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Feuer (Engelsfors-Trilogie) (German Edition)

Feuer (Engelsfors-Trilogie) (German Edition)

Titel: Feuer (Engelsfors-Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mats Strandberg
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schnaubt, als sie ihm vorsichtig den Hals streichelt. Sie lässt ihre Hand zu seinen Ohren hochwandern und er schließt die Augen.
    »Ja, das gefällt dir, was?«, sagt Anna-Karin.
    Wie immer, wenn sie mit Tieren spricht, verändert sich ihre Stimme. Fast so, als würde sie die Worte singen.
    »Du bist ein Feiner, Troja. So ein schönes Pferd. Und Ida hat dich so sehr geliebt.«
    Troja reagiert nicht, als sie Idas Namen sagt. Natürlich nicht. Aber fragt er sich, wo Ida geblieben ist? Vermisst er sie?
    »Ich habe Ida versprochen, zu schauen, ob es dir gut geht«, sagt Anna-Karin. »Falls ihr etwas zustoßen sollte.«
    Tränen laufen ihr über die Wangen.
    Anna-Karin wird aus Ida sicher keine Heldin machen, nur weil sie tot ist. Dafür hat sie viel zu viele Erinnerungen an die Ida, die ihr nachstellte und sie quälte. Aber jetzt hat sie auch andere Bilder von ihr im Kopf. Sie versteht sie besser. Und es ist Idas Verdienst, dass Anna-Karin überhaupt noch lebt. Dass die Apokalypse nicht hereingebrochen ist.
    Plötzlich reißt jemand die Boxentür auf und Anna-Karin dreht sich um. Erwartet fast, Ida zu sehen.
    Aber stattdessen steht da ein schwarzhaariges Mädchen, vielleicht dreizehn Jahre alt, und funkelt Anna-Karin an.
    »Wer bist du?«, fragt sie.
    »Ich bin eine Freundin von Ida«, sagt Anna-Karin. »Troja war ihr Pflegepferd.«
    »Ich weiß, wer Ida war«, sagt das Mädchen. »Aber jetzt kümmere ich mich um ihn.«
    »Ich wollte nur sehen, wie es ihm geht. Er hat Ida sehr, sehr viel bedeutet.«
    »Das kannst du laut sagen. Man durfte ja nicht mal in seine Nähe kommen.«
    Das Mädchen tritt in die Box, tätschelt Troja zärtlich den Rücken und die Liebe in ihrem Blick ist nicht zu übersehen.
    Er wird es gut bei ihr haben, denkt Anna-Karin.
    »Ich habe Ida ein bisschen gekannt«, sagt das Mädchen. »Also, nicht richtig gekannt, aber ich habe sie ab und zu gesehen und so.«
    Anna-Karin nickt.
    »Sie war eine echte Zicke«, sagt das Mädchen, es rutscht ihr raus, bevor sie sich bremsen kann. »Aber zu Troja war sie lieb … Abgesehen davon, dass sie seinen Schweif mit einem Nadelstriegel gebürstet hat. Hast du eine Ahnung, wie sehr das ziept?«
    Sie schaut Anna-Karin beinahe vorwurfsvoll an.
    »Nein …«
    »Tut es aber.« Das Mädchen legt seine Wange an Trojas Maul. »Aber sonst hat sie sich gut um ihn gekümmert. Und sie konnte supergut reiten«, fährt sie fort. »Sie hatte auch immer die schicksten Trensen und Decken und so. Ihre Reitstiefel waren aus echtem Leder! Ich durfte jetzt alles übernehmen, ihre Eltern wollten es nicht mehr haben, nur die Stiefel sind mir noch zu groß. Und irgendwie ist es ja auch ein bisschen eklig, die Stiefel von jemandem anzuziehen, der tot ist, also, ich weiß noch nicht, was ich damit mache.«
    Anna-Karin muss lächeln. Mag sein, dass dieses Mädchen schwarze Haare und braune Augen hat, aber sie ähnelt Ida trotzdem in vielerlei Hinsicht.
    »Ich muss jetzt los«, sagt Anna-Karin. »Tschüss.«
    Das Mädchen sagt nichts mehr, bis Anna-Karin die Box verlassen hat.
    »Gehst du heute auf die Beerdigung?«
    »Ja«, antwortet Anna-Karin und schabt ein paar Strohhalme von der Schuhsohle.
    »Kannst du sie von mir grüßen?«, fragt das Mädchen. »Also, ich meine, irgendwie so am Sarg? Sag ihr, dass Lisa sich um Troja kümmert und dass es ihm gut geht.«
    »Das mache ich, versprochen«, sagt Anna-Karin.
    »Aber ich nehme die Wurzelbürste für den Schweif. Das ist
viel
besser.«

    Es ist früh am Morgen und die Schatten der Bäume sind noch lang. Aber die Sonne wärmt Vanessas Gesicht. Noch ein Frühling in Engelsfors.
    Sie gibt Melvin mehr Schwung auf der Schaukel, und er lacht so laut, dass sie mitlachen muss.
    »Mehr!«, ruft er. »Mehr!«
    Es sind Osterferien, und Vanessa hat Melvin mit auf den Spielplatz genommen, damit Mama ausschlafen kann. Aber sie ist nicht nur aus noblen Gründen hier.
    Wille hat sofort auf ihre SMS geantwortet. Er ist schon auf dem Weg. Dass er zu dieser Tageszeit überhaupt wach ist, darf als sicheres Zeichen dafür gewertet werden, dass er sich verändert hat. Vielleicht gibt es doch noch Hoffnung für sie beide.
    Er will mit Elin Schluss machen. Bald. Er wollte es am liebsten gleich hinter sich bringen, als er aus Stockholm zurückkam, aber Elin war so geknickt, nachdem er einfach verschwunden war. Er hatte ein schlechtes Gewissen. Entschied sich, ihr vor dem nächsten Schock ein paar Wochen Verschnaufpause zu gönnen.
    Jetzt sind ein paar Wochen

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