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Feuer der Rache

Titel: Feuer der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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meine Schuld, und ändern können wir auch nichts daran. Das Kind ist tot, seine Mörder werden verurteilt."
    „Ich muss es aber wissen!", beharrte Maike.
    „Und was ändert sich, wenn sich ihr Verdacht bestätigt? Ob es so ist oder anders, ob wir es wissen oder nicht, keiner wird davon wieder lebendig!"
    Eine zweite Tränenspur zog sich über Maikes Wange. „Aber dann weiß ich wenigstens, ob ein Sinn dahintersteckt."
    „Sinn?", schrie Aletta. Sie griff nach einem Brief, der auf dem Bücherstapel neben ihr gelegen hatte. „Gibt es irgendetwas auf dieser Welt, das dem hier einen Sinn gibt?"
    „Ich möchte auch Klarheit", meldete sich Carmen zu Wort, die bisher schweigend auf Alettas Bett gekauert hatte, die Knie ans Kinn gezogen. „Ich finde, wir sollten Bescheid wissen -auch wenn das alles vielleicht noch schwerer macht."
    „Ich habe mich erkundigt", übernahm Maike nun wieder das Wort. „Die Adoptionsvermittlung ist in der Feuerbergstraße. Das ist in der Nähe vom Friedhof Ohlsdorf. Man muss ganz ans Ende, über die S-Bahn rüber. Dort sind das Jugendheim und die Jugendpsychiatriestelle."
    „Ich weiß!", stieß Carmen bitter hervor, doch Maike achtete nicht auf die Unterbrechung.
    „Im Haus A, hinter dem Sportplatz, ist die Adoptionsbehörde. Die Unterlagen lagern sie im Keller!"
    „Sie werden uns keine Auskunft geben, das wisst ihr." Die beiden Freundinnen nickten. Aletta stöhnte und barg das Gesicht in den Händen. „Ich werde dort keine Scheiben einwerfen oder so, vergesst es! Wenn wir uns die Unterlagen ansehen, dann so, dass es keiner mitbekommt. Carmen, wohnt jemand in deinem Pfarrhaus, der uns helfen könnte?"
    Die blasse, dünne Frau kaute auf ihrer Unterlippe. „Ja, da gibt es ein paar Kandidaten, die das könnten, aber es wäre nicht gut für sie, wenn wir sie da mit reinziehen. Sie bekommen ernsthafte Schwierigkeiten, wenn sie noch einmal bei einem Einbruch erwischt werden."
    Aletta winkte ab. „Es muss ja keiner mit hineingehen. Wir brauchen nur jemanden, der uns die Tür aufmacht, und zwar so, dass man hinterher nicht merkt, dass jemand drin war."
    „Rick", schlug Carmen zögernd vor. „Ich denke, er würde es machen -aber natürlich nicht umsonst." Maike und Carmen sahen sich voller Unbehagen an.
    „Das werden wir schon hinbekommen", wischte Aletta die Bedenken beiseite. „Frag ihn, ob er heute Nacht Zeit hat."
    „Schon heute Nacht?", rief Carmen und fuhr vom Bett auf. Ihre Hände zitterten plötzlich.
    Aletta zuckte mit den Schultern. „Ihr wollt es wissen. Also, wenn wir es schon machen müssen, wozu dann noch warten? Wir treffen uns um halb eins am Haupteingang zum Friedhof. Wenn etwas dazwischenkommt, machen wir einen Handyrundruf."
    Carmen trat zu Maike. Auf ihrem Gesicht zeichneten sich die unterschiedlichsten Gefühle ab. „Gut, ich werde mit Rick reden, wenn er von der Schule kommt. Ich glaube, er hat heute bis vier Uhr Unterricht und dann noch eine Stunde Tischtennis." Sie wühlte in Maikes Rucksack und zog drei Schokoriegel mit Nüssen und Karamell hervor. Fragend sah sie die Freundin an.
    „Nimm ruhig", sagte Maike und öffnete eine Tüte Chips.
    Hastig riss Carmen die bunte Plastikverpackung auf und stopfte sich den halben Riegel in den Mund. Die zweite Hälfte folgte kaum einen Augenblick später.
    Aletta sprang auf und stemmte die Hände in die Hüften. „Ja, macht euch nur weiter kaputt! Echt super. Das ist das Einzige, was ihr könnt."
    Die beiden sahen zu ihr hoch, den Mund voller Schokolade. Carmen begann zu weinen, doch Maike funkelte Aletta wütend an. „Lass uns in Ruhe! Du hast ja keine Ahnung!"
    Aletta starrte die Freundinnen noch einen Moment an, dann wandte sie sich ab, griff nach ihrem Rucksack und stürmte aus der kleinen Wohnung. Die Tür bebte, als sie sie hinter sich zuschlug. Erst als sie in dem düsteren Treppenhaus stand, in dem es wie üblich nach Bier und der ungeputzten Toilette der Kneipe unten stank, erlaubte sie sich, in Tränen auszubrechen.
    „Verdammt, verdammt, verdammt", schluchzte sie und schlug mit der Faust gegen die Wand. Dunkelgrauer Verputz rieselte auf das Linoleum. Zwei Betrunkene torkelten die Treppe herauf.
    „Das Klo ist einen Stock tiefer", fauchte Aletta, drückte sich an den beiden vorbei und rannte die Treppe hinunter.
    Urindunst hüllte sie ein. Sie hielt die Luft an, lief den letzten Treppenabsatz hinab und an der Tür zur Kneipe vorbei ins Freie. Trüber Nieselregen empfing sie. Trotzdem war es immer noch hell

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