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Feuer (Engelsfors-Trilogie) (German Edition)

Feuer (Engelsfors-Trilogie) (German Edition)

Titel: Feuer (Engelsfors-Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mats Strandberg
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ein Hähnchenschenkel. Sie schreit auf vor Schmerz und Erstaunen, versucht, ihre Hand zurückzuziehen, aber der Fuchs hält sie eisern fest. Er zeigt seine scharfen kleinen Zähne, und Anna-Karin spürt, wie sie sich durch ihre Haut bohren.
    Und die ganze Zeit schaut der Fuchs ihr unverwandt in die Augen.

    Minoo sitzt am Schreibtisch, das alte Notizbuch liegt aufgeschlagen vor ihr.
    Nichts von dem, was Anna-Karin getan hat, bevor sie alle zur Rektorin gerufen wurden, zählt also als Verbrechen. Das hat Alexander selbst gesagt. Aber alles, was später passiert ist, müssen sie verschweigen. Das ist eine Menge. Und was weiß Alexander eigentlich? Wie viele Beweise hat er?
    Sie geht ihre Aufzeichnungen durch und versucht herauszufinden, was sie in den Verhören preisgeben können und was sie für sich behalten müssen.
    Sie will sich einen Überblick verschaffen, bevor sie sich morgen Abend treffen, um einen Plan auszuarbeiten. Um ihre eigene Version der Wahrheit zu kreieren. Die müssen sie so lange wiederholen, bis sie sie im Schlaf beherrschen. Sie werden ein dichtes und sicheres Netz aus Lügen spinnen, das Anna-Karin schützen wird.
    Minoo wünschte, sie könnte sich noch besser vorbereiten.
    Wie verteidigt man sich gegen einen Ankläger, der Magie einsetzt? Wenn es einen Ankläger gibt, sollte Anna-Karin dann nicht auch einen Verteidiger bekommen? Aber wer weiß, wie Prozesse vor dem Rat ablaufen.
    Nicolaus sagte, dass der Rat seine Methoden seit damals verfeinert hat. Doch die Brandnarben auf der Haut der Rektorin sprechen eine andere Sprache. Und soweit Minoo weiß, bestand Adrianas einziges Vergehen darin, den Rat verlassen zu wollen.
    Und wenn der Rat eines nicht toleriert, dann fehlende Loyalität.
    Ist der Rat die Gefahr, vor der Matilda sie warnen wollte? Wusste Nicolaus, dass der Rat kommen würde? Hat er Engelsfors deshalb verlassen? Oder erwartet die Auserwählten etwas noch Schlimmeres?
    Minoo möchte heulen, es wäre eine Befreiung. Sie spürt die Tränen aufsteigen, die erste Andeutung eines tiefen Schluchzens. Sie versucht, das Weinen zuzulassen, aber es erstirbt sofort.
    Ein Blitz erhellt das Zimmer, ein Donner grollt dumpf.
    Ihr Handy klingelt.
    Unterdrückte Nummer.
    »Hallo?«, sagt sie.
    Ein schabendes Geräusch. Jemand atmet.
    »Hallo?«, sagt Minoo noch einmal.
    »Kannst du ungestört reden?«, sagt Adriana.
    »Ja«, sagt Minoo und steht vom Schreibtisch auf.
    »Das hier ist meine einzige Chance, mit dir zu sprechen«, sagt Adriana leise. »Ich wollte euch früher warnen, aber es ging nicht. Ich bin schon viel zu große Risiken eingegangen, und jetzt, wo Alexander in der Stadt ist, kann ich das nicht länger verantworten. Verstehst du das?«
    »Ja.«
    Wenigstens glaubt Minoo, dass sie das tut. Die Rektorin ist auf ihrer Seite, aber niemand von ihnen darf sich etwas anmerken lassen.
    Es ist das erste Mal, dass sie offen darüber sprechen.
    »Wenn der Rat Alexander schickt, heißt das, es ist ihm ernst mit diesem Prozess«, sagt Adriana. »Er hat eine hohe Position inne und ist dem Rat gegenüber vollkommen loyal. Er ist sogar bereit, seine Familie, Freunde und andere Menschen zu opfern, von denen er behauptet, sie zu lieben.«
    »Das klingt, als würden Sie ihn gut kennen«, sagt Minoo.
    Es bleibt so lange still, dass Minoo glaubt, die Verbindung wäre unterbrochen.
    »Er ist mein Bruder«, sagt Adriana schließlich.
    Minoo ist sprachlos. Sie sieht Adriana und Alexander vor sich. Diese Ähnlichkeit. Wieso hat sie das nicht gleich erkannt?
    »Ihr müsst unerhört vorsichtig sein und seine Anweisungen haargenau befolgen. Du musst das auch den anderen deutlich machen. Ihr dürft auf keinen Fall versuchen, etwas gegen Alexander zu unternehmen. Und was auch immer ihr tut, ihr dürft in den Verhören niemals lügen! Sagt die Wahrheit!«
    Minoo spürt, wie ein enormes Gewicht sie niederdrückt.
    »Ich werde keinen Kontakt mehr zu euch aufnehmen können, und auch ihr dürft unter keinen Umständen versuchen, mich zu erreichen, ganz egal, was passiert«, fährt Adriana fort. »Bitte, Minoo, versprich mir das … Versprich mir, dass ihr nicht lügt.«
    Die Verzweiflung in ihrer Stimme ist mit nichts zu vergleichen, was Minoo je von ihr gehört hat. Das macht ihr mehr Angst als Adrianas Worte.
    »Versprochen«, sagt Minoo.
    »Danke. Ich werde versuchen …«
    Die Verbindung bricht ab. Ein Blitz erhellt den Himmel und der Donnerschlag lässt sogar die Fensterscheiben klirren.
    Dann geht das Licht

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