Feuer der Rache
Maike deutete anklagend auf die alte Frau, die in ihrem Sessel zusammengesunken war. „Hat sie nicht schon genug durchgemacht? Müssen Sie sie noch weiter quälen? Ihr Herz ist nicht mehr das stärkste, also gehen Sie endlich und treiben Sie mir nicht auch noch meine Großmutter ins Grab!"
Wortlos verließ die Kommissarin das Haus und zog die Tür hinter sich zu.
Maike stürmte in ihr Zimmer hinauf und wählte Alettas Nummer.
„Verdammt, sie hat Großmutter wegen des Kindes gefragt! Wie kann sie das herausgefunden haben? Ich habe ihr gesagt, dass sie verschwinden soll, aber ich weiß nicht, ob sie mit ihrer Schnüffelei nun endlich aufhört. Ich habe dir gleich gesagt, dass das ein idiotischer Einfall ist, den Brief verschwinden zu lassen. Nur so kam Großmutter auf die Idee, sich bei ihrer Nachbarin auszuheulen, und die hat uns diese Kommissarin eingebrockt. Was ist, wenn sie weitermacht? Sie ist bestimmt schon auf dem Weg zu Barbara, um auch sie nach dem Kind zu fragen, das es offiziell gar nicht gibt."
„Lass sie ruhig die Version deiner Mutter hören", sagte Aletta. „Es ist alles in Ordnung. Der Fall ist abgeschlossen. Sie sind zu dem Ergebnis gekommen, dass es Unfall oder Selbstmord war. Du weißt so gut wie ich, dass wir den Brief nicht in andere Hände geben konnten. Also reg dich nicht auf und pflaum mich nicht so an! Es war schließlich nicht meine Idee, eine Schnüfflerin in den alten Geschichten herumkramen zu lassen."
Auch bei Iris' Mutter stieß Sabine auf Granit. „Ich weiß nicht, wovon Sie reden."
„Es ist eine medizinische Tatsache, die Sie nicht einfach vom Tisch wischen können."
„So? Dann sage ich Ihnen mal etwas", erwiderte Barbara Stoever mit schriller Stimme. „Meine Tochter ist tödlich verunglückt. Damit muss ich mich abfinden. Aber ich muss mich nicht mit unverschämten Unterstellungen belästigen lassen. Die Untersuchung ist abgeschlossen, daher fordere ich Sie auf, mein Haus sofort zu verlassen und sich in Zukunft von mir fernzuhalten."
Die Kommissarin trat den Rückzug an. „Zwei Fragen noch: Wer soll Ihnen was vergeben? Gott oder Ihre Tochter? Was haben Sie getan, was Sie für ihr Bestes hielten?"
Frau Stoever wurde weiß. „Sie machen sich über meinen Schmerz lustig -und darüber, dass ich beim Anblick meiner loten Tochter zusammengebrochen bin. Raus!"
Es blieb der Kommissarin nichts anderes übrig, als das Feld zu räumen.
„Wie fandest du den Film?", fragte Michael, als sie mit den anderen Besuchern das Kino verließen.
„Ich habe nicht viel mitbekommen", gestand Sabine. „Es treibt sich noch zu viel in meinem Kopf herum."
Michael nickte. „Ja, so geht es mir auch." Er hatte den Arm um sie gelegt und führte sie um die Leute herum, die sich für die Spätvorstellung angestellt hatten. „Wir haben heute mit einer Patientin unseres guten Doktors von Everheest gesprochen. Er hat ihre Oberschenkel verpfuscht und sich mit zwanzigtausend Euro Schmerzensgeld freigekauft."
„Glaubst du, es war eine Patientin, die sich für eine schiefgegangene Operation rächen wollte?"
„Nein, eigentlich nicht. Warum stirbt sein Anwalt genau eine Woche später? Warum haben sie ihre Zusammenarbeit beendet? Das sind zu viele Zufälle." Sie schlenderten in Kichtung Alster. Trotz der späten Stunde war hier am Wasser noch viel los. Endlich ein milder Frühlingsabend und noch dazu Wochenende! Das lockte die Menschen zu Tausenden aus ihren Häusern.
„Die Haushälterin -Frau Gerstner -hat uns berichtet, dass sich am Sonntag vorher einige Freunde im Haus von Kverheest getroffen haben: die Eheleute Reeder, Sandemann und noch ein Ehepaar von Raitzen."
„Ich bin überzeugt, dass Frau von Everheest ein Verhältnis mit Kai Reeder hatte und dass ihr Mann dahintergekommen ist."
Michael nickte. „Ja, und dann hat Reeder von Everheest erschossen, und seine Frau hat ihn vergiftet. Das würde passen, wenn ich sie für eine bessere Schauspielerin halten würde. Sie konnte ihre Trauer und Verzweiflung um von Everheests Tod nicht verbergen, aber ich fürchte, auch ihr Entsetzen war echt, als wir ihr den Mord an ihrem Mann meldeten. Ich glaube immer noch, dass die Sandemanns ihre Finger tiefer im Dreck haben, als sie sollten. Ich würde zu gern die noble gynäkologische Praxis mal auf den Kopf stellen. Ich glaube, dort ließe sich manches finden."
Sabine nickte. „Der Sandemann ist eiskalt -und seine Frau halte ich für durchtrieben. Und dazu noch der Herr Senator..."
„Ich wette, bei
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