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Feuer (German Edition)

Feuer (German Edition)

Titel: Feuer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriele d'Annunzio
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Glanz lag über der Lagune. Stimmen von Schiffern drangen her von einem mit Gemüsen beladenen Boot. Von San Giacomo di Palude horte man das Zwitschern der Sperlinge. Eine Sirene heulte kläglich aus der Ferne.
    »Der Mann also mit dem scharlachroten Faden ...« – fragte die Foscarina, begierig, die Fortsetzung zu hören; denn sie wollte verstehen.
    »Fühlte öfter als einmal den Kopf auf seinem Halse wackeln« – fuhr Stelio lachend fort. – »Er sollte Röhren blasen, so dick wie Baumstämme, und zwar mit der Kraft des lebendigen Mundes, nicht mit Zuhilfenahme eines Blasebalgs, und ohne Unterbrechung in einem einzigen Atem. Stell' dir vor! Die Lungen eines Zyklopen hätten dazu nicht genügt. Ach, eines Tages will ich die Siedehitze dieses Lebens erzählen, das, zwischen das Beil des Henkers und die Notwendigkeit des Wunders gestellt, im Zwiegespräch mit den Elementen dahinfloß! Feuer, Wasser und Erde hatte er; es fehlte ihm die Luft, die Bewegung der Luft. Inzwischen schickte ihm der Rat der Zehn jeden Morgen einen roten Mann, um ihm guten Tag zu wünschen; verstehst du? jenen roten Mann mit der Kapuze über den Augen, der in der Anbetung der Weisen aus dem Morgenlande des zweiten Bonifazio die Säule umklammert. Nach endlosen Versuchen hatte Dardi einen guten Gedanken. An diesem Tage unterhielt er sich unter den Lorbeerbäumen mit Priscianese über die Wohnstätte des Äolus und seiner zwölf Söhne und über die Landung des Laertiaden auf der westlichen Insel. Er durchlas wieder Homer, Vergil und Ovid in der schönen Ausgabe des Aldus. Dann suchte er einen slavonischen Schwarzkünstler auf, der im Geruch stand, die Winde zugunsten langer Seefahrten zu verzaubern. »Ich brauche einen Wind, weder zu stark noch zu schwach, den ich gefügig lenken kann, wie ich will, einen Wind, mit dem ich gewisse Dinge, die mir im Kopfe herumgehen, ausführen kann... Lenius aspirans aura secunda venit ... Verstanden, Alter?«
    Der Erzähler brach in helles Lachen aus, denn er sah die Szene vor sich, mit allen Einzelheiten, in einem Hause der Straße de la Testa in San Zanepolo, wo der Slavone zusammen mit seiner Tochter Cornelia Sciavonetta, einer angesehenen Courtisane, wohnte. (»Preis, soviel ich weiß, zwei Skudi.«)
    ›Was das nur bedeuten soll?‹ – dachten die beiden Ruderer, die ihren Dialekt, vermischt mit fremden Lauten, von Stelio sprechen hörten (denn er hatte den Glasbläser venezianisch redend eingeführt).
    Die Foscarina versuchte, seine Fröhlichkeit Zu teilen; aber sie litt unter dem jugendlichen Lachen, wie früher schon in den Windungen des Labyrinths.
    »Die Geschichte ist lang« – fuhr er fort.»» »Ich werde eines Tages etwas daraus machen. Aber ich spare sie mir für müßige Zeiten auf... Nun höre! Der Slavone vollführt den Zauber. Dardi schickt allnächtlich die Schiffer nach den Tre Porti, um dem Winde einen Hinterhalt zu legen. Und endlich eines Nachts, kurz vor Tagesanbruch, während der Mond unterging, überraschten sie ihn schlafend auf einer Sandbank, inmitten eines Schwarmes müder Schwalben, die er geführt hatte ... Er liegt auf dem Rücken und atmet leicht wie ein Kind in der aromatischen Salzluft, fast zugedeckt von den zahllosen Schwalbenschwänzchen: der leichte Seegang wiegt seinen Schlaf: die weißschwarzen Reisenden schlagen mit den Flügeln, ermüdet vom langen Fluge ...«
    »Wie süß!« – rief die Frau angesichts dieses köstlichen Bildes. – »Wo hast du das gesehen?«
    »Hier beginnt die Grazie meiner Erzählung. Sie nehmen ihn und binden ihn mit Weidenruten, tragen ihn an Bord und segeln nach Temódia. Die Barke ist von Schwalben besetzt, die ihren Führer nicht verlassen ...«
    Stelio hielt inne, denn die Einzelheiten der Geschichte drängten sich seiner Phantasie in solcher Fülle auf, daß er nicht mehr wußte, welche er wählen sollte. Aber er lauschte gespannt einem Gesang in den Lüften, der von der Seite von San Francesco del Deserto kam. Der ein wenig schiefe Glockenturm von Burano tauchte auf und hinter dieser Insel die Glockentürme von Torcello in einsamer Pracht.
    »Und dann?«« mahnte seine Gefährtin.
    »Weiter kann ich nichts sagen, Fosca. Ich weiß zu vielerlei ... Stell' dir vor, daß Dardi sich in seinen Gefangenen verliebt! ... Er heißt Ornitio, weil er der Führer der Zugvögel ist. Ein unaufhörliches Zwitschern von Schwalben ist rund um Temódia zu hören; die Nester hängen an den Stangen und Winden der Gerüste, die das Werk umgeben; ab und

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