Feuer (Engelsfors-Trilogie) (German Edition)
Amulett klirrt leise, als es auf das Silberherz trifft. Sie macht den Verschluss zu. Wird ein Teil des Netzwerks.
Und plötzlich spürt sie die Turnhalle. Sie muss nichts sehen, um zu wissen, dass überall auf dem Boden und auf dem unteren Teil der Wände Zirkel sind, die sich gegenseitig verstärken und den ganzen Raum in eine gigantische Mikrowelle verwandeln.
Alle PE -Mitglieder sind da. Popcornmais bereit zum Aufpoppen. Ihre Köpfe sind wie helle Flecken, Portale, in die Ida eintauchen kann. Sie sieht Olivia, eine dunkle Sonne zwischen lauter weißen Sternen, die alles lenkt. Die Zirkel. Die PE -Mitglieder. Sie kontrolliert sie über die vernetzten Amulette.
Als Erstes muss ich die Mikrowelle ausschalten, denkt Ida. Danach Olivia.
Sie konzentriert ihre ganze Kraft auf die Zirkel, beginnt mit dem an der Wand über der Bühne. Langsam, aber bestimmt löscht sie ihn. Dann richtet sie ihre Aufmerksamkeit auf den nächsten Zirkel. Und den nächsten.
Sie weiß, dass Olivia sie bemerkt hat. Sie spürt es ganz deutlich – wie eine Bewegung im Netzwerk. Olivia versucht, das Bewusstsein der anderen in den Griff zu bekommen, aber Ida ist stärker. Sie hat jetzt das Sagen. Sie kontrolliert die Zirkel. Sie hält die PE -Mitglieder in Schach.
»Hör auf!«, schreit Olivia.
Ida öffnet die Augen.
Die Ektoplasmazirkel um sie herum sind erloschen. Die Leuchtstoffröhren unter der Decke flackern wie Stroboskoplicht.
»Wo bist du?«, schreit Olivia.
Ida lächelt. Sie muss sich nicht länger verstecken.
Linnéa kommt auf die Füße. Backman, Tommy und alle anderen stehen reglos da und starren mit leerem Blick in das blitzende Licht.
Sie sieht jemanden unter der Tribüne hervortreten. Sieht das Amulett um ihren Hals. Nie hätte Linnéa gedacht, dass es sie jemals so glücklich machen könnte, Ida Holmström zu sehen.
Die Menge teilt sich, als Ida langsam durch die Turnhalle geht.
»Hör auf!«, schreit Olivia. »Du machst alles kaputt!«
»Du sagst es«, sagt Ida.
Wie Schlafwandler bewegen sich die PE -Mitglieder auf die Wände der Halle zu. Hier und da leuchten noch immer Ektoplasmazirkel auf dem Boden.
»Kannst du sie dazu bringen, ihre Ketten abzulegen?«, fragt Linnéa.
»Ich habe vorher noch eine Kleinigkeit zu erledigen«, sagt Ida atemlos. »Und dabei könnte ich ein bisschen Hilfe gebrauchen.«
Linnéa geht zu ihr und nimmt ihre Hand. Anna-Karin und Vanessa folgen ihrem Beispiel. Zusammen bilden sie eine Kette, leihen Ida ihre Kraft.
»Hört auf!«, schreit Olivia. »Das ist nicht fair!«
Der Ektoplasmazirkel in ihrer Nähe verblasst.
Endorphine rauschen durch Idas Körper.
So lange hat sie gegen ihre Kräfte angekämpft, hat versucht, sie loszuwerden. Jetzt spürt sie zum ersten Mal, dass diese Kräfte ein Teil von ihr sind. Und sie liebt sie. Sie liebt sogar die anderen Auserwählten ein kleines bisschen. Offenbar ist sie neuerdings ein Magiejunkie.
Einen Zirkel nach dem anderen schaltet sie aus und bewahrt zugleich die Kontrolle über die PE -Mitglieder. Ida fühlt sich wie eine Göttin.
Sie schaut zu Erik. Robin. Felicia. Julia. Kevin. Die Lampen werfen flackerndes Licht auf ihre dümmlich starrenden Gesichter, während sie alle dicht gedrängt vor der Wand stehen. Sie könnte sich an ihnen rächen. Sie dazu bringen, sich gegenseitig in Fetzen zu reißen. Der Gedanke ist enorm verlockend, und plötzlich erscheint es ihr bewundernswert, dass Anna-Karin nicht viel
schlimmere
Sachen mit ihrer Kraft angestellt hat. Mit einem Mal wird Ida klar, wie groß die Versuchung gewesen sein muss.
Gustaf.
Sie lässt beinahe Linnéas Hand los, als er auf sie zukommt. Er starrt sie an. Bleibt nur wenige Schritte vor ihr stehen.
Sie sieht seinen schockierten Blick. Wie sollen sie ihm das bloß erklären?
»Ida«, sagt Linnéa. »Konzentrier dich.«
Ida seufzt. Aber Linnéa hat recht. Sie müssen das hier zu Ende bringen.
Olivia schreit vor Wut, als der letzte Ektoplasmazirkel erlischt.
»Es ist vorbei«, ruft Linnéa.
»Du hast alles kaputt gemacht! Jetzt wird Elias niemals zurückkommen! Er kommt niemals zurück!«
Olivias Stimme gellt durch den Raum.
Alle Lampen verlöschen gleichzeitig. Es wird stockfinster.
Panik erfasst Ida. Sie lauscht unter Hochspannung. Das Einzige, was sie hört, ist das rhythmische Atmen von zweihundert Menschen.
»Da«, flüstert Anna-Karin.
Ein schwaches blaues Licht breitet sich am anderen Ende der Halle aus. Es wird immer heller, bis Olivia von einem blauen Schein
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