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Feuer: Roman (German Edition)

Feuer: Roman (German Edition)

Titel: Feuer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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er gewollt. Aber nicht so sehr. Und nicht auf diese Weise.
    Das wäre der Moment, sich zu entschuldigen. Aber bevor er das tat, würde er lieber daran ersticken.
    Der Moment dauerte weniger als eine Sekunde. Dann stand Martina mit einer so plötzlichen Bewegung auf, dass ihr Stuhl zurückflog und um ein Haar umgefallen wäre, fuhr auf dem Absatz herum und stürmte aus dem Zimmer.
    »Das war nicht besonders taktvoll«, sagte Angela. Sie hob die Schultern. »Aber vermutlich haben wir das verdient.«
    »Vermutlich«, bestätigte Will kühl. »Eure kleine Überraschung war auch nicht besonders taktvoll, wenn wir schon einmal dabei sind.«
    Angela sah ihn weiter fast ausdruckslos an. Sie schwieg, aber er konnte trotzdem sehen, wie es hinter ihrer Stirn arbeitete. Schließlich machte sie eine kleine, undeutbare Bewegung mit der Linken und lehnte sich so bequem zurück, wie es in dem hochlehnigen Stuhl überhaupt möglich schien. Die Vorbereitungen für ein längeres Gespräch?
    »Vielleicht ist es sogar ganz gut, wenn ich erst einmal allein mit dir rede.« Ja. Ganz eindeutig.
    »Wieso?«, fragte Will. »Weil es leichter für sie ist? Jemanden abzuschießen ist wohl einfacher, als ihm nach zehn Jahren …«
    »Sie hat dich nicht abgeschossen«, fiel ihm Angela ins Wort. »Jedenfalls nicht nach dem, was ich gehört habe.« Sie hob abermals die Schultern. »Ich vermute, dass du die Sache etwas anders siehst, aber das geht mich nichts an.«
    »Das stimmt«, sagte Will. Er machte sich nicht die Mühe, genau zu sagen, auf welche der beiden Vermutungen dies die Antwort war. Wahrscheinlich auf beide.
    »Macht das untereinander aus«, sagte Angela kühl. Sie machte eine Kopfbewegung auf die Tür, durch die Martina verschwunden war. »Aber bevor du gleich losrennst und ein Shakespeare-Drama aufführst: Interessiert es dich, wie es deiner Tochter geht?«
    Deiner Tochter … wie sonderbar das klang. Die beiden Worte verunsicherten ihn mehr, als er selbst verstand. Interessierte es ihn? Er wusste es nicht. Ganz spontan sollte die Antwort nein lauten – was hatte er mit Kindern am Hut? –, aber das wäre nicht die Wahrheit. Er war … verunsichert. Und zugleich erleichtert. Wenigstens wusste er jetzt, woher das seltsame Gefühl kam, das Duffy (Dumarest. Was war das überhaupt für ein bescheuerter Name?) in ihm ausgelöst hatte. Schließlich hob er nur die Schultern.
    »Das dachte ich mir«, seufzte Angela. Er suchte vergeblich nach einer Spur von Missbilligung in ihrer Stimme, oder auch nur in ihrem Blick. Wenn sie schauspielerte, dann perfekt.
    Will atmete hörbar aus. »Also?«
    Schon besser, signalisierte Angelas Blick. Sie sagte nichts. Nachdem sie ihn eine weitere kleine Ewigkeit vollkommen ausdruckslos angestarrt hatte, räusperte sie sich halblaut, setzte sich wieder gerade hin und straffte die Schultern, als sei ihre entspannte Haltung dem, was sie ihm zu sagen hatte, nicht angemessen. Will beobachtete beinahe fasziniert ihre schlanken Finger, die sie auf der Tischplatte faltete. Sie wirkten so zerbrechlich wie alles an ihr. Die Finger einer virtuosen Pianistin, oder einer Neurochirurgin. Aber er hatte nicht vergessen, wozu diese Hände imstande waren.
    »Möchtest du etwas trinken?«, fragte sie plötzlich. »Ich meine: etwas Stärkeres als Kaffee?«
    Wenn er jemals in seinem Leben einen klaren Kopf gebraucht hatte, dann jetzt. Will lehnte wortlos ab.
    »Also gut.« Angela seufzte tief. »Du willst wissen, warum du hier bist. Das verstehe ich. Aber es ist trotz allem … nicht so leicht zu erklären, weißt du.«
    »Nach: Es ist nicht so, wie es aussieht, ist das wohl jetzt ein Schritt in die richtige Richtung, habe ich Recht?«, fragte Will spöttisch.
    Für einen Moment blitzte es ärgerlich in Angelas Augen auf, aber sie verbiss sich jede Antwort und sah ihn weiter mit unbewegtem Gesicht an. Schließlich kapitulierte er.
    »Also gut«, sagte er. »Ich gebe auf. Was soll das alles? Warum bin ich hier? Was wollt ihr von mir?«
    »Im Grunde nichts«, antwortete Angela. »Und zugleich auch ziemlich viel.« Sie deutete abermals auf die Tür, durch die Martina verschwunden war. »Sie wollte nicht, dass du in die Geschichte hineingezogen wirst, das musst du mir glauben. Und schon gar nicht so.«
    »Wie reizend«, antwortete Will giftig. »Du meinst, es war nur ein unglücklicher Zufall? Die alte Geschichte vom falschen Zeitpunkt und dem falschen Ort, wie? Ich sollte gar nicht erfahren, dass ich eine Tochter habe?«
    »Das

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