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Feuer: Roman (German Edition)

Feuer: Roman (German Edition)

Titel: Feuer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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auf der Lauer gelegen und auf den günstigsten Moment gewartet hatte, sich auf ihre Beute zu stürzen.
    Behutsam stemmte sich Will vollends aus dem Schacht heraus und sah sich um. Nichts hatte sich verändert. Die Luft roch noch immer nach Alter und verbranntem Staub, und auf der anderen Seite des Raumes, dessen Boden offensichtlich nicht ganz eben war, stand noch immer knöcheltief schmutziges Wasser.
    Und auch das Feuer war noch immer da. Genauso wie die Erinnerung an den kurzen, heftigen Kampf in einem Keller, bei dem es um ein Mädchen namens Maria gegangen war.
    Will versuchte seine verwirrten Gedanken als so lächerlich abzutun, wie sie es der Meinung des für Logik zuständigen Teils seines Verstandes nach sein sollten.
    Unglückseligerweise war dieser Teil im Moment nicht besonders stark, und selbst, wenn er es gewesen wäre: Das Gefühl und die damit verbundenen Bruchstücke einer fremden Erinnerung waren einfach zu stark, um sie zu ignorieren oder ins bloße Reich der Einbildung abzuschieben. Etwas war hier. Er konnte es spüren, eine lauernde Macht, die auf dem messerscharfen Grat zwischen Licht und Dunkelheit lebte. Es war da, und es hatte auf ihn gewartet.
    Wie schon einmal gesellte sich nun ein anderes, unwillkommenes Gefühl hinzu: Angst.
    Will war noch lange nicht bereit, die Existenz irgendeiner mystischen oder gar übernatürlichen Macht anzuerkennen, aber eines war ihm vollkommen klar: Irgendetwas war hier, und er war vermutlich gut beraten, nicht lange genug hier zu bleiben, um herauszufinden, was es wirklich war.
    Trotzdem verließ er den Keller noch nicht sofort, sondern ging noch einmal zu dem monströsen altmodischen Heizkessel, hinter dem sich Duffy versteckt hatte – eigentlich ohne selbst zu wissen, warum. Er hielt sogar den Atem an, um zu lauschen, aber natürlich war niemand da. Was hatte er denn erwartet?
    Vielleicht war die Frage aber auch falsch gestellt.
    Vielleicht hatte etwas hier auf ihn gewartet.

Kapitel 17
    Er wandte sich mit einem Ruck ab, durchquerte den Keller mit schnellen Schritten und musste noch einen letzten, aber unangenehmen Disput mit seiner randalierenden Fantasie ausfechten, die ihn davon zu überzeugen versuchte, dass der Riegel der eisernen Zwischentür mittlerweile vollkommen verbogen und selbst mit aller Anstrengung nicht mehr aufzubekommen war, so dass er sich hilflos hier unten gefangen finden würde, bis irgendjemand kam und die Tür von außen aufbrach – falls nicht gleich ein Abrisstrupp mit einer Planierraupe anrückte, um das Ruinengrundstück in einen Zustand zu versetzen, der den Vorstellungen der Immobilienspekulanten entsprach, die vermutlich schon um den Zaun schlichen und mit den Füßen scharrten.
    Der Riegel war nicht nur zurückgeschoben, die Tür stand sperrangelweit offen, und als er sich über die mit Schutt und verkohlten Trümmern übersäte Treppe vorsichtig nach oben kämpfte, begrüßte ihn helles Sonnenlicht.
    Will atmete erleichtert auf. Es war zwar verrückt, aber er hatte das Gefühl, nach endlosen Stunden endlich wieder ans Tageslicht zurückzukehren, nicht nach den wenigen Minuten, die es in Wahrheit gewesen waren. Und mit jeder Stufe, die er weiter nach oben kam, ließ das unheimliche Gefühl, das ihn dort unten beinahe überwältigt hatte, weiter nach. Selbstverständlich war es nur Einbildung gewesen; allenfalls eine Mischung aus Klaustrophobie, (vollkommen berechtigter) Paranoia und dem lauter werdenden Flüstern in seinen Gedanken, das ihm hartnäckig klar zu machen versuchte, wie gründlich er sich wieder einmal in die Scheiße geritten hatte, und zwar ganz allein und ohne die geringste fremde Hilfe.
    Endlich war er oben und trat mit einem erleichterten Aufatmen in den schmalen, halb zusammengestürzten Flur hinaus, in den die Kellertreppe mündete. Die Luft stank immer noch nach Ruß, verschmortem Plastik und Chemie, aber er atmete sie trotzdem in tiefen, gierigen Zügen ein, als hätte er niemals etwas Köstlicheres geschmeckt.
    Will sah sich unschlüssig um. Er hatte schon wieder das nächste Problem: nämlich ungesehen aus der Ruine heraus und zu seinem Wagen zu kommen.
    Andererseits – wenn er schon einmal hier war, konnte er sich ebenso gut auch ein wenig gründlicher umsehen. Bei seinem ersten Besuch war es dunkel gewesen, und außerdem hatte er wahrlich Besseres zu tun gehabt. Aber vielleicht sollte er die Gelegenheit nutzen, um sich ein Bild von den früheren Bewohnern dieses Hauses zu machen. Will wusste zwar

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