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Feuer (Engelsfors-Trilogie) (German Edition)

Feuer (Engelsfors-Trilogie) (German Edition)

Titel: Feuer (Engelsfors-Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mats Strandberg
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Minoo.
    Linnéa verdreht die Augen.
    »Ach ja, richtig«, sagt sie. »Wir dürfen ja endlich mit der ›defensiven Magie‹ anfangen.«
    »Ich weiß nicht«, sagt Minoo. »Irgendwas stimmt nicht mit ihr. Sie hat von Veränderungen gesprochen.«
    »Noch sinnloser können die Magielektionen jedenfalls nicht mehr werden. Hast du übrigens mit Nicolaus geredet?«
    »Ja. Er wird niemals damit einverstanden sein.«
    »Er hat Angst. Er weiß nicht, was in dem Grab ist, und er fürchtet sich vor dem, was wir finden könnten«, sagt Linnéa und fügt schnell hinzu: »Ich habe seine Gedanken nicht absichtlich gelesen … Aber ich kann es nicht immer steuern.«
    Minoo begegnet ihren dunklen Augen. Wie immer, wenn Linnéas Kraft zur Sprache kommt, fühlt sie sich schlecht. Ihr fallen ständig neue peinliche Momente ein, bei denen ihr rückblickend klar wird, dass Linnéa offenbar ihre Gedanken gelesen hat.
    »Wir haben keine Wahl«, sagt Linnéa. »Wir müssen es tun, ohne ihm davon zu erzählen.«

    Vanessa kommt ins Klassenzimmer und hält nach Evelina und Michelle Ausschau. Sie wird absurd wütend, als sie die beiden nirgends entdeckt. Sie können schließlich nicht riechen, dass Vanessa platzt, wenn sie nicht endlich mit jemandem darüber redet, was sie heute Nacht beobachtet hat.
    Als sie in die Schule gegangen ist, war Nicke noch nicht zu Hause. Vanessa konnte ihrer Mutter beim Frühstück unmöglich in die Augen schauen. Ein Teil von ihr hätte am liebsten laut rausgeschrien, was sie gesehen hat. Das hier ist ihre Chance, ihn loszuwerden. Endlich. Aber ein anderer Teil von Vanessa, einer, den sie kaum an sich kennt, möchte niemals darüber sprechen. Für diesen Teil ist der Gedanke, wie sehr es ihre Mutter verletzen würde, unerträglich.
    Vanessa lässt sich gerade auf einen Platz in der letzten Reihe sinken, als Evelina und Michelle eng umschlungen ins Klassenzimmer kommen.
    Sie setzen sich links und rechts von Vanessa hin und Evelina seufzt tief. »Gott, ich bin völlig fertig. Ich habe keine Sekunde geschlafen.«
    »Ihre Eltern haben wieder miteinander telefoniert«, erklärt Michelle.
    »Und dabei dachte ich, bei einer Scheidung ginge es im Wesentlichen darum, nicht mehr die ganze Nacht miteinander zu streiten«, sagt Evelina.
    Ihre Eltern haben sich schon vor ein paar Jahren getrennt und seitdem lebt sie bei ihrer Mutter. Ihr Vater ist Lkw-Fahrer und so gut wie nie zu Hause. Aber das hindert ihn nicht daran, von den unterschiedlichsten Orten Europas aus anzurufen und seine Meinung über Evelinas Erziehung zu verkünden.
    »Bist du okay?«, fragt Vanessa.
    Evelina stößt einen weiteren abgrundtiefen Seufzer aus. »Wieso dauert es eigentlich hundert Jahre, bis wir endlich volljährig sind?«
    »Wir sollten alle drei zusammenziehen«, sagt Michelle. »Sobald wir achtzehn sind. Stellt euch mal vor, wie cool das wäre!«
    »Und du wärst Nicke los«, sagt Evelina.
    »Vielleicht bin ich das sowieso bald«, sagt Vanessa.
    »Was?«, fragt Michelle. »Wie meinst du das?«
    Vanessa schaut in die neugierigen Gesichter ihrer Freundinnen.
    Sie fänden garantiert, dass sie es ihrer Mutter erzählen soll. Aber abgesehen davon, dass Vanessas Mutter dann unglücklich wäre, würden die beiden das Problem an dem ganzen Szenario nicht erfassen: die Tatsache, dass Vanessa der Überbringer der schlechten Nachricht wäre, den alle sofort erschießen wollen. Und dass ihre Mutter ihr vielleicht nicht einmal glauben würde.
    Es gibt einen anderen Ausweg, denkt Vanessa. Sie könnte Nicke dazu zwingen, ihrer Mutter die Wahrheit selbst zu sagen.
    Hier und jetzt scheint das die beste Lösung zu sein. Aber Vanessa hat die ganze Nacht kein Auge zugemacht und traut ihrem Urteilsvermögen nicht über den Weg.
    Sie schaut Michelle und Evelina an. Sie hat die beiden wirklich lieb, aber über das hier kann sie nicht mit ihnen reden.
    »Wie meinst du das?«, sagt Michelle noch einmal und zwirbelt eine dunkle Locke zwischen ihren Fingern.
    »Ach, nichts«, sagt Vanessa. »Nur Wunschdenken.«

8. Kapitel
    L
innéa schafft es gerade noch, in die Klasse zu huschen, bevor Petter Backman die Tür hinter sich zuzieht. Sie spürt, wie er sie anstarrt, und wünschte, sie könnte seine schmierigen Blicke abschütteln.
    Als sie ihre Kraft gerade neu entdeckt hatte, konnte sie sich kaum mehr überwinden, in die Kunststunden zu gehen. Backman genießt schon immer den Ruf, seine Schülerinnen gerne in den Arm zu nehmen oder sie auf unangenehme Weise zu berühren,

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