Feuer (Engelsfors-Trilogie) (German Edition)
faucht Mona. »Glaub mir, Schätzchen, mir gefällt das hier auch nicht.«
»Aber was sagen Sie Menschen wie ihm?«
»Drei Dinge. Erstens, sie sollen ihr Leben genießen, zweitens auf ihre Gesundheit achten und im Straßenverkehr aufpassen. Dann kann ich zumindest darauf hoffen, dass sie doch zu der entscheidenden Vorsorgeuntersuchung gehen oder das Auto noch in letzter Sekunde bemerken.«
Sie drückt ihre Zigarette aus.
»Und drittens?«, fragt Vanessa.
»Sie sollen in einem halben Jahr wiederkommen«, sagt Mona, »dann gibt es die nächste Weissagung gratis.«
Das Windspiel klingelt aus den Lautsprechern.
»Tun sie das?«, fragt Vanessa. »Kommen sie wieder?«
Monas Schweigen ist Antwort genug.
»Sie könnten ja auch umgezogen sein«, sagt Vanessa. »Oder es vergessen haben.«
»So ist es«, sagt Mona und steckt sich die nächste Zigarette an. »Bist du fertig mit Abstauben? Ich glaube, ich muss heute früher schließen.«
»Von mir aus gerne.«
Mona verschwindet wieder hinter dem Vorhang und Vanessa geht zur Tür und dreht das Schild von GEÖFFNET auf GESCHLOSSEN .
Sie denkt an ihre eigene Zukunft, an die der Auserwählten, an die der ganzen Welt.
Wie viel davon schon geschrieben steht.
Und wie wenig sich vielleicht noch verändern lässt.
45. Kapitel
A
lexander sitzt eine ganze Weile schweigend da und schaut Anna-Karin einfach nur an.
Sie spürt, wie ihr ein einzelner Schweißtropfen über den Rücken bis zum Gummi ihrer Unterhose rinnt. Sie lehnt sich in dem weichen Ledersessel zurück.
Hinter ihr macht sich Viktor auf seinem Block Notizen, er schreibt schnell und hart, und Anna-Karin fragt sich, was sie verrät, alleine indem sie hier sitzt.
Genau wie Linnéa in der Mensa gesagt hat.
Irgendetwas
macht er. Sie kann die Magie spüren und ahnt, dass sie es nicht schaffen wird, ihre Verteidigung unbegrenzt aufrechtzuerhalten. Vermutlich zieht sich das Verhör über Stunden hin, um genau das zu erreichen.
Sie vertraut sich aber ohnehin nicht. Die Versuchung ist groß, einfach einzuknicken, alles zuzugeben, nur um das hier so schnell wie möglich hinter sich zu bringen.
Gerade als sie glaubt, das Schweigen keine Sekunde länger auszuhalten, lehnt Alexander sich nach vorne und schenkt sich Wasser aus einer schönen Karaffe ein. Er trinkt einen Schluck und stellt das Glas ab.
»Für das Protokoll beginne ich mit der Frage, ob du Anna-Karin Nieminen bist.«
»Ja.«
»Das hier ist ein Verhör. Und zugleich ist es ein Test deiner Loyalität gegenüber dem Rat. Hast du das verstanden?«
»Ja.«
»Es ist wichtig, dass du die Wahrheit sagst«, fährt Alexander fort. »Wirst du das tun?«
»Ja.«
Die größte Lüge von allen.
»Wann hast du deine magischen Fähigkeiten entdeckt?«
»Das war unmittelbar vor der Nacht des Blutmonds«, sagt Anna-Karin.
»Was ist passiert?«
»Ich habe dafür gesorgt, dass meine Mutter ihre Stimme verliert. Aber nicht mit Absicht.«
»Wie hast du es gemacht?«
»Ich habe mir gewünscht, sie wäre still. Eigentlich habe ich nur gedacht, aber sehr intensiv, … dass sie den Mund halten soll. Und dann … hat sie es getan.«
»Ich verstehe«, sagt Alexander und Viktors Stift kratzt. »Wann hast du deine Kraft zum ersten Mal bewusst eingesetzt?«
»Nachdem in der Schule eine Schweigeminute für Elias abgehalten worden war. Ich war wahnsinnig wütend auf jemand Bestimmten und … und habe ihn dazu gebracht, etwas zu tun.«
»Was?«
Sie zögert. Aber diese Dinge sind passiert, bevor Adriana sie über die Gesetze des Rats informierte. Sie muss nicht lügen, sie will nur nicht darüber reden.
»Ich wollte, dass Erik Forslund sich vor allen anderen in die Hose pinkelt. Es war eigentlich nicht … Ich wusste nicht, dass er es wirklich tun würde. Oder vielleicht wusste ich es auch. Aber damals war alles noch so neu.«
Alexander verzieht keine Miene, aber Anna-Karin hört, wie Viktor ein Lachen unterdrückt.
»Ich verstehe«, sagt Alexander und wirft Viktor einen warnenden Blick zu.
»Nein, das tun Sie nicht«, sagt Anna-Karin, bevor sie sich beherrschen kann. »Sie verstehen nicht, wie es war.«
Alexander hebt eine Hand, um sie zum Schweigen zu bringen. Es funktioniert. Sie schließt den Mund und schluckt nervös.
»Das stimmt«, sagt er. »Ich verstehe nicht alles. Genau aus diesem Grund führen wir dieses Verhör. Ich stelle die Fragen und du antwortest. Ich möchte nicht unterbrochen werden. Und wir halten uns an die Tatsachen. Ist das klar?«
Sie
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