Feuer & Eis
trotzdem liebenswert. Herrisch und kämpferisch und trotzdem ein Freund. Bei uns ist er immer ein lieber Kerl, aber er kann auch anders. Glaub mir, du würdest ihn nicht als Feind wollen. Sein Aussehen ist sehr täuschend“, sagte Layla.
„Hmm. Da zur Zeit aber das Problem dieser Stadt vordergründig ist, sollten wir uns erst mal darauf konzentrieren. Weiteres sehen wir dann später“, gab Chris an.
„Vordergründig ist jetzt, dass das Essen fertig ist. Deckt mal Geschirr auf“, murrte Leander.
Er war nicht so ganz einverstanden mit der Wahl seines Freundes. Beziehungsweise nicht zur jetzigen Zeit. Mit Cal im Kopf war Chris zu unkonzentriert und das konnten sie hier nicht gebrauchen. Der Vollmond rückte näher und jede Ablenkung, und sei sie auch noch so klein, wäre schädlich.
Eiligst wurden Teller und Besteck verteilt, die Anrichte, die als Speiseplatz diente erschien mittlerweile eindeutig zu klein.
„Gibt es denn hier in diesem riesigen Haus kein Esszimmer?“, fragte Leander daher.
„Doch sicher. Aber das ist oben“, erklärte Sam.
„Dann wird es Zeit, dass wir umziehen. Das hier ist wirklich zu eng“, gab Leander zurück.
„Wahre Worte, mein Freund. Und dieses Sammelsurium an Sitzgelegenheiten ist grausig. Warum wir überhaupt immer in der Küche geblieben sind, ist mir ein Rätsel“, meinte Sam und stand auf.
Nacheinander taten es die anderen ihm nach und jeder nahm einen Teil des Geschirrs und der Speisen mit. Unter lautem Geplapper zogen sie im Gänsemarsch die Treppe hinauf. Im Flur des ersten Stockwerks, wo auch ihre Schlafzimmer lagen, blieb Samuel vor der Holzvertäfelung stehen. Den Teller auf einer Hand balancierend griff er an die kunstvolle Schnitzerei. Kurz darauf klickte es und die Wand schwang auf.
„Na kein Wunder, dass das Esszimmer bisher nicht aufgefallen ist. Wer hätte auch vermutet, dass die Wand eigentlich eine Tür ist“, sagte Isa kopfschüttelnd.
„Hmm“, meinte Sam bestätigend. „Früher war das der private Raum meiner Mutter, doch als es zu klein wurde, hat sie daraus kurzerhand ein Esszimmer gemacht.“
Er trat durch die Öffnung und schaltete das Licht ein.
„Zu klein, was?“, fragte Isa hinter ihm, als sie den Raum betrat.
„Mir wäre das auch zu klein“, lachte Chris hinter ihr.
„Ja sicher, so groß ist ja gerade mal die ganze Wohnung, die wir uns teilen!“, rief Leander, der durch seine alles überragende Größe schon aus dem Flur einen Blick in das Zimmer geworfen hatte.
„Ach, und wie viele Quadratmeter wären das?“, wollte Layla wissen.
„Zweiundfünfzig einhalb“, antwortete Chris.
„Ha! Verschätzt. Das hier hat fünfzig“, sagte Sam und stellte seinen Teller auf den riesigen Tisch.
Isa bestaunte das Zimmer, als sie zu Sam an den Tisch trat. Sie zählte zwanzig Stühle rund um den oval geformten Tisch. Alle mit nachtblauem Samt bezogen und edel geformt. Eine perfekte Tischlerarbeit. Ebenso wie der Tisch, dessen Stempel mit Schnitzereien versehen waren. Die durchgehende Platte war auf Hochglanz poliert, warum er nicht verstaubt war, war für Isa ein Rätsel. Auf dem dunklen Holz, sie vermutete Ebenholz, war kein Fleck und kein Stäubchen zu sehen. Auf dem Fußboden lag ein, sehr kostbar aussehender Berber Teppich. Die Wände waren cremefarben und die Decke ebenso Mitternachtsblau wie die Stuhlpolster. Das Licht kam von Hunderten winziger Lämpchen, die wie die Sterne am Himmel an der Decke angebracht waren.
„Wow!“, sagten Edna und Lisa gleichzeitig, als auch sie sich umsahen.
„Hier gibt es ja gar kein Fenster“, stellte Stephan nüchtern fest.
„Dafür aber einen Reinlichkeitszauber“, meinte Valerian anerkennend.
Sam nickte zu beiden Ausführungen.
„Mir scheint, die Königin mag es gerne perfekt“, lachte Anthony und ließ sich auf einen Stuhl fallen.
„Richtig“, bestätigte Sam.
„Inwiefern?“, Isa sah ihn fragend an.
„Keine Fenster, damit ihre Gäste auch bei Tag zum Essen hier sein können. Und der Zauber hat eher praktische Ursachen. Die Dienerschaft hat schon genügend mit dem Haus zu tun. Dazu noch einen Raum auf Hochglanz zu halten, der nicht so oft benutzt wird, wäre ein großer Zeitaufwand.“
„Und wenn wir hier noch mehr Zeit für Geplänkel aufwenden, wird das gute Essen kalt“, sagte Leander laut.
Zustimmend verteilten sich alle um den Tisch, Geschirr und Besteck, Gläser und das Essen wurden abgestellt. Bald schon waren alle in Gespräche versunken, das Besteck klapperte auf
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