Feuer (Engelsfors-Trilogie) (German Edition)
Dämonen aufhalten könnte. Man nannte sie Die Auserwählte. Es blieb unklar, was mit ihr geschah, aber die Prophezeiung beinhaltete auch, dass eine neue Auserwählte erweckt werden sollte, um die Apokalypse zu stoppen. Und zwar wieder in Engelsfors, unter dem Blutmond. Hatte die Legende mich zuvor neugierig gemacht, so war ich von da an wie besessen davon. Besonders, als meine weiteren Nachforschungen vermuten ließen, dass der nächste Blutmond sich schon bald über Engelsfors zeigen würde. Gewisse Flügel innerhalb des Rats verfolgten meinen Bericht mit großem Interesse, während andere ihn als reinen Aberglauben abtaten. Manche Ratsmitglieder wollten weder an Dämonen und die Apokalypse noch an besonders ›auserwählte‹ Hexen glauben. Dennoch erhielt ich die Erlaubnis, einige vorläufige Messungen durchzuführen, und es zeigte sich, dass Engelsfors ein auffallend magischer Ort ist. Das Interesse der Skeptiker erwachte. Sie gaben mir die Order, hierherzureisen und mich als Rektorin des Gymnasiums einsetzen zu lassen. Denn alles deutete darauf hin, dass Die Auserwählte in eurem Alter sein würde. Und dann fand ich Elias.«
Ihre Stimme zittert, sie muss sich sammeln, ehe sie fortfährt.
»Sobald sich herausstellte, dass es sieben Auserwählte gibt und nicht nur eine, flammte die Diskussion im Rat erneut auf. So gesehen habt ihr euch von Anfang an nicht an die Regeln gehalten.«
Adriana lächelt matt.
»Ich musste hart dafür kämpfen, dass man euch als die Auserwählten anerkannte und mir genehmigte, euch darüber aufzuklären. Was den Rat schlussendlich überzeugte, war die Analyse eurer Haare, die offenbarte, dass ihr über ein nie zuvor gesehenes magisches Potenzial verfügt. Selbst wer nicht daran glaubte, dass ihr die Auserwählten seid, wollte von euren Kräften profitieren.«
Sie sieht sie alle an, eine nach der anderen.
»Ihr habt mir die Augen geöffnet. Besonders du, Linnéa. Und dafür möchte ich dir danken.«
»Okay …«, sagt Linnéa zweifelnd.
»Du hast die ganze Zeit deutlich gemacht, dass der Rat durch seine unmenschliche Bürokratie euer Leben aufs Spiel setzt«, sagt Adriana. »Das erinnerte mich an all die Dinge, über die Simon und ich gesprochen hatten. Mir wurde klar, dass ich handeln musste, wenn ich sein Andenken in Ehren halten wollte. Oder besser gesagt, dass ich
nicht
handeln durfte, als ich erkannte, wie ihr mich hintergeht.«
Minoo denkt an ihre gesammelten Aufzeichnungen des letzten Jahres. Plötzlich sieht sie alles in einem ganz neuen Licht. So vieles hat plötzlich eine Erklärung bekommen. Unzählige Fragezeichen sind überflüssig geworden.
»Was denkt man im Rat jetzt über uns?«, fragt Anna-Karin. »Glaubt man daran, dass wir die Auserwählten sind?«
»Das ist die offizielle Haltung«, sagt Adriana. »Aber die Front der Skeptiker ist größer geworden. Und Alexander gehört definitiv dazu.«
Minoo erinnert sich an Alexanders herablassendes Lächeln, als er während des Verhörs von Dämonen sprach. Sein verächtlicher Tonfall hier im Vergnügungspark, als Linnéa die Apokalypse erwähnte. Jetzt erscheint es ihr vollkommen logisch.
»Aber was ist, wenn es stimmt?«, sagt Ida. »Was ist, wenn wir gar nicht die Auserwählten sind? Was, wenn alles nur ein großes Missverständnis …«
»Glaubst du das etwa selbst?«, sagt Linnéa.
Ida schüttelt den Kopf.
»Nein«, sagt sie müde. »Aber du musst zugeben, dass es schön wäre.«
»Aber wenn Sie uns das alles bisher nicht erzählen konnten, warum können Sie es jetzt?«, fragt Vanessa Adriana.
»Dank der überaus kostspieligen Magie, die ich bei Mona Mondlicht gekauft habe. Ich habe sie mit Informationen bezahlt. Natürlich konnte ich ihr nicht ins Gesicht sagen, dass Alexander in die Stadt kommen würde, aber ich habe sie auf die richtige Spur geführt. Und im Gegenzug gab sie mir das hier.«
Adriana zieht an dem Lederriemen, den sie um den Hals trägt. Das Knochenstück ist jetzt mehr rot als weiß. Der Prozess vollzieht sich langsam, aber unaufhaltsam vor ihren Augen.
»Es hat fast neun Monate gedauert, ein Amulett zu erschaffen, das meine Bindung an den Rat für wenige Stunden blockieren kann.«
»Lassen Sie mich raten«, sagt Vanessa. »Wenn es komplett rot ist, ist die Zeit abgelaufen.«
Adriana nickt.
»Wie ihr seht, bleibt uns nicht mehr viel«, sagt sie und lässt das dünne Band los. »Also stellt eure Fragen.«
»Was müssen wir über Alexander und Viktor wissen?«, fragt
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