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Feuer (Engelsfors-Trilogie) (German Edition)

Feuer (Engelsfors-Trilogie) (German Edition)

Titel: Feuer (Engelsfors-Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mats Strandberg
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nach draußen. Gerade als Minoo einen Fuß auf die oberste Treppenstufe setzen will, verstummt es.
    Sie hört, wie sich ihr Vater schwerfällig im Bett umdreht. Sie bleibt stehen, hält die Luft an und wartet, bis das Schnarchen von Neuem anhebt. Dann huscht sie die Treppe hinunter. Seit der Nacht des Blutmonds hat sie sich so oft nach unten geschlichen, dass sie genau weiß, wohin sie die Füße setzen muss, damit die Stufen nicht knarren.
    Minoo ist gerade unten angekommen, als das Telefon auf der Dielenkommode anfängt, schrill zu klingeln. Sie rennt hin, betet, dass ihr Vater nicht davon aufgewacht ist.
    »Hallo?«, flüstert sie atemlos.
    Keine Antwort. Nur Atmen und Scharren. Jemand, der wartet.
    »Hör auf, hier anzurufen«, sagt sie und legt auf.
    Verdammter Feigling, denkt Minoo.
    Sie versucht, wütend zu werden, aber es gelingt ihr nicht, und sie hasst es, dass die Typen es schaffen, ihr solche Angst einzujagen. Nach diesen Anrufen fühlt sie sich beobachtet, als könnte irgendjemand alles sehen, was sie tut.
    Sie stellt das Telefon auf stumm. Lauscht. Papas Schnarchen ist bis hier unten zu hören. Sie zieht ihre Jacke an und schlüpft durch die Haustür.
    Der Nebel ist so dicht, dass sie kaum das Gartentor am anderen Ende der Rasenfläche erkennen kann.
    Auf dem Bürgersteig steht jemand und wartet. Genau wie sie vereinbart hatten. Aber Minoo wagt es erst, darauf zu vertrauen, dass der diffuse Schatten wirklich Anna-Karin ist, als sie nur noch wenige Schritte voneinander entfernt sind.
    »Hallo«, sagt Minoo leise.
    »Hallo«, antwortet Anna-Karin und streicht sich eine wirre Haarsträhne hinters Ohr.
    Langsam gehen sie die Straße hinunter. Der Nebel legt sich wie eine kalte, nasse Decke auf Minoos Gesicht.
    »Wie geht es dir?«, fragt sie.
    »Ich weiß nicht. Ich will einfach nur, dass es vorbei ist.«
    Minoo würde so gerne sagen, dass alles gut wird, aber ihnen ist beiden klar, dass keiner wissen kann, wie die Sache ausgeht. Und leere Phrasen sind das Letzte, was Anna-Karin jetzt braucht.
    Schweigend wandern sie weiter zur Kärrgruva.
    Ab und zu bleibt Anna-Karin stehen und schließt die Augen. Ihr Familiaris hält am Herrenhof Wache. Er wird sie warnen, falls jemand das Haus verlässt. Aber zur Sicherheit schaut Anna-Karin in regelmäßigen Abständen selber nach.
    »Das muss ein komisches Gefühl sein«, sagt Minoo, als Anna-Karin wieder die Augen zumacht. »Ein Fuchs zu sein, irgendwie.«
    Sie haben gerade die Schotterstraße erreicht, die zum Vergnügungspark führt. Minoo knipst eine Taschenlampe an. Dicke Nebelschwaden tanzen träge im Lichtkegel.
    »Ich habe mich dran gewöhnt«, sagt Anna-Karin und öffnet die Augen wieder. »Plötzlich war er einfach da, und inzwischen kommt es mir vor, als wäre er schon immer ein Teil von mir gewesen. Das ist genau wie mit der Magie. Verstehst du, was ich meine?«
    Minoo nickt, aber sie sagt nichts.
    Die Magie hat sich nie angefühlt, als wäre sie ein Teil von ihr. Sondern eher wie etwas Fremdes, das von ihr Besitz ergreift.
    Vielleicht käme es ihr natürlicher vor, wenn sie wüsste, wie sie ihre Magie einsetzen kann.
    Seit sie weiß, dass die Beschützer hinter ihren Kräften stecken, hat sie angefangen, ein wenig damit zu experimentieren. Aber weder kann sie Gegenstände bewegen noch sich unsichtbar machen, Gedanken lesen oder andere lenken. Ihre einzige Begabung scheint darin zu bestehen, mit bloßen Händen Seelen aufzusaugen, und sie weiß noch immer nicht, wozu das gut sein soll.
    Sie gehen weiter und schließlich tauchen die vertrauten Büsche wie Gespenster vor ihnen auf.
    Als sie durch den Eingang gehen, lichtet sich der Nebel.
    Die Luft im Vergnügungspark ist vollkommen klar. Hoch über ihnen erstreckt sich der schwarze Nachthimmel. Sternenklar und endlos.
    Ein Schimmer liegt über dem Pavillon. Und mitten auf der Tanzfläche brennt Adrianas blaues Feuer. Minoo macht die Taschenlampe aus. Sie treten durch die schimmernde Hülle und spüren die Wärme des Feuers.
    Die anderen Auserwählten sitzen. Adriana ist die Einzige, die steht. Minoo hat sie nicht mehr gesehen, seit sie und Alexander in Nicolaus’ Wohnung waren. Im Licht der blauen Flammen sieht sie beinahe krank aus, aber in ihren Augen leuchtet eine nervöse Energie.
    »Setzt euch«, sagt sie. »Uns bleibt nicht viel Zeit.«
    Sie zieht einen dünnen Lederriemen hervor, den sie um den Hals trägt. Daran hängt etwas Weißes, das an ein Knochenstück erinnert. Rote Linien treten langsam

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