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Feuer (Engelsfors-Trilogie) (German Edition)

Feuer (Engelsfors-Trilogie) (German Edition)

Titel: Feuer (Engelsfors-Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mats Strandberg
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aber Linnéa hat ihn noch nie dabei beobachtet. Er ist zu gerissen, um etwas zu riskieren. Aber wenn er vorne am Pult sitzt oder durch den Kunstsaal schlendert, lässt er seinen detaillierten Gedanken freien Lauf.
    Olivia sitzt ganz hinten und kritzelt in ihr Skizzenbuch. Linnéa setzt sich neben sie. Lieber bringt sie es gleich hinter sich.
    »Wo zur Hölle warst du gestern?«, flüstert Olivia. »Warum hast du meine SMS nicht beantwortet?«
    Ihre blauen Haare erinnern an radioaktive Zuckerwatte. Das hart geschminkte Gesicht ist blasser denn je. Schweiß hat kleine Rinnsale in ihrem Puder gebildet.
    »Ich hab’s vergessen«, sagt Linnéa.
    »Das ist echt das Letzte, einfach nicht zu antworten«, sagt Olivia.
    »Du hast dich den ganzen Sommer über kaum gemeldet«, sagt Linnéa.
    »Was kann ich dafür, dass meine Eltern mich die kompletten Scheißferien über aufs Land abschieben.«
    Gekränkt schaut sie Linnéa aus großen braunen Augen an, die aussehen, als gehörten sie in das Gesicht einer Mangafigur. Linnéa hat keine Lust, ihr zu sagen, dass sie weiß, dass das eine Lüge ist. Sie hat Olivia mehrere Male im Einkaufszentrum gesehen. Es gibt nicht viele blauhaarige Mädchen in Engelsfors.
    »Du warst gestern bei Elias, oder?«, fragt Olivia.
    »Ja.«
    Olivia schmiert weiter in ihrem Skizzenbuch herum. Das übliche Motiv. Ein Mädchen mit riesigen Augen, das schwarze Tränen weint.
    »Du hättest wenigstens anrufen können«, sagt sie leise. »Ich war schließlich auch mit ihm befreundet. Ich hatte echt Angst, wieder in die Schule zu müssen. Immerhin ist es hier passiert.«
    Was für eine Ironie, dass Linnéa Olivia sogar jetzt, wo Elias tot ist, aus dem Weg gehen muss, um mit ihm alleine zu sein.
    Sie haben sich alle drei zur gleichen Zeit kennengelernt. Sind in derselben Clique gelandet, auf denselben Partys. Linnéa und Elias zog es ganz automatisch zueinander hin, als wäre ihre Freundschaft vorherbestimmt. Aber Olivia klinkte sich ein, hängte sich an sie dran. Ein bisschen wie ein nerviges Kleinkind, das seinen älteren Geschwistern nacheifert. Das so damit beschäftigt ist, alles richtig zu machen, dass es immer ein bisschen daneben ist, peinlich wird.
    Wenn Elias von einer Band erzählte, die er neu entdeckt hatte, brachte Olivia es fertig, am nächsten Tag in der Schule aufzutauchen, den Bandnamen mit schwarzer Tinte auf den Arm gepinselt, und zu behaupten, diese Musik schon
ewig
zu hören.
    Olivia war so leicht zu durchschauen, dass Linnéa am Ende keinen Nerv mehr hatte, sich über sie zu ärgern. Allerdings treibt es sie immer noch in den Wahnsinn, wie Olivia mit ihrer »Angst« und ihren »Problemen« kokettiert. Sie spricht darüber, als wären es abgefahrene Accessoires. Obwohl sie aus der reinsten Bullerbü-Idylle kommt. Mutter, Vater und zwei ältere Brüder, die sie immer wie das Nesthäkchen, den Liebling, wie die kleine Prinzessin behandelt haben.
    Manchmal wird Linnéa das Gefühl nicht los, dass Olivia Elias und seinen vermeintlichen Selbstmord benutzt, um ihren eigenen Status zu verbessern. Als würde
sie
durch die Verbindung zu ihm echter.
    Aber hin und wieder – so wie jetzt – hat Linnéa ein schlechtes Gewissen, weil sie so denkt. Olivia ist die Einzige aus der alten Clique, die sich noch bei Linnéa meldet, obwohl sie nicht mehr mitfeiert. Und ab und zu kommt es schließlich auch vor, dass sie Spaß miteinander haben, auch wenn Linnéa jetzt gerade nicht mehr einfällt, wann es das letzte Mal so war.
    Die Ketten auf Olivias Shirt klimpern, als sie sich zu Linnéa beugt.
    »Ich will nicht mit dir streiten«, sagt sie.
    »Tun wir nicht.«
    »Gut«, sagt Olivia. »Ich muss dir nämlich was erzählen. Ich habe am Samstag deinen Vater getroffen.«
    Linnéa versteinert.
    »Weißt du, was er gesagt hat?«, fährt Olivia fort.
    »Ich will es nicht wissen.«
    »Doch, im Ernst. Es sind gute Neuigkeiten.«
    »Im Zusammenhang mit meinem Vater gibt es keine guten Neuigkeiten.«
    »Er ist trocken.«
    Linnéa starrt auf den Tisch, in den jemand ESV RULEZ geritzt hat.
    »Er hat es mir erzählt und ich glaube ihm wirklich«, fährt Olivia fort. »Er hat auch nicht nach Alkohol gerochen oder so. Er sah richtig
gut
aus.«
    Ich ertrage das nicht noch mal, denkt Linnéa. Nicht noch mal.
    »Was ist denn mit dir?«, flüstert Olivia und klingt wieder genervt. »Ich dachte, du würdest dich
freuen


    Im letzten Herbst war der Platz neben Minoo für einen besonderen Menschen reserviert. Rebecka.
    Jetzt

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