Feuer (Engelsfors-Trilogie) (German Edition)
Blicke richten sich auf sie.
»Ich habe keine Lust, endlos auf die Apokalypse zu warten«, sagt sie und zuckt mit den Schultern. »Wir können es doch genauso gut gleich hinter uns bringen und das Portal ein für alle Mal schließen. Oder es zumindest versuchen.«
»Ihr versteht es nicht«, sagt Matilda.
Minoo kann den Fragestrom nicht länger zurückhalten.
»Aber dann erklär es uns doch bitte«, sagt sie. »Warum waren wir sieben Auserwählte und nicht nur eine? Was ist mit deinen Kräften passiert? Wie sollen wir das Portal schließen? Und
können
wir das überhaupt, wenn wir nur zu fünft sind?«
Ein Zittern fährt durch Idas Körper. Sie schüttelt den Kopf.
»Ihr seid nicht bereit.«
»Aber gerade du solltest alles tun, um uns zu helfen!«, sagt Minoo. »Du warst doch in derselben Situation wie wir und …«
»Ich stehe euch bei, so gut ich kann«, fällt Matilda ihr ins Wort. »Ihr dürft euch nicht mit mir vergleichen. Ich war alleine.«
Minoo schämt sich. Den Gedanken hatte sie auch schon. Und Matilda hat Hunderte von Jahren auf sie gewartet. Die ganze Zeit gewusst, dass die Apokalypse bevorsteht.
»Entschuldige«, sagt Minoo. »Du hast recht.«
»Aber was sollen wir tun?«, sagt Anna-Karin.
Matilda sieht sie ernst an.
»Was den Rat und seinen Prozess angeht, werden wir versuchen, euch zu helfen. Ihr müsst mit dem Rat zusammenarbeiten, so gut ihr könnt, ohne euch gegenseitig auszuliefern. Versucht, weiter so zu tun, als würdet ihr seine Regeln befolgen. Versucht, stark zu bleiben. Und seid vorsichtig mit eurer Magie. Unter diesen Voraussetzungen ist nur schwer vorhersehbar, wie sich eure Kräfte entwickeln werden. Geht achtsam mit ihnen um, sonst können sie euch schaden. Das gilt besonders für dich, Minoo.«
Minoo spürt wieder diese eisige Kälte.
»Du gehörst keinem Element an, Minoo«, sagt Matilda. »Du wurdest von den Beschützern gesegnet. Deshalb kannst du die Magie der Dämonen sehen. Deshalb kannst du deine Kraft gegen sie und gegen ihre menschlichen Werkzeuge einsetzen.«
Minoo ist am Boden festgefroren. Sie ist ein Eisklotz. Sie spürt die Blicke der anderen, aber sie wagt es nicht, ihnen zu begegnen. Warum erschrecken Matildas Worte sie so sehr? Sie sollte erleichtert sein. Sie hatte doch den viel schlimmeren Verdacht, selbst eine Art Dämon zu sein.
»Ich weiß, dass es beängstigend ist, wie sehr deine Kräfte denen der Dämonen gleichen«, fährt Matilda fort. »Aber nur deshalb kannst du sie besiegen. Du musst deine Magie nicht fürchten, solange du sie verantwortungsvoll und gut einsetzt. Ich weiß, dass du das tun wirst.«
Und Minoo begreift, was ihr Angst macht.
Woher weiß man eigentlich, dass man gut ist? Wie kann man sich sicher sein?
»Unsere Zeit läuft ab und ich muss euch gleich wieder verlassen«, sagt Matilda. »Die Dämonen können die Apokalypse nicht selbst beschleunigen. Sie müssen einen Gesegneten hier in Engelsfors haben, den sie benutzen. Wir wissen nicht, wer es ist. Traut niemandem.«
»Das kommt mir irgendwie gar nicht bekannt vor«, sagt Vanessa ironisch.
»Helena«, sagt Linnéa. »Sie muss es sein.«
»Aber keiner von uns hat Magie bei ihr wahrgenommen«, sagt Vanessa und wendet sich an Minoo. »Wenn Helena in Dämonenmagie gebadet hätte, hättest du es in der Aula doch sehen müssen, oder?«
Minoo antwortet nicht. Sie weiß gar nichts mehr. Zum Glück antwortet Matilda an ihrer Stelle.
»Minoo kann die Magie der Dämonen nur sehen, solange der Gesegnete sie anwendet. Wir wissen nicht, ob Helena gesegnet ist. Aber auch unabhängig davon könnte Positives Engelsfors gefährlich sein. Haltet euch unter allen Umständen von Helena und ihrer Bewegung fern, solange wir nicht mehr darüber wissen.«
Matilda verstummt und ein Zittern fährt durch Idas Körper. Minoo schaut sie besorgt an.
»Was ist los?«, fragt sie.
»Es wird schwieriger für uns werden, miteinander zu kommunizieren. Der Energiefluss ist gestört. Ich muss euch jetzt verlassen.«
Sie schließt die Augen. Ein dünner Faden Ektoplasma rinnt aus Idas Mundwinkel.
»Nicht dass ich die Stimmung ruinieren will oder so, aber jemand sollte sich
darum
kümmern«, flüstert Vanessa. »Mona hat die Preise erhöht …«
»Warte!«, ruft Linnéa und reißt sich aus dem Zirkel los, beugt sich nach vorne und greift nach Idas Arm. »Was bist du überhaupt? Ein Gespenst?«
Idas Augen öffnen sich.
»Ich bin eine Seele, die zwischen den Welten geblieben ist«, sagt sie.
»Gibt es
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