Feuer frei und Spaß dabei (German Edition)
mit einem Erfrischungstuch in Jonis Gesicht rum.
"Das kann ich doch selbst."
"Du sollst fahren."
"Wie denn, wenn du mir die Augen zuhältst?"
"Oh, ´ tschuldigung."
Nach der Prozedur lehnte sich Till hinüber und gab Joni einen Kuss auf die Wange.
Drei Monate waren sie nun schon zusammen – seit jenem Abend in dem Hamburger Club, wo Joni, ohne es zu ahnen, der Gegenstand einer Wette gewesen war. Joni fühlte sich wie in einem schönen Traum und konnte kaum begreifen, dass dies alles Realität war. Er war mit einem Jungen zusammen, schmuste mit ihm, hatte Sex mit ihm. Das alles wäre ihm vor kurzem noch undenkbar erschienen.
Doch Till machte es ihm leicht. Sofort nach ihrer ersten Begegnung hatte Till ihn wie selbstverständlich völlig in Beschlag genommen, ganz sanft, ganz lieb – Joni war chancenlos. Till hatte nie gefragt "Willst du mit mir gehen?" oder so – er hatte einfach Joni in sein Leben eingeplant und sich in Jonis Leben und dabei gezeigt, dass er bis über beide Ohren in Joni verknallt war. Dass sie bereits bei ihrer ersten Begegnung miteinander Sex gehabt hatten, hatte ihre Offenheit sicher gefördert.
Joni kam auch gar nicht dazu, die Beziehung in irgendeiner Art rational zu überdenken – dafür war das Kribbeln in seinem Bauch viel zu heftig. Er war überhaupt nicht mehr in der Lage, sich ein Leben ohne Till vorzustellen. Wenn er aufwachte, galt sein erster Gedanke Till und beim Einschlafen war es nicht anders.
Nun also fuhren sie das erste Mal gemeinsam in den Urlaub. Sie wollten nicht allzu weit weg von Hamburg und hatten daher an der Nordsee einen Ferienbungalow gemietet, der sich in einer Clubanlage mit gehobenem Standard befand. Till hatte Geld und brauchte Luxus.
Gegenüber Fremden war Till stets freundlich, aber auch distanziert. Er ließ kaum jemanden an sich heran und vieles schien von ihm abzuperlen. Dies konnte man als Ergebnis des Starrummels ansehen, dem er zu den Zeiten eines Erfolges mit der Teenieband "Monsoon" ausgesetzt gewesen war – eine professionelle Distanz, die nicht sofort wie kühle Arroganz wirkte. Aber Joni glaubte, dass diese Art bei Till schon seit frühester Kindheit völlig normal war. Nur so hatte er seinen ungewöhnlichen Style, sein Anderssein leben können. Es gab einen kleinen Kreis von Personen, der ihm wichtig war – alles andere und alle anderen betrachtete Till mit gelassener Gleichgültigkeit, ohne überheblich oder unfreundlich zu sein.
Und seit drei Monaten gehörte nun Joni zu Tills kleinem Kreis oder besser: er war dessen neuer Mittelpunkt.
"Wir scheinen da zu sein", verkündete Joni und hielt vor einem geöffneten Tor, neben dem sich ein kleines Häuschen, offenbar die Rezeption bzw. Anmeldung, befand. Alles wirkte sehr gepflegt und edel.
Die Formalitäten waren schnell erledigt. Im ruhigen Tempo durchfuhren sie die Clubanlage. Die einzelnen Bungalows lagen weit auseinander, so dass man ungestört war. Im Zentrum waren Einkaufsmöglichkeiten, Gastronomie, Sportstätten und alles sonst Übliche untergebracht – ein eigenes kleines Dorf.
Joni behielt die Hinweisschilder im Auge, damit sie sich nicht verfuhren.
"Halt!", rief Till plötzlich, "Zurück!"
"Quatsch", sagte Joni, "Wir haben die 12 und hier geht es bis 10 ab. Wir müssen weiter."
"Nein, Schatz, fahr mal zurück, ein kleines Stück. Ich hab was gesehen, da."
Till war ganz aufgeregt und Joni setzte langsam zurück.
"Stopp."
Sie hielten neben einer Plakatwand.
"Da, da, da!"
"Was denn?"
Joni schob seine Sonnenbrille hoch.
"Arthur und die Minimoys, Teil 3 – das läuft hier im Kino. Schatz, das muss ich sehen", sagte Till.
"Ist das nicht ein Kinderfilm?"
"Ha, du willst mich ja nur ärgern, aber ich lass mich nicht ärgern. Du weißt genau, dass ich im ersten Teil …"
"Den Arthur gesprochen hast", ergänzte Joni, der sich über Tills aufgeregtes Gestikulieren amüsierte.
"Jetzt spricht den der Manu."
"Manu?", fragte Joni.
"Ja, der Sänger von Kinetic Power, dieser neuen Band, die jetzt ständig in der BRAVO ist."
"Ach so, dieser neue Till Connor."
"Ja", Till rollte mit den Augen, "Der wird ständig mit mir verglichen. Das geht dem wahrscheinlich auch tierisch auf die Nerven."
"Ich könnte mir schlimmere Vergleiche vorstellen."
"Scheiße!"
"Zum Beispiel."
"Nein, Scheiße – heute ist die letzte Vorstellung. Ahhhh! Um 17 Uhr! Wie spät, wie spät, wie spät????"
"Kurz vor drei, reg dich ab. Das kommt bestimmt bald im Fernsehen, dann können wir das ja
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