Feuer (Engelsfors-Trilogie) (German Edition)
wenigstens ist Nicke für Melvin ein guter Vater«, fährt sie fort. »Ich habe geglaubt, er könnte das auch für dich sein. Wahrscheinlich wollte ich es ein bisschen zu sehr glauben. Ich hatte immer ein schlechtes Gewissen, weil du ohne ein männliches Vorbild aufwachsen musstest.«
»Das spielt doch keine Rolle mehr«, sagt Vanessa. »Er ist weg.«
»Genau!«, sagt Mama. »Und dieses Mal werde ich mein Singledasein genießen und mich nicht gleich dem Erstbesten in die Arme werfen, der zufällig auftaucht. Ich habe endlich begriffen, dass wahre Liebe nicht schwierig und kompliziert sein muss. Helena Malmgren beeindruckt dich nicht so sehr, das weiß ich, aber sie hat mir wirklich geholfen, meinen eigenen Wert zu erkennen. Und mir gezeigt, dass sogar ich glücklich werden kann.«
Vanessa hat wohl unbewusst das Gesicht verzogen, denn Mama lächelt schief.
»Ich meine, ich bin so froh über das, was ich jetzt habe«, sagt sie und leert das Glas. »Ich bereue es nicht, Nicke begegnet zu sein, denn sonst gäbe es auch keinen Melvin. Und außerdem habe ich eine fantastische Tochter, auf die ich stolz sein kann. Du bist so wahnsinnig reif und verantwortungsbewusst geworden. Allein dieser Job bei Mona …«
Ihre Augen werden feucht.
»Ich bin froh, dass du froh bist«, sagt Vanessa leise, und Mama nimmt sie in den Arm, gibt ihr einen Kuss auf die Stirn.
Der Refrain des Liedes setzt ein und Mama jubelt.
»Komm, Nessa, wir müssen tanzen!«
Mama nimmt Vanessas Hand und versucht, sie hochzuziehen. Aber Vanessa sträubt sich.
»Mama, bitte, hör auf«, sagt sie.
Mama lacht nur und lässt sie los, fängt an, mit dem Hintern zu wackeln.
Vanessa bemerkt eine Blaumeise, die auf dem Fensterbrett sitzt. Sogar die sieht peinlich berührt aus.
41. Kapitel
I
da legt die Wange an Trojas Maul, spürt, wie sich Ruhe in ihr ausbreitet. Sie könnte die ganze Nacht so stehen.
»Ich hätte wissen müssen, dass ich wieder heimgesucht werde«, flüstert sie ihm zu. »Es endet immer damit, dass der ganze Dreck an mir hängen bleibt.«
Sie denkt an die Spiegelungen in der Wasseroberfläche, die sie gesehen hat, als der Geist von ihr Besitz ergriffen hat. So hat Matilda also ausgesehen. Sommersprossig.
Idas Kraft ist so überflüssig. Sie würde viel lieber über die Fähigkeit verfügen, mit Lebenden zu kommunizieren als mit Toten.
Wenn sie doch nur Gustafs Seele heraufbeschwören und sie direkt befragen könnte.
Wohin würde das Glas wandern? Zum JA oder zum NEIN ?
Ihre Eltern waren sauer, dass sie in den Stall verschwunden ist, statt zu Hause zu bleiben und ihnen dabei zu helfen, das Chaos zu beseitigen, das die Überschwemmung hinterlassen hat. Aber es war unmöglich, Troja heute Abend nicht zu sehen. Er ist wie die Medizin gegen alles, was in den letzten Tagen passiert ist.
Sie sind durch den Wald geritten. Ida hat versucht, dem schmutzigen Gefühl davonzureiten, das seit der Séance ihren Körper beherrscht. Die Spuren der anderen, die über Ida bestimmte, die Kontrolle über ihren Körper übernahm, durch ihren Mund sprach, mit ihren Augen sah. All das, während Ida beiseitegestoßen in einer Ecke hockte und gezwungen war, alles aus der Ferne mitzuerleben.
Idas schlimmster Albtraum ist, für immer in dieser Ecke gefangen zu sein.
Sie streichelt Trojas Maul und richtet sich auf, krault ihn an der Stelle hinter dem Ohr, bis er genießerisch die Augen schließt.
»Alles wird gut«, flüstert Ida. »Julia ist auf meiner Seite. Sie findet auch, dass Felicia einen Knall hat. Was kann ich dafür, dass sie sich nicht früher getraut hat, Robin zu sagen, was sie fühlt. Außerdem geht das mit den beiden sowieso nicht gut und dann kommt sie wieder angekrochen.«
Troja stupst sie mit dem Maul.
»Mit Erik ist auch wieder alles in Ordnung. Ich habe ihn vorhin angerufen, und er wusste ja, dass Felicia total abgefüllt war und Mist erzählt hat.«
Sie geht zu ihrer Tasche, die in einer Ecke der Box steht, und holt eine Mohrrübe. Unendlich vorsichtig nimmt Troja sie ihr mit den Lippen aus der Hand. Ida hat Spuren an der Aussteuertruhe entdeckt, irgendjemand, vermutlich Lotta, hat versucht, sie aufzubrechen. Seitdem nimmt sie das Buch und den Musterfinder immer mit, wenn sie aus dem Haus geht.
»Vielleicht klappt es hier besser?«, sagt sie. »Was meinst du, Kumpel?«
Sie nimmt ihre Tasche, geht zur Toilette und schließt sich ein, obwohl sie ziemlich sicher ist, alleine im Stall zu sein.
Ein handschriftlicher Zettel, der
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