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Feuer (Engelsfors-Trilogie) (German Edition)

Feuer (Engelsfors-Trilogie) (German Edition)

Titel: Feuer (Engelsfors-Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mats Strandberg
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aus.
    Minoo sitzt stumm im Dunkeln, das Telefon in der Hand.
    Sie weiß, dass sie das Versprechen, das sie Adriana gegeben hat, niemals halten kann.

2. Teil

23. Kapitel
    M
inoo ballt die Faust und fuchtelt damit in der Luft herum, um den großen weißen Ball abzuwehren, der auf sie zugeflogen kommt.
    Sie kann fast körperlich spüren, wie Viktor auf der anderen Seite des Netzes feixt, und sie ist überzeugt davon, dass er mit Absicht auf sie gezielt hat.
    Der Ball prallt gegen ihre Fingerknöchel und springt in die völlig falsche Richtung. Kommt ein ganzes Stück außerhalb der Spielfeldmarkierung auf. Während sie losrennt, um ihn zu holen, stöhnt der Rest der Mannschaft lautstark.
    Sie spürt die Blicke der anderen im Rücken. Sie hasst sie. Sie hasst alles, was mit dieser großen, schweißstinkenden Folterkammer zu tun hat, die sich Sporthalle nennt. Und jetzt ist der Ball unter die Tribüne gerollt. Sie greift danach, aber dabei schiebt sie ihn nur noch weiter weg. Sie hat nicht mal dann Ballgefühl, wenn der Ball einfach nur daliegt.
    »Wow, echt schicker Schlüpfer!«, ruft Kevin laut, und sie zieht die Sporthose hoch, die ein paar Zentimeter nach unten gerutscht ist.
    Minoo quetscht sich unter die Sitzreihe und bekommt den verfluchten Ball zu fassen. Sie windet sich wieder raus und sieht Anna-Karin, die ihr einen mitleidigen Blick vom Spielfeld nebenan zuwirft.
    Im Vergleich zu Volleyball ist die Apokalypse eine Bagatelle. Dieser Sport ist das absolut Schlimmste, was man einem Menschen antun kann. In allen anderen Ballsportarten kann Minoo halbherzig am Spielfeldrand hin und her rennen, gerade so, dass ihre Sportlehrerin Lollo denkt, dass sie »es wenigstens versucht«. Aber bei Volleyball sind die Mannschaften viel zu klein, als dass Minoo sich in der Menge verstecken könnte. Und gleich ist sie mit Aufschlag dran.
    Der Ball fliegt über das Netz und wieder zurück und Minoo versucht, ihn mit Willenskraft davon abzuhalten, noch mal in ihre Nähe zu kommen.
    Und dieses Mal hat das Schicksal ein Einsehen mit ihr. Die Rettung kommt in Gestalt des Abpfiffs.
    »Schluss für heute, danke!«, ruft Lollo.
    Minoo verschwindet schnell zur Tribüne und holt ihre Tasche, immer bemüht, den Blicken der anderen auszuweichen.
    Als sie sich umdreht, stößt sie um ein Haar mit Viktor zusammen, der sie mit amüsiertem Lächeln mustert. Natürlich sieht er kein bisschen verschwitzt aus.
    »Man kann nicht in allem gut sein«, sagt er und versperrt ihr den Weg.
    Minoo antwortet nicht. Seit der Begegnung im Vergnügungspark vor fast drei Wochen hat sie nicht ein einziges Mal auf seine Ansprache reagiert. Wenn man berücksichtigt, dass sie in sämtlichen Stunden bei Ylva nebeneinandersitzen, ist das ziemlich anstrengend gewesen.
    »Ich besitze zwar zufällig Ballgefühl, aber ich kann dir versichern, dass ich Sport genauso hasse wie du«, sagt er.
    Sie kann es nicht ertragen, ihn anzuschauen. Ihr Blick wandert hoch zu den kleinen Fenstern unter der Turnhallendecke. Sie sieht den Asphalt des Schulhofs, ein Stück grauen Himmel und ein paar Beine in Jeans, die vorbeieilen.
    »Sportunterricht ist so
überflüssig
, findest du nicht?«, fährt Viktor fort. »Das Fach hat doch keinerlei
Bedeutung
. Ich kann ja verstehen, dass einer wie Kevin sich ab und zu als Gewinner fühlen muss, aber …«
    Sie drängt sich an ihm vorbei und geht zur Umkleide.
    »Dann bis später«, ruft er ihr hinterher.

    Vanessa legt ihre Hände wie einen Rahmen um den Kopf und presst ihr Gesicht gegen die Schaufensterscheibe der Kristallgrotte. Traumfänger, ägyptische Büsten und Delfine sind im Dunkel des Ladens zu erkennen.
    WEGEN INVENTUR GESCHLOSSEN , steht mit bunten Buchstaben auf einem Zettel, der von innen mit Tesafilm an die Tür geklebt ist. Aber es gibt nicht den kleinsten Hinweis auf Aktivität im Geschäftsraum. Nur den Geruch von Räucherstäbchen, der bis in die Galerie zieht.
    Vanessa ist in den letzten Wochen jeden Tag hierhergekommen, zu unterschiedlichen Zeiten, aber das Geschäft war nie geöffnet. Mona Mondlicht ist nirgends aufzutreiben. Nichts weist darauf hin, dass sie überhaupt existiert. Minoo hat sogar beim Finanzamt angerufen und irgendeine Datenbank im Büro ihres Vaters abgefragt. Keine Spur.
    Vanessa seufzt und löst sich vom Fenster. Was zur Hölle sollen sie machen, wenn sie Mona nicht finden? Das Buch der Muster antwortet natürlich auch nicht auf die Frage, wie sie mit Toten kommunizieren können. Vanessa hat ein

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