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Feuer: Roman (German Edition)

Feuer: Roman (German Edition)

Titel: Feuer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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konnte wie das unheimliche Gefühl, das an ihm nagte. Die beiden spielten mit ihm; zweifellos. Aber auch das war es nicht allein.
    »Was passiert als Nächstes?«, fragte er, als er auch nach weiteren, endlosen Sekunden keine Antwort bekam. »Ich meine: Geht gleich eine Geheimtür auf und irgendein beknackter Talkmaster kommt rein, um uns das Ergebnis des Vaterschaftstests zu präsentieren?«
    Angela tauschte einen stirnrunzelnden Blick mit ihrer nahezu gleichaltrig wirkenden Stiefmutter. »Hast du ihm etwas verraten?«, fragte sie.
    »Kein Wort!« Martina schüttelte heftig den Kopf. »Das schwöre ich!«
    »Jetzt hast du uns den Spaß verdorben.« Angela wirkte ehrlich enttäuscht. »Wir hatten es uns so toll vorgestellt, weißt du? Dein überraschtes Gesicht hier und in Farbe im Frühstücksfernsehen.« Sie wandte sich wieder an Martina. »Also gut. Wenn er es sowieso schon weiß, können wir den nächsten Schritt gleich überspringen. Soll ich den Anwalt hereinholen?«
    »Anwalt?«
    »Selbstverständlich«, antwortete Angela ernst. »Es geht um eine Menge Geld. Da muss alles seine Richtigkeit haben. Auch in deinem Interesse. Wir wollen dich schließlich nicht übervorteilen.« Sie hob die Schultern. »Rechne es dir selbst aus. Unterhaltszahlungen für über elf Jahre, da kommt ganz schön was zusammen. Und dabei sind die Zinsen noch gar nicht berücksichtigt.«
    »Lass das«, sagte Martina sanft. »Ich glaube nicht, dass Will im Moment nach Scherzen zumute ist.« Trotz dieser Worte erschien auch in ihren Augen für einen Moment ein spöttisches Funkeln, das aber schlagartig erlosch, als sie Wills Blick begegnete. »Entschuldige«, sagte sie.
    »Ich finde das nicht lustig«, sagte Will ruhig.
    »Wir auch nicht«, bemerkte Angela. »Hast du auch nur eine Vorstellung, was so ein Kind kostet?«
    »Angela!«, sagte Martina scharf.
    »Nein«, antwortete Will. »Aber es muss ziemlich teuer sein –vor allem, wenn man sich die Mühe macht, es in ein Privatgefängnis zu sperren.«
    Das herausfordernde Funkeln in Angelas Augen blieb, aber sie ersparte es sich und vor allem ihm, sich eine weitere witzige Bemerkung anhören zu müssen.
    »Es ist nicht so, wie du denkst«, sagte Martina rasch.
    »So?«, sagte Will. »Ich kann mich irren, aber ich vermute einfach mal, dass die allermeisten Lügengeschichten auf der Welt mit genau diesen Worten anfangen.«
    »Die eine oder andere wahre Geschichte auch«, sagte Angela ruhig.
    »Na, dann lass mich doch mal eure wahre Geschichte hören«, spottete Will. »Ich bin gespannt, ehrlich. Oder hat dir Martina etwa nicht erzählt, dass ich auf Fantasy-Geschichten stehe?«
    »Will, bitte«, sagte Martina, bevor Angela antworten konnte. Sie rang einen Moment sichtbar nach Worten, und obwohl sie sich zwang, ihm fest in die Augen zu sehen, brachte sie es zugleich irgendwie fertig, seinem Blick dabei auszuweichen. Sie begann nervös mit den Händen zu ringen. »Ich kann mir vorstellen, wie du dich fühlst, aber …«
    »Ach?«, unterbrach sie Will böse. »Kannst du das?« Er selbst konnte es nicht. Seine Gefühle befanden sich in einem Aufruhr, wie er ihn noch nicht erlebt hatte; nicht einmal in den letzten Tagen, als die Welt angefangen hatte, über ihm zusammenzubrechen. Er sollte wütend sein, und natürlich war er es auch, aber diese Wut war sonderbar ziellos; es gelang ihm einfach nicht, sie auf Martina zu fokussieren. »Das glaube ich nicht«, fügte er hinzu
    »Ach verdammt«, sagte Martina. »Glaubst du etwa, das hier fällt mir leicht?« Sie machte eine – plötzlich zornige – Handbewegung und schoss einen ärgerlichen Blick in Angelas Richtung ab, als sie spürte, dass sie schon wieder zu einer spöttischen Bemerkung ansetzte, bevor sie mit einem Kopfschütteln und einem tiefen Seufzen fortfuhr: »Ich weiß, dass ich einen Fehler gemacht habe, und es tut mir aufrichtig Leid.«
    »Einen Fehler«, wiederholte Will nachdenklich. Er nickte. »Dich damals mit mir eingelassen zu haben?«
    Er bedauerte die Worte schon, bevor er sie ausgesprochen hatte, und noch mehr, nachdem er es getan hatte. Ein Schatten huschte über ihr Gesicht, und für einen Moment wurde ihr Mund zu einem dünnen, blutleeren Strich, der eine Härte in ihre Züge wob, die er noch niemals darin erblickt hatte. Er konnte sehen, wie sich ihre Kiefermuskeln so stark anspannten, dass er glaubte, ihre Zähne knirschen zu hören, und begriff, dass er sie verletzt hatte; was im Prinzip nicht schlecht war.
    Genau das hatte

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