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Feuer: Roman (German Edition)

Feuer: Roman (German Edition)

Titel: Feuer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Schemen zu erkennen, da die Außenbeleuchtung mittlerweile erloschen war, sah er etwas, das ihn vor Entsetzen fast erstarren ließ. Fred und Slavko waren nicht mehr alleine. Sie hatten jemanden gepackt, einer links und einer rechts, eine kleine, sich verzweifelt wehrende Gestalt, die in ihrem Griff zappelte wie ein Fisch an der Angel.
    Da zerriss ein neuer Blitz die fast vollständige Dunkelheit.
    Und das, was Will von Anfang an klar gewesen war, wurde nun zu fürchterlicher Gewissheit. In dem nur einen Sekundenbruchteil währenden Lichtblitz, der die Szenerie so deutlich ausleuchtete wie die mehrere tausend Watt starken Halogenstrahler in einem Fußballstadion, konnte er die Gestalt in jeder Einzelheit erkennen.
    Es war Duffy.

Kapitel 26
    »Ich glaube, ich muss mich entschuldigen«, sagte Angela. »Ich habe … wohl etwas überreagiert.« Sie lachte heiser und humorlos auf. »Es war etwas viel in den letzten Wochen …«
    »Was?« Will fuhr herum und starrte die junge Frau fassungslos an, die nur zwei Schritte von ihm entfernt stand und aussah wie ein Engel, den man in die Hölle strafversetzt hatte. Ihr Gesicht war rußverschmiert, über ihr Kinn lief ein langer, dunkler Strich, so als wäre sie dort von einem herabfallenden Teil der Deckenverkleidung getroffen worden, und auch ihre langen, fast weißen Haare waren nicht unbeschadet davongekommen; die flockigen Partikel der Löschsubstanz hingen in ihnen wie die Überreste eines ausgiebigen Schaumbades.
    Angela blinzelte nervös, als sie seinen Blick bemerkte. »Ich finde, wir sollten das Kriegsbeil begraben«, sagte sie unsicher. »Es ist schon genug geschehen …«
    Will hörte ihre Worte, aber er nahm ihren Sinn nicht wahr. Er stürmte los. Angela musste regelrecht beiseite springen. Sie starrte ihn so fassungslos an, als erwarte sie allen Ernstes, dass er sich auf sie stürzen würde, um sich für die Abreibung zu revanchieren, die sie ihm hatte zukommen lassen wollen. In einer anderen Situation hätte Will den Anblick ihres fassungslosen Gesichts wahrscheinlich genossen, aber jetzt nahm er ihn nur ganz am Rande wahr, während sein Herz hart und laut schlug und in seinem Kopf nur ein einziger Name hämmerte: Duffy.
    Im Flur stieß er mit Martina zusammen. »Will!«, keuchte Martina »Was soll das? Das Feuer ist gelöscht …«
    Will packte sie an beiden Armen und schob sie unsanft beiseite. »Nicht jetzt«, stieß er hervor. »Ich erkläre dir später alles.«
    Im gleichen Moment rannte er auch schon wieder los. Sein Jaguar – Georgs Jaguar, um genau zu sein – stand vor dem Haus, und wenn er sich beeilte, hatte er vielleicht noch eine Chance, die beiden Handlanger seines ehemaligen Geschäftspartners einzuholen und ihnen klar zu machen, was er davon hielt, kleine Mädchen zu entführen. Als er an die nächste Abzweigung kam, wandte er sich nach rechts, dann wieder nach links, in einen schummrig beleuchteten Korridor, von dem er vermutete, dass er herausführte. Dass er die falsche Richtung gewählt hatte, begriff er, als der Teppichboden endete, über den er bis jetzt gelaufen war, und in einen fast weißen, edel wirkenden Marmorboden überging, der ihm vollkommen unbekannt vorkam, genauso wie die modernen Gemälde, die an den Wänden hingen. Die Halle, in der der Gang endete, wurde von einer gewaltigen Steintreppe dominiert, die ins nächste Stockwerk, aber sicherlich nicht zu einem Ausgang führte. Er begriff, dass er dabei war, sich hoffnungslos zu verlaufen. Das Haus, in dem Martina und ihre Stieftochter lebten, war nicht nur groß, es war auch so verwinkelt gebaut worden, dass man sich ohne Führer hier kaum zurechtfinden konnte.
    Er blieb stehen und drehte sich um. Hinter ihm donnerten Schritte über den Teppichboden, die er mit Straßenschuhen, einem Maßanzug und dem Outfit eines Bodyguards assoziierte und nicht mit den beiden Frauen, und doch hörte er dann Martinas Stimme, die seinen Namen und irgendetwas anderes rief, was er nicht verstand. Wahrscheinlich hatte Martina unterwegs Mike oder den anderen ihrer beiden Leibwächter getroffen – wo waren die beiden Idioten eigentlich gewesen, als sie sie am dringendsten gebraucht hatten? Während des Zimmerbrands hatten sie mit Abwesenheit geglänzt, und dann hatten sie noch nicht einmal Duffys Flucht verhindert, die sie geradewegs Slavko und Fred in die Arme getrieben hatte.
    Gerade als er sich wieder in Bewegung setzen wollte, nicht die Treppe hinauf, sondern zurück, um von Martina den schnellsten

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