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Feuer: Roman (German Edition)

Feuer: Roman (German Edition)

Titel: Feuer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Sie hatte einen Atemschutz übergestreift, der zumindest den Großteil der giftigen Atemluft ausfiltern würde, und mit dem grauen Ding im Gesicht, das Nase und Mund verdeckte, sah sie beinahe wie ein Alien aus. Genauso verbissen, wie sie gerade noch gegen ihn gekämpft hatte, rückte sie nun gegen das Feuer vor. Im Gegensatz zu Will schien sie noch über weitaus mehr Kraftreserven zu verfügen; ihre Bewegungen wirkten gleichermaßen schattenhaft wie zielgerichtet. Will verschwendete zwei, drei Sekunden damit, ihr zusehen. Ihrem konsequenten Verhalten nach zu urteilen war das nicht das erste Feuer, das sie im direkten Einsatz bekämpfte, und trotzdem konnte er sich nicht vorstellen, dass sie unter normalen Umständen mitten ins Zimmer gestürmt wäre und dann auch noch ausgerechnet auf die Stelle zu, auf der er gerade den verzweifelten Kampf seines Lebens kämpfte. So unglaublich es ihm auch vorkam: Sie hatte sich offenbar nicht nur in den Kopf gesetzt, mit seiner Hilfe das Feuer zu löschen, sondern wollte ihn bei der Gelegenheit offensichtlich auch retten.
    Da sollte einer schlau aus den Frauen werden.
    Mit Angelas Hilfe bekamen seine Löschanstrengungen den nötigen Durchgriff, um die Flammen endgültig zurückzuschlagen. Beinahe so, als verfügten sie über eine eigene unbegreifliche Form von Intelligenz, zogen sie sich zurück, und statt gierig nach seinen Armen und Beinen zu greifen, wie die ganze Zeit über zuvor, flohen sie jetzt regelrecht vor ihm. Trotzdem dauerte es noch ein bis zwei Minuten, bis sie die letzten Flammennester erstickt hatten.
    Keinen Augenblick zu früh, denn in den letzten Sekunden schoss der Strahl nicht mehr aus Wills Feuerlöscher, er tröpfelte eher hinaus. Mit einem erschöpften Ausatmen stellte er das Gerät auf den verkohlten Boden ab und wischte sich mit der verrußten Hand über die Stirn. Als wäre das ein geheimes Zeichen, verebbte die Flut aus der Sprinkleranlage, und eine Sekunde später breitete sich eine fast gespenstische Stille in dem Zimmer aus, das ihm fast zum Verhängnis geworden war.
    Angela riss sich den Atemschutz vom Gesicht und funkelte ihn wütend an. »Was hast du dir eigentlich dabei gedacht, du verdammter Narr! Du kannst doch nicht …«
    Ein Blitz zerriss das Halbdunkel, das sich im Zimmer ausgebreitet hatte, und kurz darauf donnerte es so stark, dass Angela förmlich die Worte aus dem Mund gerissen wurden. Auch das noch. Zwar würde ihnen ein Gewitter hier kaum gefährlich werden können, aber die elektromagnetische Spannung konnte groß genug sein, um das eine oder andere Gerät zu beschädigen. Wenn die Steuerelektronik der Sprinkleranlage durch einen Blitz ausfiel, würde sie sie nicht mehr schützen können, wenn das Feuer noch einmal ausbrach.
    »Die Heldennummer zieht nicht«, sagte Angela scharf. »Ohne Atemschutz mitten ins Feuer rein – das ist Selbstmord!«
    Will nickte hastig. »Kann … sein.« Seine Stimme war kaum mehr als ein heiseres Krächzen. »Aber … Duffy.«
    »Wie: Duffy?« Angelas Augen wurden groß. »Du meinst doch nicht …?«
    Will nickte grimmig. »Doch. Genau das meine ich.«
    Eine wahres Blitzgewitter riss ihm jede weitere Erklärung aus dem Mund, und während die Donnerschläge in rascher, viel zu rascher Folge den Blitzen folgten, sah Will aus den Augenwinkeln, wie Martina ins Zimmer eilte. Ihre Bewegungen wurden vom stroboskopischen Flackern der Lichtblitze zerrissen, so dass sie fast wie Einzelaufnahmen in einer bizarren Lichtshow wirkten. Will wollte sich zu ihr umdrehen, aber dann gewahrte er etwas in der entgegensetzten Richtung, was ihn mitten in der Bewegung innehalten ließ.
    In all der Aufregung hatte er die beiden Schlägertypen vergessen, die sich auf Georgs Befehl an seine Fersen geheftet hatten. Sie mussten mitbekommen haben, was hier im Inneren des Hauses passierte; wie von einem Logenplatz aus, von dem man alle Einzelheiten einer Theateraufführung erkennen konnte. Natürlich hatten die beiden nicht daran gedacht, ihm zu Hilfe zu eilen, wahrscheinlich hatten sie sogar ganz im Gegenteil blöde Witze über ihn gerissen und Wetten darüber abgeschlossen, wie lange es noch dauern würde, bis er den Kampf gegen die Flammen verlor. In jedem Fall hatten sie sich nicht in ihren Wagen zurückgezogen, sondern waren so weit wie möglich herangekommen, um nichts von dem grausigen Schauspiel zu verpassen.
    Und jetzt, als Will in ihrer Richtung herumwirbelte, angewiesen auf das Blitzgeflacker, um mehr als nur ein paar

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