?"
Sabine schnappte nach Luft. „Ja, das ist ziemlich wahrscheinlich", stieß sie hervor.
Aletta trat einen Schritt näher. Ihre Stimme war beschwörend, der Blick so intensiv, dass Sabine fühlte, wie ein Schwindel sie erfasste. Sie hat etwas von den hypnotischen Fähigkeiten des Vampirs, dachte sie und versuchte, sich nicht von ihrer Stimme verwirren zu lassen.
„Sie werden Ihren Triumph bekommen, den Fall gelöst zu haben, das verspreche ich Ihnen, und doch bitte ich Sie, sehen Sie sich erst alle Fakten an, bevor Sie Ihre Kollegen rufen. Wenn Sie das nicht tun, wird es Ihnen ganz bestimmt leid tun. Das soll keine Drohung sein!", fügte sie hinzu. „Ich denke nur, Sie sind auf der Suche nach der Wahrheit -über Iris -über uns alle, oder?"
Die Kommissarin nickte. Sie dachte an Peter von Borgo, der, wie Aletta vermutete, sicher noch draußen unterwegs war. Ja, er würde auf sie aufpassen und nicht zulassen, dass ihr etwas geschah.
„Gut. Gehen wir", sagte die Kommissarin knapp und stieg hinter Aletta die Treppe hinunter.
„Hol Maike und geht dann zu Bett", riet Aletta der Freundin, die noch immer reglos auf der Bettkante saß. „Es kann spät werden."
Unten in der Diele hörten sie Frau Jacobson rufen. „Was ist denn los? Ich dachte, ihr seid zu Bett gegangen?"
Maike, die mit verschränkten Armen neben der Haustür stand, antwortete: „Alles in Ordnung, Großmutter. Bleib in deinem Bett. Wir werden nun auch schlafen gehen."
Sie öffnete die Haustür und warf der Kommissarin noch einen bösen Blick zu, als diese Aletta in die Nacht hinaus folgte.
„Du nimmst den Bus, versprich es!", sagt Carmen mit zitternder Stimme zum Abschied.
„Ja, klar", stimmt ihr Aletta zu, um sie zu beruhigen. So ein Quatsch! Durch den Park ist sie viel schneller, als wenn sie auf den Bus warten und dann doch noch den Strandweg vorlaufen muss. Sie wartet, bis sich die Haustür hinter Carmen geschlossen hat, dann macht sie sich auf den Weg.
In Gedanken noch bei ihren Freundinnen, geht Aletta die Straße entlang. Was ist nur mit ihnen los? Völlig durchgeknallt, sagen die Mitschüler, die Lehrer zucken nur hilflos mit den Schultern oder lassen ganz offen ihren Zorn auf ihre Köpfe herabprasseln. Doch so einfach kann Aletta das nicht abtun. Sie sind ihre besten Freundinnen, und doch hat sie das Gefühl, als hätte jede von ihnen eine Mauer um sich gezogen, die sie nicht überwinden kann.
Erst war es nur Iris, die immer stiller wurde und zum Ende des vergangenen Schuljahres fast
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