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Feuer (Engelsfors-Trilogie) (German Edition)

Feuer (Engelsfors-Trilogie) (German Edition)

Titel: Feuer (Engelsfors-Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mats Strandberg
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wäre es das Lustigste, was sie je gehört haben. Linnéa geht weiter, während die Panik in ihr erwacht und anfängt, in ihrem Kopf zu dröhnen.

22. Kapitel
    A
nna-Karin hört ihn zuerst nur. Das Rauschen in den Zweigen, das Wispern in den Baumkronen hoch über ihrem Kopf, das leise Rascheln der Blätter, die gegeneinanderreiben. Dann spürt sie ihn.
    Den Wind.
    Das erste Donnergrollen ist noch weit weg, aber laut und lang gezogen.
    Es ist so dunkel geworden, als würde es schon dämmern. Ein paar Tropfen fallen auf ihre Stirn.
    Anna-Karin hat das Gefühl, als würde die Natur gemeinsam mit ihr zum Himmel schauen.
    Ein neues Grollen. Näher jetzt. Es rollt über den Himmel, vibriert im Boden, setzt sich in Anna-Karins Körper fort, wird ein Teil der Angst, die seit dem Vormittag im Vergnügungspark in ihr pulsiert.
    Sie hätte aufhören sollen, ihre Kraft zu missbrauchen, als die Rektorin sie dazu aufforderte. Die anderen haben sie doch auch gewarnt. Aber sie hat einfach weitergemacht mit dem Selbstbetrug.
    Genau wie sie sich das ganze Jahr über etwas vorgespielt hat. Der Rat kam ja nie. Sie redete sich ein, dass man ihren Regelverstoß mit Nachsicht behandeln würde. Ein Auge zudrücken, nachdem klar geworden wäre, dass Anna-Karin schon ausreichend unter ihrem Fehlverhalten gelitten hat.
    Aber warum sollte der Rat das tun?
    Anna-Karin denkt an die vielen Menschen, die sie manipuliert und ausgenutzt hat. Julia, Felicia und alle anderen, die ihre »Freunde« waren. Jari, den sie glauben ließ, er wäre in sie verliebt. Mama, die ihre Hände in kochendes Wasser tauchte. Und Großvater, der nie wieder er selbst geworden ist, seit er sie aus dem brennenden Stall gerettet hat.
    Sie wünschte, sie hätten dieses Grab niemals geöffnet. Dann wäre Nicolaus noch da. Sie braucht ihn mehr denn je.
    Der Donner grollt wieder.
    Das hier verspricht eine echte Entladung zu werden, wie Großvater es nennen würde.
    Er würde auch sagen, dass sie schleunigst aus dem Wald verschwinden soll, bevor das Unwetter ernsthaft losbricht. Aber sie ist nicht mal mehr sicher, dass sie den Weg noch findet.
    Warmer Regen fällt in dicken Tropfen. Fichten schaukeln im Wind und die hohen Kiefern schwanken langsam vor und zurück.
    Plötzlich ist es, als würde ihr etwas den Weg zeigen. Anna-Karin fängt an zu rennen.
    Ein paarmal stolpert sie fast über große Steine, die kaum zu sehen sind. Moos bedeckt den ganzen Boden und ist so trocken, dass es unter Anna-Karins Schuhsohlen raschelt.
    Ein Blitz taucht die ganze Welt in weißes Licht und Anna-Karin fängt an zu zählen.
    Einundzwanzig, zweiundzwan…
    Weiter kommt sie nicht. Ein dröhnender Donnerschlag.
    Die Luft riecht elektrisch.
    Sie weiß nicht, wo sie ist, nur, dass sie weitermuss. Irgendetwas ruft sie und sie muss dorthin.
    Anna-Karin rennt bergauf. Eine neuer Blitz, sie sieht ihn über den Himmel zucken wie einen leuchtenden Riss. Der Donner kommt in Wellen, er steigert sich und zieht sich zurück, bricht von Neuem los, als Anna-Karin gerade glaubt, dass es vorbei ist.
    Sie zwingt ihren Körper zum Äußersten, aber sie wird nicht müde, der Lockruf treibt sie vorwärts. Und jetzt weiß sie, wo sie ist.
    Der gespenstische Baum zeichnet sich gegen den schwarzen Himmel ab. In der nächsten Sekunde explodiert er in einem sprühenden Funkenregen. Sie stürzt, landet auf Knien und Ellenbogen. Ihre Zähne schlagen so hart aufeinander, dass sie glaubt, sie zersplittern zu spüren.
    Sie sieht den Baum aufflammen. Trotz des Regens findet das Feuer schnell Halt in den ausgetrockneten Zweigen.
    Anna-Karin ist jetzt mitten im Gewitter, vollkommen schutzlos auf einer Anhöhe. Das Donnergrollen ist ohrenbetäubend, kreuz und quer schießen die Blitze durch die Luft.
    Sie stellt sich auf die Knie, streicht ihre regennassen Haare aus dem Gesicht. Sieht etwas aus den Augenwinkeln. Eine fließende Bewegung nah am Boden.
    Ein klagendes Bellen, kaum hörbar durch das Gewitter.
    Anna-Karin reibt sich den Regen aus den Wimpern und blinzelt.
    Es ist der Fuchs. Sie erkennt ihn sofort. Und mit leichten, trippelnden Schritten kommt er auf schwarzen Pfoten direkt auf sie zu.
    Er bleibt vor ihr stehen, legt den Kopf schief und fixiert sie aus bernsteinfarbenen Augen. Sein Fell ist durchnässt. Tausend kleine Tropfen glitzern im Schein des Feuers.
    Dann plötzlich macht er einen Satz und packt mit den Zähnen den fleischigsten Teil ihrer Hand, direkt unter dem Daumen, die Stelle, die in ihren Augen aussieht wie

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