Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Feuer: Roman (German Edition)

Feuer: Roman (German Edition)

Titel: Feuer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
habe ich nicht bei ihnen gesehen.«
    »Das waren meine Kollegen von der Schadensabteilung«, antwortete Will. »Ich bin von einer anderen Abteilung.«
    »Von welcher?«
    Will tat so, als müsse er einen Moment mit sich ringen – was in gewissem Sinne auch den Tatsachen entsprach, wenn auch aus anderen Gründen, als der Junge annehmen mochte. Schließlich warf er einen verschwörerischen Blick nach rechts und links und senkte die Stimme. »Kannst du ein Geheimnis für dich behalten?«
    »Klar«, antwortete Marius. Vielleicht konnte er es tatsächlich, für eine Stunde oder zwei. Aber mehr brauchte er vielleicht auch nicht.
    »Ich muss überprüfen, ob das alles hier seine Richtigkeit hat«, fuhr er in verschwörerischem Ton fort.
    »Dann sind Sie ein Versicherungsdetektiv?«, vermutete Marius. Der Anteil von Begeisterung in seinem Blick war nicht annähernd so groß, wie Will gehofft hatte, aber er war nicht einmal wirklich enttäuscht. So, wie sich die Dinge bisher entwickelt hatten, war es schon fast zwangsläufig, dass er auf den einzigen Elfjährigen in dieser Stadt getroffen war, der sich nicht für Detektivgeschichten interessierte.
    »Nicht genau«, sagte er ausweichend. »Meine Aufgabe besteht eigentlich darin, noch einmal genauer hinzusehen und mich davon zu überzeugen, dass auch wirklich alles so war, wie die Leute gesagt haben.«
    »Und hier war das nicht so?«, fragte Marius.
    Will zögerte ganz bewusst ein bisschen zu lange, bevor er antwortete. »Ich glaube doch«, sagte er. »Die Schmidts scheinen mir ehrliche Leute zu sein. Ich war nur ein bisschen erstaunt, dass dieses Gebäude so völlig unbeschädigt geblieben ist.«
    »Und deswegen brechen Sie gleich ein?«
    »Ich hatte keinen Schlüssel«, antwortete Will. »Außerdem war es streng genommen kein Einbruch. Meine Gesellschaft muss das alles hier ja sowieso bezahlen, und genau genommen gehört es uns damit.«
    Marius dachte einen Moment lang über dieses Argument nach und drehte sich anschließend halb herum, um einen nachdenklichen Blick zu dem Gebäude auf dem Nachbargrundstück zu werfen, als erhoffe er sich von dort so etwas wie mentale Unterstützung. Schließlich drehte er sich wieder zu Will um und nickte, auch wenn er nicht restlos überzeugt zu sein schien. »Wird wohl seine Richtigkeit haben«, sagte er. »Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass die Schmidts irgendwas Krummes gedreht haben. Sie sind nette Leute und sehr reich. Die haben so etwas nicht nötig.«
    »Das denke ich auch«, antwortete Will. »Und deshalb wäre es mir auch lieber, wenn niemand erfährt, dass ich hier war. Die Leute fangen schnell an zu reden, weißt du, und es wäre nicht in Ordnung, wenn die Leute anfangen würden, sie komisch anzusehen oder hinter ihrem Rücken zu tuscheln, nur weil ich meine Arbeit mache. Könnte die Geschichte also unter uns bleiben?«
    »Klar«, antwortete Marius großspurig. »Ich will auch nicht, dass sie Ärger bekommen. Die Schmidts sind nette Leute.«
    »Das müssen sie wohl sein«, antwortete Will, »sonst würden sie dich nicht auf ihrem Grundstück spielen lassen.« Er drehte sich um und begann an der Rückseite des Gebäudes entlangzuschlendern. Vielleicht fiel er weniger auf, wenn er das Grundstück in Begleitung eines Jungen verließ, den jeder in der Nachbarschaft kannte. »Bist du mit ihren Kindern befreundet?«
    »Die Schmidts haben nur eine Tochter«, antwortete Marius, und Will wurde hellhörig. »Aber die ist uralt, über zwanzig. Nett, aber alt.«
    »Sonst niemanden?«, vergewisserte sich Will. »Komisch. Ich habe gehört, da wäre noch ein Mädchen in deinem Alter.«
    »Bestimmt nicht«, antwortete der Junge. »Das wüsste ich.«
    »Ich frage ja auch nur, weil da drinnen so etwas wie ein Kinderzimmer war«, antwortete Will mit einer entsprechenden Kopfbewegung auf die Garage. »Jedenfalls sah es so aus, als wäre es einmal eins gewesen, bevor man die Möbel weggeschafft hat.«
    »Gleich nach dem Brand«, bestätigte Marius. »Der Möbelwagen ist gleich am nächsten Morgen gekommen. Aber es war bestimmt kein Kinderzimmer. Angie hat schon eine eigene Wohnung.«
    »Angie?«
    »Eigentlich heißt sie Angela«, antwortete der Junge, hob die Schultern und fuhr fort: »Oder Andrea. Weiß nicht genau. Aber sie ist nett.«
    »Bestimmt«, sagte Will. »Weißt du, wo sie wohnt?«
    »Angie?« Marius schüttelte den Kopf. »Ich glaube, sie sind alle zusammen ins Ferienhaus der Schmidts gezogen, bis das alles hier vorbei ist. Meine

Weitere Kostenlose Bücher