Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Feuer der Rache

Titel: Feuer der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
Vom Netzwerk:
hinter dem Hafen verschwunden sein würden, konnte das Leben in seinen Körper zurückkehren, und der Durst nach Blut würde ihn wieder in die Stadt treiben.
    Auch Sabine verschlief den Tag, traumlos und fast so erstarrt wie der Vampir -zumindest bis um zwölf Uhr ihr Telefon klingelte. Sie kroch aus dem Bett und tappte in den Flur. Es war Sönke. Es verging eine Weile, bis seine Worte in ihrem Gehirn ankamen. Beweisstück verschwunden? Thomas sauer, Tieze tobt? Seltsamer Zusammenbruch zweier Kommissare in der 7. Abteilung?
    „Und was gibt es sonst Neues?", gähnte sie. „Was ist mit den verpfuschten OPs? Habt ihr die Patientinnen, an die die Zahlungen gingen, schon gefunden?"
    Überraschtes Schweigen auf der anderen Seite. „Woher weißt du das denn? Das haben wir erst gestern herausbekommen, und ich wollte dir gerade von unserer neuesten Spur erzählen."
    Sabine biss sich auf die Lippen. So ein Mist. Man sollte nicht telefonieren, wenn sich eine Gehirnhälfte noch im Tiefschlaf befand.
    „Hat Mike dich etwa gestern noch angerufen?"
    „Hm." Sie sagte weder Ja noch Nein. Was, wenn er ihn darauf ansprechen würde?
    „Also: ja! Nachtigall, ich hör dir trapsen! War mir gleich klar, da er einem dauernd Löcher nach dir in den Bauch fragt."
    „Du sagst aber nichts zu ihm", bat Sabine. Vielleicht gelang es ihr ja doch noch, sich aus der Affäre zu ziehen.
    „Ich schweige wie ein Grab!", versprach Sönke. „Obwohl ich dem Jung die Ohren lang ziehen sollte."
    „Moment mal", wehrte sich die Kommissarin. „Das letzte Mal hast du ihm gesagt, er soll mich anrufen -hat er zumindest behauptet."
    „Ist schon richtig. Aber nun scheint sich das zu verselbständigen."
    Sabine musste grinsen. „Ach, und es passt dir nicht, wenn du nicht mehr alles im Griff hast?"
    „Sabbelbüddel", knurrte Sönke und legte auf.
    Bei Tee und einer Tüte Gebäck vom „Persischen Haus", ein Stück die Straße runter, saß Sabine den ganzen Nachmittag vor ihrem Rechner und mühte sich, die in der Nacht fotografierten Unterlagen zu entziffern. Bei den meisten Seiten ging es problemlos. Aber bei einigen musste sie die Bilder stark vergrößern, um die Schrift lesen zu können.
    Es wurde bereits dunkel, als sie den Stuhl zurückschob und sich die brennenden Augen rieb. Das Knurren ihres Magens war nun nicht mehr zu ignorieren, daher ging sie in die Küche, setzte einen Topf mit Wasser auf, goss Olivenöl in eine Pfanne und begann Knoblauch und rote Peperoni zu schneiden. Morgen würde sie zwar nach Knoblauch stinken, aber wen würde das stören? Wer würde das überhaupt bemerken?
    Nun, einen Vorteil muss die Zwangspause ja haben, dachte sie grimmig und schnitt noch zwei Knoblauchzehen klein, ehe sie die Nudeln ins kochende Wasser warf. Sabine öffnete eine Flasche Rotwein und deckte den Tisch. Die Nudeln waren weich und konnten abgegossen werden. Sie warf sie in das heiße Knoblauchöl und ließ sie kurz anbraten, ehe sie sie auf ihren Teller gleiten ließ. Jetzt noch viel frischen Parmesan darüber! Das tat gut. Während sie aß, wanderten ihre Gedanken durch die eben gelesenen Akten. Irgendetwas berührte sie unangenehm. Etwas hätte ihr auffallen müssen. Tief in ihrem Gedächtnis kratzte etwas und versuchte sich bemerkbar zu machen, aber sie konnte es nicht erkennen. Es war zu nebelig. Nebelig? Das erinnerte sie an Peter von Borgo. War es etwas, das er gesagt oder getan hatte? Sie stellte das leere Weinglas ab und schloss die Augen. Er führte sie zu Kai Reeders Leiche. Sie beugte sich darüber und entdeckte die kleine Wunde an seinem Hals. Er hatte ihr immer noch nicht gesagt, wann er Gelegenheit gefunden hatte, das Blut des Anwalts zu saugen -aber das war es nicht. Er trat zu ihr und reichte ihr die Waffe ...
    Das war es! Die Pistole!
    Sabine sprang so hastig auf, dass das Weinglas umkippte und ein paar Tropfen auf das Tischtuch rannen. Sie kümmerte sich nicht darum, eilte in ihr Arbeitszimmer zurück und rief noch einmal die Bilder zu der Akte „Reeder" auf. Hastig blätterte sie durch die Unterlagen. Nichts! Die Pistole wurde mit keinem Wort erwähnt. Sie setzte sich und las alles noch einmal sorgfältig durch, doch es blieb dabei. Es war keine Waffe unter den am Tatort aufgenommenen Gegenständen. Die Pistole war verschwunden!
    Sabine lehnte sich in ihrem Schreibtischstuhl zurück und kaute auf ihrem Daumen. Das konnte zweierlei bedeuten: Entweder war nach ihnen noch jemand an den Tatort gekommen, ohne den Mord zu melden, und hatte

Weitere Kostenlose Bücher