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Feuer: Roman (German Edition)

Feuer: Roman (German Edition)

Titel: Feuer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Mutter sagt, dass sie das Haus wieder aufbauen, wenn alles geklärt ist, mit der Versicherung und so.« Er warf Will dabei einen schrägen Blick zu, und Will antwortete gehorsam:
    »Da sehe ich keine Probleme. Jedenfalls jetzt nicht mehr, wo ich mit dir gesprochen habe.«
    »Mit mir?« Marius sah ihn nun wirklich komisch an, und Will warnte sich selbst in Gedanken, den Bogen nicht zu überspannen. Der Junge war nicht dumm. »Mit dir und einer Menge anderer Leute«, antwortete er bewusst beiläufig. »Du warst nur der Letzte. Das gehört zu meiner Arbeit, weißt du? Mit den Nachbarn reden, und möglichst vielen anderen Leuten. Aber ich glaube, ich kann meinen Chef beruhigen. Die Schmidts sind in Ordnung.«
    »Bestimmt«, versicherte Marius. Sie hatten das Gebäude mittlerweile hinter sich gelassen und näherten sich dem offen stehenden Tor, und Wills Blick glitt möglichst unauffällig, aber äußerst misstrauisch über die Straße dahinter. Dann und wann fuhr ein Auto vorbei – nicht oft –, und noch sehr viel seltener sah er einen Fußgänger. Keine Polizei.
    »Dieses Ferienhaus, von dem du gerade gesprochen hast«, sagte er. »Weißt du zufällig, wo es ist?«
    »In Dohr«, antwortete Marius.
    »Dohr?«
    Marius hob die Schultern. »Ich glaube, das liegt irgendwo in der Eifel«, sagte er. »Kann nicht weit sein. Sie sind oft übers Wochenende mal hingefahren. Meine Eltern haben die genaue Adresse, falls mal was passiert. Wenn Sie wollen, kann ich sie holen.«
    »Das ist nicht nötig«, antwortete Will. »Wir haben die Adresse bestimmt im Büro.«
    Sie hatten das Tor erreicht, und Will blieb stehen und drehte sich ganz zu Marius um. »Vielleicht wäre es besser, wenn du deinen Eltern nichts von unserem Gespräch erzählst. Okay?«
    Marius sah ihn einen Moment lang mit einer Nachdenklichkeit an, die Will bei einem Kind seines Alters nie und nimmer erwartet hätte, aber schließlich nickte er. »Heiliges Indianerehrenwort«, versprach er. Und irgendwie hatte Will dieses Mal das sichere Gefühl, dass er ihm trauen konnte.

BUCH III
    Heiß bist du, Flamme, zu viel ist der Glut:
    Lass uns scheiden, Lohe!
    Schon brennt der Zipfel, zieh ich ihn gleich empor,
    Feuer fängt der Mantel.
    Edda, Das Lied von Grimnir

Kapitel 18
    Die gute Nachricht war, dass der Wagen, den Georg ihm freundlicherweise zur Verfügung gestellt hatte, wie nahezu alle modernen Fahrzeuge über ein GPS-System verfügte, das keine Probleme damit hatte, Dohr zu finden und ihm zu erklären, dass es bis dahin nur eine gute Stunde Fahrt war. Der Junge hatte Recht gehabt.
    Die schlechte war, dass es im Telefonbuch von Dohr selbstverständlich keinen Schmidt gab, auch keinen Schmitt, Schmied oder irgendetwas, was auch nur so ähnlich klang – was Will aber nicht wirklich entmutigte: Leute wie diese Schmidts pflegten ihre Telefonnummern normalerweise nicht jedem auf die Nase zu binden, und das gesamte Telefonbuch Dohrs wies nicht sehr viel mehr Nummern auf als Wills private Adressenliste. Auf der elektronischen Karte im Armaturenbrett des Wagens war das Kaff nicht größer als ein Fliegenschiss; Will glaubte nicht, dass es besonders schwierig sein würde, das Ferienhaus zu finden. Wenigstens nicht, wenn dieses Ferienhaus dem entsprach, was seine Besitzer unter einer Stadtvilla verstanden hatten.
    Er fuhr los, machte sich aber noch nicht direkt auf den Weg in die Eifel, sondern fuhr eine gute Stunde kreuz und quer durch Köln, wobei er fast mehr auf den Rückspiegel achtete als auf den übrigen Verkehr. Schließlich war er sicher, nicht verfolgt zu werden – soweit man sich dessen sicher sein konnte, hieß das. Will hatte selbst genug Erfahrung damit, den Verfolger zu spielen, um zu wissen, dass man einen wirklichen Profi nur dann bemerkte, wenn dieser das auch wollte.
    Aber zum einen waren weder Slavko noch Rattengesicht wirkliche Profis (jedenfalls nicht auf diesem Gebiet), und zum anderen hatte er noch einen Trumpf in der Hinterhand, den er rücksichtslos auszuspielen gedachte.
    Nachdem er lange genug kreuz und quer durch die Stadt gekurvt war, lenkte er den Wagen auf die Autobahn Richtung Norden, ignorierte für eine knappe viertel Stunde das penetrante Plänen des Navigationscomputers, der ihn partout dazu überreden wollte, bei Tempo zweihundertfünfzig auf der Autobahn zu wenden, und umging Köln dann in weitem Bogen, um sich seinem eigentlichen Ziel zu nähern. Er hatte den Wagen bis zum Limit ausgereizt – Georg wäre nicht Georg gewesen, hätte er

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