Feuer & Eis
den Tellern und das von Leander zubereitete Menü wurde restlos verputzt. Isa schob ihren Teller von sich weg und seufzte.
„Was ist denn, meine Süße?“, fragte Sam.
„Ach, könnte nur Matalina hier sein, oder Maria. Sie hätte es geliebt, so viele Leute zu versorgen und ein volles Haus zu haben.“
„Oh ja! Wisst ihr noch, wie Maria gestrahlt hat, als wir an diesem einen Morgen plötzlich alle an dem Frühstückstisch saßen?“, fragte Isa in die Runde.
„Natürlich. Anthony war zwar schon etwas früher als die anderen Männer da, aber an dem Tag war Maria wie ausgewechselt. So als hätte sie nur darauf gewartet, so viele Leute um sich zu haben“, sagte Edna bestätigend.
„Ich erinnere mich auch noch gut daran. Sam war am Anfang nicht so wirklich freundlich zu mir. Außerdem war es komisch, mit so vielen Fremden an einem Tisch zu sitzen und trotzdem zu denken, man gehört einfach dahin“, erklärte Val.
„Da muss ich dir zustimmen. Ich kannte nur Anthony, Edna und Layla. Auch das erst ganz kurz. Aber die anderen, so fremd sie waren, fühlten sich vertraut an – wie zu Hause“, sagte Steph.
Erstaunlicherweise dachte auch Basti so, der genauso plötzlich in die Welt der Engel gefallen war, wie Lisa. Selbst Chris und Leander bestätigten das, obwohl sie erst vor Kurzem zu der ganzen Gruppe gestoßen waren – auch sie fühlten sich auf Anhieb heimisch.
„Wisst ihr was ich denke? Die Götter lenken den Weg von uns allen. Früher oder später setzt sich das komplette Puzzle zusammen, so wie es vorgesehen war. Sich so als Einheit zu empfinden, obwohl wir Wesen verschiedenster Arten sind, ist außergewöhnlich und eigentlich unnatürlich. Demnach entstammt alles göttlicher Fügung und Macht“, meinte Leander.
„Du denkst also, wir sind noch nicht komplett?“, fragte Isa ihn.
„Nein. Ich glaube nicht. Sieh mal, alle außer Sebastian und Chris haben einen Partner. Demnach wird es auch für die beiden jemanden geben, der dann wie selbstverständlich zu uns allen gehört, als Familie. Und apropos Familie. Isa und Lisa als Zwillinge - aber getrennt aufgewachsen. Dann Edna und Sebastian – unübersehbar. Layla und Chris. Wie wahrscheinlich ist es dann, dass auch Raven einen Bruder oder eine Schwester hat?“, Leander sah fragend in die Runde.
Raven starrte ihn an. „Wenn du etwas weißt, dann sag es!“
„Oh. Ich weiß es nicht, aber es ist bei Weitem nicht unmöglich.“
„Dann ist es halt so“, gab sie zurück und zuckte mit den Schultern.
„Und eigentlich haben wir gar keine Zeit, uns jetzt darüber den Kopf zu zerbrechen“, sagte Isa laut.
Als wäre das ein Kommando gewesen, drehte sich das Gespräch die folgenden Stunden nur noch um ihr aktuelles Problem.
15
Die Zeit zerrann ihnen zwischen den Fingern. Ehe sie sich versahen, war der Tag des Vollmondes da. Die negative Energie der Atmosphäre drückte auf die allgemeine Stimmung. Keiner machte mehr einen Scherz, alle schienen hoch konzentriert.
„Ich wünschte, es wäre schon Morgen“, murrte Sam.
„Und hoffentlich sind wir alle dann noch heil“, grunzte Isa zurück.
Die beiden waren an diesem Tag für das Aufräumen nach dem Frühstück eingeteilt. Während sie das Geschirr wegräumten, sprachen sie kaum. Jeder hing seinen eigenen Gedanken nach. In Sams Kopf war nur noch Platz für Rache und er dankte den Göttern, dass er noch immer die Kräfte der Engel in sich spürte.
Isa ging noch einmal alle zurechtgelegten Schlachtpläne durch. Sie hatten sich so viel wie irgend möglich ausgemalt und versucht, daraus einen Plan zu gewinnen. Sie hatten die Magie der Hexen, die Kraft der beiden Vampire, die göttliche Kraft der Engel, einiges an Muskelkraft und Waffen. Nicht zu vergessen natürlich Leander mit seiner seltenen Gabe. Sie durften einfach nicht scheitern. Und genau das machte alle so nervös. Sollten sie versagen und Samael auch nur einen Fuß auf die Erde setzten, wäre das Leben, so wie es alle Welt kannte, schnell vorüber. Die Vorboten davon lagen hier in Paris bereits in der Luft. Selbst jetzt, am helllichten Tag, war der Himmel dunkelgrau und Unheil verkündend.
Isa seufzte und sah zu Sam. Seine Augen waren vampirisch weiß. Das waren sie schon seit einigen Stunden. Sie öffnete den Mund um etwas zu sagen, doch Sam winkte ab. Angesichts seiner Wut waren Worte nutzlos. Einzig die Aussicht, dass der Dämon in einigen Stunden wieder in der Hölle schmorte, versprach ihm Linderung.
Der Tag zog
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