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Feuer: Roman (German Edition)

Feuer: Roman (German Edition)

Titel: Feuer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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ja«, hörte Will in diesem Moment Georgs verhasste Stimme an seinem Ohr. »Hattet ihr wenigstens einen schönen Abend, ihr beiden Turteltäubchen?«
    Im ersten Moment verstand Will überhaupt nicht, was er damit meinte. Doch dann begriff er: Slavko hatte Georg wahrscheinlich nur kurz telefonisch verständigt, dass sie jetzt mit Duffy zu ihm unterwegs waren. Wenn Georg nichts von dem Feuer wusste und mitten in der Nacht anrief, dann zog er wahrscheinlich vollkommen falsche Schlüsse aus der Tatsache, dass Martina ganz in seiner Nähe war und ihn so vertrauensvoll anredete, als hätten sie gerade eine heiße Liebesnacht miteinander verbracht. Will beschloss, ihn vorerst in seinem Irrglauben zu lassen. Es fehlte noch, dass Georg wusste, wer der Vater von dem kleinen Temperamentsbolzen war, den er hatte einfangen lassen. Vielleicht fiel es Duffy dann leichter, bei erster Gelegenheit davonzuflattern. Schließlich schien sie von ihm nicht nur die Fähigkeit geerbt zu haben, sich immer wieder in schier ausweglose Situationen zu manövrieren, sondern auch die, der ganzen Welt eine lange Nase zu drehen, wenn es niemand mehr erwartete.
    »Hat es dir die Sprache verschlagen?«, fragte Georg. »Das täte mir Leid. Schließlich wollte ich euch nicht von etwas Wichtigem abhalten.«
    »Das hast du nicht«, sagte Will so ruhig wie möglich. »Es gab sowieso nichts Anständiges im Fernsehen.«
    »Will!«, sagte Martina mit einem fast hysterischen Unterton in der Stimme. »Ich will jetzt endlich wissen, was los ist, verdammt noch mal!«
    Will nickte. Er wusste, dass er nicht umhinkam, Martina jetzt die Wahrheit zu sagen. »Moment«, sagte er zu Georg. Dann drückte er die Stummtaste des Handys, die sicherstellte, dass Georg seine nächsten Worte nicht mitbekam. »Duffy …«, begann er hilflos. Er rang nach Worten, und Martina tat ihm nicht den Gefallen, das auszusprechen, was ihm nicht von den Lippen kommen wollte. »Duffy ist … Georg hat sie …«
    Martinas Augen verengten sich zu Schlitzen. »Was ist mit meiner Tochter?«, zischte sie.
    Mit unserer Tochter, hätte sie Will beinahe korrigiert. Aber natürlich ließ er das. Es war nicht der richtige Zeitpunkt, um ein paar Dinge geradezurücken, aber das, das schwor er sich, würde er nachholen, sobald sich die Gelegenheit dafür bot.
    »Du hast doch den Wagen vor dem Haus gesehen«, sagte er. »Das waren Georgs Leute.«
    Martina winkte ungeduldig ab. »Ich weiß. Aber was ist mit Duffy?«
    »Während es gebrannt hat, ist Duffy abgehauen.« Will warf einen Seitenblick auf Mike. »Ich weiß auch nicht, wie sie aus dem Haus gelangen konnte.«
    »Lass das«, sagte Martina scharf.
    Will nickte. Georg würde wahrscheinlich schon toben, weil er nicht mitbekam, was auf der anderen Seite passierte. »Georgs Schlägertypen haben sie sich geschnappt. Ich hab es gerade noch im letzten Moment gesehen. Deswegen bin ich auch sofort raus. Ich wollte die Idioten abfangen …«
    »Um dann was zu tun?« Martina schüttelte den Kopf. Sie wirkte beherrscht, aber Will kannte sie gut genug, um zu wissen, dass es der Schock war, der sie wie eine Glocke umhüllte und es ihr unmöglich machte, eine Szene zu machen, wie es viele Mütter an ihrer Stelle getan hätten. Stattdessen deutete sie auf das Handy.
    »Er will mit dir reden.« Will zog die Hand ein Stück zurück, als sie nach dem Telefon greifen wollte. »Und er will Geld. Viel Geld, vermute ich.«
    Martina winkte unwillig ab. »Das ist mir vollkommen egal. Gib mir das Handy!«
    »Ja. Aber vorher …« Will musste das Handy geradezu hinter dem Rücken verstecken, um es vor dem raschen Zugriff Martinas in Sicherheit zu bringen. Aus den Augenwinkeln heraus merkte er, wie sich Mike spannte. Es fehlte ihm noch, dass ihm der Schwachkopf das Handy mit Gewalt entreißen wollte. »Nur ganz kurz«, sagte er fast beschwörend zu Martina. »Sag ihm nicht, dass ich Duffys Vater bin …«
    »Hältst du mich für bekloppt?«, fragte Martina ungeduldig.
    »Und geh auf alles ein, was er von dir verlangt«, fuhr Will ungerührt fort.
    »Das hätte ich sowieso getan.«
    Will stieß erleichtert die Luft aus und reichte Martina das Handy. Sie riss es ihm geradezu aus der Hand. »Ja?«, sagte sie. Als sie nichts hörte, blickte sie verwirrt.
    Wills Hand zuckte auf sie zu, Mike trat einen Schritt vor – meine Güte, was bildete sich der Kerl bloß ein? –, doch da hatte Will bereits die Stummtaste erwischt, deaktiviert und mit einem zweiten Knopfdruck den

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