Feuer der Rache
Senator von Lohsen. Alexander Sandemann ist Gynäkologe, wie sein Vater früher. Seine Praxis ist im Jungfrauenthal -und er nimmt natürlich nur gut betuchte Privatpatientinnen -"
„- und diese Praxis ist keine drei Minuten von Frau Reeders Kosmetikinstitut entfernt, nicht wahr?"
„Du bist ein wandelnder Stadtplan!"
Sabine kaute auf ihrer Unterlippe. „Lass mich das noch mal zusammenfassen, dass ich da nichts durcheinanderbringe: Also, wir haben die beiden Sandemann-Geschwister: Alexander und Cathrin. Alexander ist mit der Senatorentochter Tanja verheiratet, Cathrin mit Sven von Everheest. Sein Anwalt ist Kai Reeder, der von ihm entlassen wird. Zwei Tage später erschießt jemand von Everheest. Reeder ist vorläufig nicht auffindbar, und seine Frau bekommt Besuch vom Schwager des Erschossenen. Hm, das kann alles ganz harmlos sein. Man kennt sich untereinander."
„Kann harmlos sein", knurrte Sönke, „muss aber nicht!"
Auch Hauptkommissar Thomas Ohlendorf rief in dieser Woche zweimal bei Sabine an, allerdings nicht, um ihr Details des Falls zu berichten, und Sabine hütete sich, ihn auf diese anzusprechen.
„Ich habe gehört, ihr habt einen Neuen?", ließ sie bei einem der Telefonate wie zufällig fallen.
„Stimmt. Michael Merz, vom fünfzehnten Revier, hat sich bei uns beworben. Was ich so mitkriege, macht er sich gut. Hat ein Gespür für die Leute und eine gute Nase dafür, wenn etwas nicht ganz astrein ist. Ich habe ihn bei zwei Vernehmungen beobachtet. Ausnahmsweise scheint der Tieze uns was Brauchbares geschickt zu haben. Und die Kollegen mögen ihn auch."
„Wie schön für euch", presste sie hervor.
„Verdammt, Sabine, das ist kein Grund, die Gekränkte zu spielen", brauste der Hauptkommissar auf. „Wir vermissen dich und hoffen, dass du bald wiederkommst, aber bis dahin können wir nicht mit einer gelichteten Mannschaft weitermachen. Jetzt ist auch noch Robert krankgeschrieben, danach fängt die Urlaubszeit an. Es geht so nicht weiter. Wenn du wirklich zurückkommen willst, dann suche dir endlich einen Arzt, der dir deine geistige Gesundheit bescheinigt, an der hier in der Gruppe sowieso keiner zweifelt!"
Am Mittwoch rief Michel Merz bei ihr an. Sie war sofort auf der Hut. Was wollte der Kerl von ihr?
„Wie geht es Ihnen? Ich möchte Ihnen zwei interessante Dinge erzählen, die die Sekretärin der Klinik bei ihrer zweiten Vernehmung erwähnte."
„Und die wären?"
Er überhörte ihren abweisenden Ton. „Ich habe sie alle Besucher aufzählen lassen, die in der Woche vor dem Mord zu ihr an die Rezeption kamen -und sieh mal einer an, es war auch eine Frau Friederike Reeder dabei, die am Dienstagabend zur Klinik kam und an der Rezeption klingelte, weil sie ihren Schlüssel nicht finden konnte!"
Gegen ihren Willen lauschte Sabine gebannt. „Das ja 'n Ding!", ahmte sie Sönkes Tonfall nach. Im Geist zog sie eine weitere Verbindungslinie in das Geflecht der drei Paare. Also hatte Frau Reeder auch etwas mit von Everheest zu tun -und zwar so intensiv, dass sie sogar einen Schlüssel zur Klinik besaß! Dabei hatte sie bei ihrer ersten Befragung so getan, als wäre der Doktor nur ein Mandant ihres Mannes.
„Und Nummer zwei?"
„In von Everheests Büro wurde eingebrochen beziehungsweise sein Büro wurde durchsucht! Er hat einen riesigen Aufstand gemacht. Die Sekretärin musste wohl böse Worte einstecken. Sie war nicht bereit, diese Ausdrücke zu wiederholen, und konnte leider auch nicht sagen, ob etwas fehlte."
„Lassen Sie mich raten: Eine Anzeige wegen Einbruchs liegt nicht vor!"
„Bingo! Und es gab keine Einbruchspuren, was unseren Kreis der Verdächtigen wieder auf die Angehörigen und Personen rund um die Klinik einengt."
„Könnte man als Fremder tagsüber ungesehen an die Büros rankommen?", fragte Sabine.
„Nein, eigentlich nicht. Der Trakt ist verschlossen, und vorn an der Rezeption sitzt die Sekretärin. Die Haupttür wird nach siebzehn Uhr abgeschlossen."
„Und was haben Sie nun weiter vor?"
„Ich würde Sie gern zum Essen einladen", sagte der Kommissar.
Das kam so unerwartet, dass Sabine einige Atemzüge lang nichts erwiderte. Was sollte das? War das eine Taktik, sie auszubooten, die sie nur noch nicht durchschaute? Was sonst könnte er damit bezwecken?
„Ich habe keine Zeit", stieß sie hervor.
„Ich habe ja noch gar keinen Termin vorgeschlagen", sagte er sanft. „Aber gut, streichen wir die letzten Sätze aus dem Protokoll. Ich werde mir als Nächstes Frau
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