Feuer in eisblauen Augen
schlimmen Worte.” Mark schnitt eine Grimasse, dann gab er seiner Nichte einen zärtlichen Gutenachtkuss.
“Vergiss nicht, am Flughafen anzurufen, Onkel Mark”, sagte Emily schon halb im Schlaf.
Als Annie nach einer Weile in die Küche kam, war Mark fast fertig. Er zwinkerte Annie zu. “Dann lass uns jetzt ins Wohnzimmer gehen. Zu einem wichtigen Gespräch gehört der passende Rahmen.”
Annie wunderte sich. Sie hatten den Raum noch nie benutzt. Mark tat so geheimnisvoll. Immer wieder spürte sie seine Blicke und manchmal funkelte Übermut in seinen Augen auf. Als sie den etwas kühlen Raum betraten, machte Mark zuerst anheimelndes gedämpftes Licht. Dann ging er zum CD-Player. “Wird leise Jazzmusik bei der Unterredung stören?”
“Nein, die Musik stört gar nicht”, antwortete sie ein wenig nervös und fragte sich, ob Mark sie necken wollte. Sie würde wohl gute Miene zu all dem machen müssen, wenn sie ihr Anliegen vorbringen wollte.
. “Was möchtest du trinken, Annie?”
“Das restliche Bier.”
“Hm”, räusperte Mark sich und verschwand. Als er zurückkam, hielt er Sektgläser und eine Flasche Champagner in den Händen. “Den trinkst du doch, oder?”
“Ja, gern.” Das hier wurde ja immer ungewöhnlicher. “Aber wieso gibt es Champagner, Mark?”
“Heute ist ein ganz besonderer Tag. Wir hatten Emily verloren, und wir haben sie wiedergefunden. Das ist ein Grund zum Feiern.” Während er sprach, hatte Mark die Flasche geöffnet und die Gläser gefüllt. Er reichte Annie das kühle Glas mit dem perlenden Getränk. “Auf uns, Annie”, sagte er ernst, als er mit ihr anstieß.
Annie trank zuerst einen winzigen Schluck, dann noch einen und mit jedem Schluck schmeckte ihr der Champagner besser. Mark hat anscheinend viel zu kleine Gläser gebracht, dachte Annie, denn ihr Glas war schon leer. Lächelnd schenkte Mark ihr nach.
Während sie ihm zusah, versuchte Annie sich an all die schönen Worte zu erinnern, die sie sich zurechtgelegt hatte. Vergebens. So platzte sie mit ihrer Bitte einfach heraus: “Mark, ich möchte meinen Job wiederhaben.”
“Das geht nicht.”
Mit einer so brüsken Absage hatte Annie nicht gerechnet. Aber sie würde nicht so schnell aufgeben. “Ich weiß, dass Bea qualifizierter ist als ich. Aber ich habe eine gute, liebevolle Beziehung zu Emily.”
“Das stimmt.”
“Bist du mit meiner Kochkunst unzufrieden?”
“Im Allgemeinen habe ich daran nichts auszusetzen. Ab und zu hätte ich nur ganz gern ein wenig Fleisch.”
“Hm.” Annie überlegte. Ihr Glas war schon wieder leer und Mark schenkte ihr nach. Er hatte sich neben Annie gesetzt, und ihr wurde abwechselnd heiß und kalt. Nervös drehte sie das langstielige Sektglas zwischen ihren schlanken Fingern. Mark schwieg und beobachtete sie aufmerksam.
“Ist es vielleicht wegen unserer Beziehung?”
“Jetzt kommst du der Sache schon näher.”
“Ich hatte einfach furchtbare Angst, Mark.”
“Das habe ich geahnt, Annie.” Seine Stimme war voll Mitgefühl und brachte in ihrem Herzen die verstummte Melodie wieder zum Klingen. Seine Worte berührten sie so wie die sanfte Jazzmusik, die er für sie aufgelegt hatte.
“Ich habe Emily wirklich sehr lieb gewonnen, und ich möchte bei ihr bleiben.”
“Und was ist mit mir?”
“Bitte?”
“Annie, ich möchte von dir wissen, ob ich dir auch etwas bedeute, vor allem nach unserer gemeinsamen Nacht.”
Annie verschlug es die Sprache, sie nickte nur heftig. “Deswegen kannst du nicht mehr Emilys Nanny sein.” Marks Stimme klang sehr ruhig und sachlich.
“Aber du bist ihr Vormund und hattest trotzdem Sex mit mir”, wandte Annie ein.
“Ich habe vor, das zu ändern.”
Dachte Mark etwa daran, Emily in fremde Hände zu geben?
“Ich möchte Emily adoptieren”, erklärte Mark.
“Aber …”
“Das Kind braucht keinen Vormund und keine Nanny, sondern Eltern.” Mark hatte ihre Hand in seine große starke genommen und streichelte zärtlich ihre schlanken Finger.
“ Annie, ich weiß, dass eine Bindung dir große Angst macht. Wenn es nur um mich ginge, würde ich das hinnehmen, aber es geht auch um Emilys Glück. Sie wünscht sich nichts sehnlicher, als dass du bei uns bleibst. Ich liebe dich sehr. Aber ich weiß, dass du nur bei uns bleiben wirst, wenn deine Liebe größer ist als deine Angst.”
“Mark, ich liebe dich und Emily mehr als alles auf der Welt. Ich möchte bei euch bleiben.” Annie kämpfte mit den Tränen, als sie das
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