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Feuer der Rache

Titel: Feuer der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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etwas, das jemand belasten und in Schwierigkeiten bringen würde, wenn es herauskäme? Sie dachte an ihre Begegnung mit Maike in Iris' Zimmer, an Frau Jacobsons Bemerkungen über Iris, an die Freundinnen und die alte Lehrerin -und an das seltsame Verhalten der Mutter, die heute Morgen für einige Momente ihre eisige Beherrschung verloren hatte. Sie würde allen noch einmal auf den Zahn fühlen! Sie konnte es spüren. Da war etwas, etwas Wichtiges, Entscheidendes, das sie vor ihr verbargen.
    Sabine las den Autopsiebericht noch einmal durch, bis sie an einem Satz hängen blieb, den sie vorher übersehen hatte.
    Ihre Augenbrauen hoben sich überrascht. Warum hatte ihr das keiner gesagt? Das würde sie bei ihrem nächsten Besuch im Hause Stoever und Jacobson ansprechen!
    Ohne es zu bemerken, war die Kommissarin die Treppe hinaufgestiegen und stand nun vor Dr. Lichtenbergs Büro.
    „Die Akten liegen auf ihrem Schreibtisch", sagte Peter von Borgo.
    Sabine sah auf den Hefter in ihrer Hand und dann verwirrt zu ihrem Begleiter. „Akten? Welche Akten?"
    Er zuckte mit den Schultern. „Von Everheest und Reeder. Ich dachte, wenn du schon einmal hier bist, möchtest du vielleicht den ausführlichen Autopsiebericht lesen." Mit einer Verbeugung öffnete er die Tür und ließ sie eintreten.
    Sabine blätterte erst den Bericht „Everheest" durch und griff dann nach den Sektionsergebnissen des Falls „Kai Reeder".
    „Nikotin!", sagte Peter von Borgo.
    „Nikotin?", wunderte sich Sabine und überflog die Seiten der Toxikologie. Ja, da stand es. Konzentriertes Nikotin, ein sehr schnell wirkendes Gift. Schon fünfzig Milligramm konnten zum Tod führen! Die Kommissarin überflog die Beschreibung des Nachweises: Festphasenextraktion, Massenspektroskopie. Kai Reeder hatte vermutlich hundertfünfzig bis zweihundert Milligramm Nikotin mit einem alkoholischen Getränk zu sich genommen. Da Nikotin das vegetative Nervensystem blockiert, trat der Tod innerhalb weniger Minuten durch Atemlähmung ein.
    „Nikotin", wiederholte Sabine und ließ den Bericht sinken. „Wo bekommt man Nikotin her?"
    „Tabak?", schlug Peter von Borgo vor.
    „Du meinst, ein Hobbychemiker, der seine Zigaretten destilliert? Sollte man überprüfen."
    „Oder ein Hobbygärtner mit einer Leidenschaft für Rosen?", ergänzte der Vampir.
    „Diese üblen Blattlausgifte, mit denen es immer wieder zu Unfällen gekommen ist?" Die Kommissarin zögerte. „Sind die nicht schon vor Jahren vom Markt genommen worden?"
    Der Vampir zuckte mit den Schultern. „Es gibt sicher noch Gärtnereien, die Nikotin einsetzen, oder Rosengärtner mit alten Restbeständen oder auch Apotheken, in deren Giftschränken manche Altlast schlummert. Ich selbst habe, glaube ich, so ein Mittel in einem meiner Schuppen gesehen. Aber nicht, dass du mich verdächtigst, den Herrn Anwalt aus dem Leben genommen zu haben."
    Sabine lächelte schwach. „Nein, ich denke nicht -vor allem nicht mit Nikotin!"
    Der Vampir verbeugte sich spöttisch. „Dein Vertrauen ehrt mich!"
    Wieder einmal riss das Telefon sie aus ihren Träumen. Sie war durch lange Gänge gewandelt, an denen unzählige metallene Türen schimmerten. Immer wieder schlugen einige von ihnen lärmend gegen die Wand, und halb verweste Leichen streckten ihre Arme und Köpfe heraus. Sie kannte die Gesichter! Thomas und Sönke, Michael und Robert, Iris, Maike und Aletta, Frau Jacobson und die freundliche Lehrerin, aber auch der tote Anwalt und von Everheest, von dem sie nur einige Fotos gesehen hatte. Seine Leiche war längst verbrannt oder in einem teuren Sarg im Park von Ohlsdorf verscharrt worden. Auch der tote Kai Reeder war inzwischen von der Rechtsmedizin zur Bestattung freigegeben und von einem Beerdigungsinstitut abgeholt worden. Die wichtigen Beweise -der giftdurchsetzte Mageninhalt und Proben der Organe -lagerten im Institut für Rechtsmedizin und würden dort auch noch mindestens ein Jahrzehnt verbleiben.
    Das Telefon befreite sie von den Leichen und holte sie in ihre sonnendurchflutete Wohnung zurück. Während der ersten drei Klingelzeichen überlegte sie, ob sie jetzt schon bereit wäre, mit einem wachen Menschen zu reden, doch die Neugier siegte.
    „Hallo, Sabine, Michael hier. Was ist mit dir? Ich habe dich doch nicht etwa geweckt?"
    Sie warf einen Blick auf den Wecker. Elf vorbei. „Nein", log sie. „Was gibt es?"
    „Ich wollte dich nur fragen, ob du gestern gut nach Hause gekommen bist und wie es dir geht und ob du Lust hast,

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