Feuer (Engelsfors-Trilogie) (German Edition)
dass wir unser Leben selbst in der Hand haben … Die Macht, es zu gestalten …«
»Aber wir können nicht alles bestimmen«, sagt Vanessa. »Oder doch?«
Sirpas Blick flackert.
»Ach, lass uns nicht mehr darüber reden«, sagt sie. »Ich bin gekommen, um nach Büchern zu schauen, die mir weiterhelfen. Ich habe die Gruppe für ›physisch Beeinträchtigte‹ verlassen. Nur vorübergehend natürlich. Die anderen meinten, ich würde nicht genügend Fortschritte machen, und das stimmt ja auch. Ich habe alle nur runtergezogen. Deshalb habe ich jetzt beschlossen, auf eigene Faust weiterzuarbeiten und sie dann mit dem Ergebnis zu beeindrucken. Ich will umdenken, richtig denken!«
Vanessa weiß nicht, ob sie Sirpa trösten oder anschreien soll, damit sie endlich aufwacht. Aber sie weiß, dass sie ihr keins dieser Bücher verkaufen will.
»Ich glaube nicht, dass wir so was haben«, sagt sie.
»Vielleicht kann deine Chefin etwas empfehlen?«
»Im Moment ist sie beschäftigt«, sagt Vanessa und zeigt auf das BITTE - NICHT - STÖREN -Schild.
»Ach, schade«, sagt Sirpa. Sie scheint zu zögern. »Es hat mich gefreut, dich zu sehen, Vanessa.«
»Mich auch.«
Sie hat so viele Fragen, die sie Sirpa gerne stellen würde. Über Positives Engelsfors. Über Helena. Und über Wille.
»Pass auf dich auf«, sagt sie stattdessen. Sirpa nickt und verschwindet durch die Tür.
Vanessa schaut ihr hinterher. Die blanke Wut brodelt und kocht in ihr. Wie kann Sirpa sich so von Helena einwickeln lassen?
Langsam fängt Vanessa fast an zu hoffen, dass doch Magie die PE -Mitglieder lenkt. Das wäre leichter nachzuvollziehen. Leichter zu akzeptieren.
Vanessa hat versucht, Mona zu fragen, ob Helena und Krister zu ihren »Spezialkunden« gehören, aber Mona weigert sich, ihr zu antworten. Sie hat Vanessa nicht mal gezeigt, wo sie ihr heimliches Lager hat. Und es ist nicht einfach, eine hellsichtige Person zu verfolgen. Mona hat es sogar geschafft, Anna-Karins Fuchs auf die falsche Fährte zu schicken.
Es raschelt hinter Vanessa, als der Vorhang zurückgezogen wird und Svensson, gefolgt von Mona, aus dem Nebenraum kommt. Er lächelt sie glücklich an und schüttelt ihr die Hand, bevor er ihr ein Bündel Hunderter entgegenstreckt.
»Tausend Dank«, sagt er. »Jetzt fühle ich mich viel besser.«
Mona schaut ihn über den Rand ihrer Brille hinweg an und lächelt ihr allerstrahlendstes Lächeln. Sie hat ein bisschen Lippenstift auf den Zähnen.
»Lassen Sie es da draußen in der großen Welt ruhig angehen«, sagt sie.
Als Svensson weg ist, steckt Mona die Geldscheine ein. Sie nimmt ihre Brille ab und schiebt sie in die Tasche ihrer Jeanslatzhose im Moonwashed-Look.
»Er wird bald sterben«, sagt Mona und steckt sich eine Zigarette an.
»So wie ich, als Sie mir damals den Tod vorausgesagt haben?«, fragt Vanessa gelangweilt.
»Nein, ich meine es wortwörtlich«, sagt Mona und kramt den roten Marmoraschenbecher aus dem Regal unter der Kasse hervor. »Armer Teufel.«
Es dauert einen Moment, bis Vanessa versteht, was Mona da eben gesagt hat.
»Aber er … er sah so froh aus. Was haben Sie ihm erzählt?«
Mona schnaubt.
»Nichts, das ist doch wohl klar.«
»Aber Sie müssen ihn doch warnen!«
Mona schüttelt den Kopf und setzt sich auf den hohen Hocker hinter der Theke.
Vanessa schaut aus dem Fenster, aber Svensson ist nicht mehr zu sehen.
»Ich könnte ihn vielleicht noch einholen«, sagt sie.
»Und was willst du ihm sagen? ›Entschuldigung, aber Mona hat versäumt, Ihnen mitzuteilen, dass Sie bald sterben‹?«
»Aber er muss es doch wissen!«
»Ich kann sehen, dass jemand sterben wird, aber nicht, woran«, sagt Mona und schaut Vanessa ernst an. »Der Tod schwebt über ihm, aber er könnte in Gestalt eines Tumors kommen oder in der eines Axtmörders. Und ich habe keine Ahnung, wann es so weit ist. Meist passiert es innerhalb eines halben Jahres. Das scheint die Maximaldauer zu sein, die der Tod braucht, nachdem er jemanden ins Visier genommen hat.«
Der Rauch ihrer Zigarette steigt wie eine Säule zur Decke.
»Als ich noch so jung und dumm war wie du, habe ich den Fehler gemacht, einem Kunden zu erzählen, dass er sterben wird. Und weißt du, was er davon hatte? Eine Menge Angst in den letzten Wochen seines Lebens. Dann ist er in der Dusche ausgerutscht und war sofort tot.«
»Aber die Zukunft ist doch nicht vorherbestimmt!«, sagt Vanessa. »Man kann sie beeinflussen!«
»Wenn man weiß, was man ändern muss, ja!«,
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