Feuer & Eis
sich dahin wie ein zäher Kaugummi. Jeder im Haus konnte es kaum mehr erwarten loszuziehen und doch grauste es sie. Valerian sprach aus, was die meisten dachten.
„Die Luft und die magische Strömung sind verpestet. Alles stinkt und raubt einem jegliches Glücksgefühl. Mein Herz ist schwer und wird erst wieder leichter, wenn dieses Dämonenschwein vor seinem Meister steht. In der Hölle. Und dort die Strafe für sein Versagen kassiert!“
Ein gehässiges Grinsen schlich sich auf sein Gesicht, Raven hatte ihn noch nie so bösartig gesehen.
„Das wollen wir alle“, meinte sie sanft.
„Oh ja. Ich wüsste zu gerne, wie Samael meinen Entführer bestraft hat. War bestimmt nett“, meinte Lisa.
„Ich wünschte, ich wäre dabei gewesen um ihm in seinen verschwefelten Arsch zu treten!“, knurrte Leander.
„Wir sind aber höflich heute“, sagte Chris und tätschelte seinem Freund den Arm.
„Ist doch gut. Dann kassiert eben heute ein anderer, vertretungsweise, den Arschtritt“, warf Isa ein.
„Von mir den fettesten!“, fauchte Sam.
Der Vampir in ihm war nicht zu übersehen. Die Augen leuchtend weiß, die Fänge verlängert. Von seinem sonst so sanften und netten Wesen war nichts mehr zu erkennen. Seine liebe Seite war tief in ihm verschlossen. Im Augenblick gab es nur Platz für Rache.
Da Anthony auch ein Vampir war, fing er schon den ganzen Tag diese Stimmung auf. Er musste sich beherrschen, damit er seinem Freund nicht an die Gurgel ging. Denn diese weit ausstrahlende Aggressivität lockte seine Vampirnatur. Rivalenkämpfe wurden immer heftig ausgefochten und endeten nicht selten mit dem Tod von einem der Vampire. Anthonys Instinkte schrien. Seine Augen waren ebenfalls weiß doch die Fänge hielt er mühsam im Zaum, genau wie das Verlangen nach einem Gegenangriff. Sams Wut galt schließlich nicht ihm, Anthony wusste das zu gut. Und Sam war nicht in der Lage, sich zu beherrschen.
„In zehn Minuten geht die Sonne unter. Sind alle fertig?“, fragte Isa.
Sie erntete allgemeine Zustimmung. Daher schritt sie zur Tür und riss sie weit auf. Der Dunst von draußen nahm ihr im ersten Moment die Luft zum atmen. Sie sah nach oben, in den fast schwarzen Himmel und sandte eine schnelle Bitte an die Götter. Bitte, lasst uns nicht scheitern.
Anschließend trat sie auf den Gehweg.
Ohne ein Wort zu verlieren traten alle aus dem Haus. Still liefen sie durch die Straßen, wie Schatten bewegten sie sich. Wie erwartet begegnete ihnen niemand. Als sie sich dem Eiffelturm näherten, wussten sie auch warum. Der Platz vor und unter dem Turm war von einer Menschenkette besiedelt. Es war schwierig zu schätzen, wie viele es waren. Hundert? Oder mehr?
Leander reagierte schnell und löste sich auf. Kaum zwei Minuten später manifestierte er sich wieder neben Lisa. Dann trat er auf Anthony zu, legte ihm die Hände an die Schläfen und übermittelte ihm, was er gesehen hatte.
Der Vampir nickte ihm zu. Kurz darauf sprach Anthony in den Köpfen der anderen. Die Seelenlosen bilden mehrere Ketten, insgesamt fünf. Sie laufen lethargisch in einem Muster, wie in Trance. Immer um den Dämon herum, der genau unter dem Turm steht. In dessen Mitte. Er hält etwas in seinen Händen und spricht Latein. Hörte sich wie eine Beschwörung an oder ein Gebet, naja wohl eher kein Gebet. Nach dieser Aussage machte er eine kurze Pause, sah alle nacheinander an.
Wir kommen nur an den Dämon heran, wenn wir alle Seelenlosen beseitigen. Ihr Hexen, seid ihr in der Lage, den Spruch zu stören?
Val, Basti und Chris nickten.
Also dann, an die Arbeit.
Anthony hielt eine Hand hoch, zeigte drei Finger und zählte rückwärts bis Null. Dann brach das Chaos los.
Die Gruppe stürmte auf den Platz, die Engel feuerten mit ihren Kräften. Anthony, Stephan und Sam zogen ihre Pistolen und schossen drauf los. Die drei Hexen gingen in dem Tumult unter und konnten sich bis unter den Turm vorpreschen.
Der Dämon war so vertieft in seinen Spruch, dass er die Neuankömmlinge noch nicht bemerkt hatte. Istegar stand mit geschlossenen Augen, den Kelch hoch erhoben, breitbeinig unter dem Turm. Die Luft begann zu schwirren. Val verband sich mit Basti und Chris, nahm die Magie und band die Luft. Sie schien still zu stehen.
Istegar bemerkte die Veränderung und schlug die Augen auf. Sie glühten rot, Wut stand darin.
„Ihr wagt es, mich zu stören? Ihr lächerlichen Hexen?“
Er löste eine Hand von dem Kelch und zog wie selbstverständlich eine flammende Peitsche
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