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Feuer der Rache

Titel: Feuer der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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ihren Gedanken nachhingen, erzählte Peter von Borgo ihnen von Blankenese, wie es in alten Zeiten gewesen war.
    „Kaum zwei Dutzend Häuser verteilten sich um 1800 am Fuß des Süllberges, der mit seiner kahlen Kuppe über ihnen aufragte. Von den alten Burgen waren nur noch Reste der Ringmauern zu sehen. Erst siebenunddreißig Jahre später eröffnete der Hansen einen Milchausschank auf dem Berg. Ich sage Ihnen, das war die Attraktion! Die feinen Hamburger kamen am Sonntag mit ihren Kutschen nach Blankenese herausgefahren, schlenderten am Strand entlang oder stiegen auf den Berg, um Hansens frische Milch zu trinken." Er lachte. „Manch einer der Herren hätte etwas Kräftigeres vorgezogen, aber die Damen liebten sie. Die Herren konnten es kaum erwarten, die Grube bis zum Fährhaus hinunterzusteigen und dort den eigenen Branntwein oder das selbst gebraute Bier zu probieren."
    „Wenn man Sie so reden hört, könnte man fast glauben, Sie hätten diese Zeiten miterlebt. Dafür haben Sie sich aber gut gehalten", spottete Aletta. Sabine versuchte, ihm stumm Zeichen zu geben, doch er ignorierte sie.
    „Frau Berner sagte, Sie seien im Ausland aufgewachsen. Wann sind Sie nach Hamburg gekommen?"
    „Im Jahr 1800. Wie könnte ich Ihnen sonst von diesen Zeiten berichten?", antwortete er höflich.
    Aletta verdrehte die Augen. Der Spaß ging ihr anscheinend zu weit. „Jedenfalls sind Sie schon mehr als zehn Jahre hier, oder etwa nicht?" Sie sah ihn herausfordernd an.
    „Wie könnte ich es wagen, Ihnen zu widersprechen!" Der Vampir nickte.
    Nun war es an Sabine, verwirrt von einem zum anderen zu sehen. Was ging hier vor sich? Gab es etwas, das sie wissen sollte? Sie erreichten Alettas Elternhaus.
    „Gehen Sie gleich hinein", drängte Sabine. „Ihre Eltern erwarten Sie bestimmt schon."
    Aletta schüttelte den Kopf. „Sie wissen nicht, dass ich komme." Sie rieb sich die Augen, sodass der Kajalstrich verwischte und sich bizarre Streifen bis zu den Schläfen zogen. Die junge Frau zog eine Schachtel Zigaretten aus der Tasche und zündete sich eine an. „Ich muss noch ein wenig rauchen und nachdenken", sagte sie. „Danke für die Begleitung und gute Nacht."
    Sabine beobachtete den glimmenden Punkt, der im Garten auf und ab wanderte.
    „Darf ich dir Gesellschaft leisten, oder wirst du mich wieder wegschicken?"
    Die Stimme des Vampirs riss sie aus ihren Überlegungen. Wie konnte sie ihn jetzt abwimmeln? Würde er dann nicht ohne Umschweife Aletta folgen und sie um ihr Blut bringen? Das durfte sie nicht zulassen! Sie wollte nicht daran denken, dass es nicht in ihrer Macht stand, sie auf Dauer davor zu bewahren. Wut stieg in ihr auf. Nein, es war keine Eifersucht, es war ihr Pflichtbewusstsein, das sie zwang, den Vampir von der jungen Frau abzulenken, die, nichts von der Gefahr ahnend, hinter den Büschen rauchend auf und ab ging.
    „Ein schwerer Konflikt", sagte Peter von Borgo liebenswürdig, als habe er ihre Gedanken gelesen.
    „Dann komm!", stieß Sabine hervor und wandte sich ab. Mit großen Schritten marschierte sie den Weg am Rand der Elbe zurück. Der Vampir blieb mühelos an ihrer Seite und wirkte dabei immer noch so, als würde er gemütlich dahinschlendern.
    „Das ist nicht gut", fuhr er fort.
    „Was?"
    „Deine Stimmung. Sie sperrt deine Seele in eine dunkle Kammer und verschließt dir den Blick für die Schönheit der Nacht."
    „Hm."
    „Warum verbarrikadierst du dich? Ist deine Angst so groß, etwas könnte deine Seele berühren?"
    „Quatsch!", fauchte sie, obwohl sie wusste, dass er nicht unrecht hatte. Im Sturmschritt eilte sie weiter, lief an ihrem Wagen vorbei und folgte stattdessen dem Eibuferweg. Schweigend passierten sie den Jollenhafen.
    „Du kennst Aletta!", stieß Sabine nach einer Weile hervor.
    „Ja, ich hatte das Vergnügen, ihr vor einigen Jahren sagen wir -behilflich zu sein."
    „Behilflich?", wiederholte Sabine verdutzt.
    „Ja, auch wenn ich zugeben muss, dass das nicht meiner Absicht entsprach", gestand er.
    „Natürlich, denn du hattest es auf ihr Blut abgesehen."
    „Nein. Ich jage selten so nah an meinem Domizil. Es ist unerträglich, wenn die Kripo in mein Refugium eindringt, wie ich erst vor einigen Monaten schmerzlich erfahren musste." Er seufzte tief, wandte seine roten Augen jedoch nicht von Sabine ab, die nachdenklich auf ihrer Unterlippe kaute.
    „Warum nur habe ich den Verdacht, dass du mir nicht sagen willst, wie du ihr begegnet bist?"
    Der Vampir zuckte mit den Schultern.

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