Feuer der Rache
Kommissar herausfordernd. Anscheinend trug er heute die dunklen Kontaktlinsen, denn seine Augen schimmerten nur ganz leicht rötlich.
„Willst du mir den -Herrn -nicht vorstellen?", presste Michael hervor.
Nein, sie wollte ganz und gar nicht! Und sie wollte auch nicht, dass Peter von Borgo so besitzergreifend neben ihr stand. Aber was konnte sie tun? Selbst wenn der Vampir sich von ihr wegschicken ließ -was sie bezweifelte, bei der Aggressivität, die er ausstrahlte -, Michael würde dennoch auf eine Erklärung drängen. Sabine seufzte.
„Das ist Peter von Borgo, Privatdetektiv, wohnhaft in Blankenese. Und das, lieber Peter, ist Michael Merz, Kripooberkommissar beim LKA, 4. Mordbereitschaft." Die Männer musterten einander feindselig.
„Ist er ein -Freund -von dir?", fragte Michael stockend.
Hast du was mit ihm? Ist er dein Liebhaber?, wären die korrekten Fragen gewesen.
Sabine rückte etwas von dem Vampir ab. „Nein, ja -ich nieine, wir kennen uns schon eine Weile und... alles ganz harmlos!" Unter seinem sarkastischen Blick verstummte sie.
„Peter von Borgo", wiederholte der Kommissar. „Habe ich diesen Namen nicht im Zusammenhang mit dem Fall Magnus in den Akten gelesen?"
Auch das noch! „Ja, er ist ein wenig zwischen die Fronten geraten. Seine Villa wurde durchsucht, aber dann stellte sich heraus, dass Peter nichts mit dem Fall zu tun hatte."
„So, so", murmelte Michael und betrachtete den Vampir mit wachsender Abneigung.
Sabine trat unruhig von einem Fuß auf den anderen. „Äh, ich denke, wir gehen jetzt weiter. Peter, wir sehen uns die Tage. Du entschuldigst uns? Wir müssen noch ein paar dienstliche Dinge besprechen."
Seine schwarzen Augenbrauen wanderten in die Höhe. „Dienstliches? Besprechen?" Allein der Tonfall war eine Unverschämtiieit. Das lief nicht gut. Überhaupt nicht gut.
„Peter, bitte!" Sie sah ihn flehend an.
„Gut, dann besprecht euch mal weiter", sagte er kalt. Sein Blick ließ Sabine erschaudern. Es hätte sie nicht gewundert, wenn er sie am Hals gepackt und vor Michaels Augen erwürgt hätte. „Allerdings würde ich euch nicht empfehlen, diesen Weg fortzusetzen. Ihr wollt doch keine unliebsamen Unterbrechungen -obwohl, wenn es rein dienstlich wäre? Nur für alle Fälle: Die Kombination lautet 1989. Einen schönen Abend noch!"
Meinte er etwa das, was ihr in den Sinn kam? Oh, nein, das konnte -das durfte nicht sein. Er würde sich wieder in Schwierigkeiten bringen. Sie musste versuchen, Michael loszuwerden. Dann könnte sie noch einmal herkommen. Und dann? Wenn sich ihr Verdacht bestätigte? Dann wäre sie es, die Schwierigkeiten bekäme! Die Sache mit dem Haar lag Sabine immer noch schwer im Magen. Also die Augen schließen und den Verstand ausschalten? Mit Michael weggehen und alles vergessen? Dann würde sich das Problem von selbst lösen. Zumindest eines der Probleme.
Die Entscheidung, ob sie auf Peters Worte etwas erwidern sollte, wurde ihr abgenommen. Genauso plötzlich, wie der Vampir aufgetaucht war, verschwand er wieder.
„Was war das eben?", fragte der Kommissar verwirrt.
„Ach, nichts", winkte Sabine ab. „Nimm ihn nicht so ernst. Er ist ein bisschen seltsam. Er kommt irgendwo aus dem Osten, Rumänien oder so, und drückt sich oft merkwürdig aus."
Sie versuchte sich an einem Lächeln und hakte sich bei ihrem Begleiter unter, doch Michael widerstand ihrem Versuch, ihn dazu zu bewegen zurückzugehen.
„Lass uns noch ein Stück weitergehen. Dann kommen wir zum Clubhaus des NRV. Sandemann hatte es ja mit seinen Ausbesserungen vor Sonntag so wichtig und wollte die ganze Nacht an seinem Boot arbeiten. Es würde mich interessieren, ob er tatsächlich noch an seinem Kahn dran ist oder ob das eine Ausrede war, um nicht ins Präsidium kommen zu müssen."
Die Kombination für die Eingangstür. Das hatte Peter gemeint! Oh, nein, das war ganz sicher keine gute Idee, wenn der Abend einen romantischen Ausklang haben sollte! Doch wie konnte sie ihn davon abhalten, ins Clubhaus zu gehen, ohne seine Aufmerksamkeit auf Peters Worte zu lenken?
Widerstrebend folgte Sabine dem Kommissar, der seine Schritte beschleunigte. Vielleicht trieb ihn die Ahnung an, der Instinkt, der den guten Polizisten ausmacht. Er zog sie weiter bis zu dem abgezäunten Gelände des „Norddeutschen Regatta Vereins", hinter dessen hoher Hecke die Segelboote der Hamburger High Society an den Stegen vertäut auf der Alster schaukelten. Michael drückte auf die Klingel neben dem
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