Feuer: Roman (German Edition)
Scharfschützen? Hast du schon einmal daran gedacht?«
Georg seufzte. »Von mir aus kannst du die Hose anlassen.«
Will wusste, dass es besser war, Georg nicht noch weiter zu reizen, aber er bekam wieder einmal sein altes Plappermaul nicht unter Kontrolle. »Na, das ist doch schon was«, sagte er in bewusst verletzendem Tonfall. »Und was genau willst du jetzt von mir, nachdem du meine Tabledancer-Fähigkeiten getestet hast?«
»Geld.«
»Hätte ich mir ja gleich denken können.« Will machte Anstalten, das Funkgerät wieder abzulegen, um sich anzuziehen.
»Nein«, sagte Georg.
»Wie, nein?«
»Bleib mal lieber so, wie du bist«, sagte Georg. »Das ist mir sicherer.«
Will zögerte. Es wäre ein Leichtes, die Bewegung zu beenden und das Funkgerät auf die Motorhaube zu legen. Doch irgendetwas in Georgs Stimme warnte ihn. Es war noch nicht lange her, da hatte er am eigenen Leib miterleben müssen, mit welch drakonischen Maßnahmen Georg im Ernstfall jeglichen Widerstand schon im Ansatz zu ersticken pflegte, wenn er erst einmal richtig sauer war.
»Es ist kalt und nass«, sagte er betont sachlich. »Und ich habe keinen Bock darauf, mir eine Lungenentzündung zu holen.«
»Das wirst du auch nicht«, sagte Georg im gleichen Tonfall. »Jedenfalls nicht, wenn es nach mir geht. Wir klären die Sache, und dann bist du aus dem Schneider. Zumindest vorerst.«
Will warf einen sehnsüchtigen Blick auf seine Sachen, die zum Greifen nah vor ihm lagen. Es würde nicht lange dauern, bis Hemd und Unterhemd so klamm und nass waren, dass er sowieso kein Bedürfnis mehr verspüren würde, sie anzuziehen. Aber immerhin blieb ihm noch Angelas Jacke.
»Wie viel hast du dabei?«, fragte Georg.
Will zögerte. Er hatte Martina mehr als deutlich klar zu machen versucht, dass ein kleiner Appetithappen reichte. Aber sie hatte darauf bestanden, ihm unter Angelas misstrauischem Blick den Großteil des Bargelds auszuhändigen, das sie für alle Fälle im Tresor ihres Hauses gebunkert hatte.
»Also«, sagte Georg scharf. »Wie viel ist es?«
Es hatte keinen Sinn zu lügen. »Dreiundzwanzigtausend«, sagte Will leise und schlang gleichzeitig die Arme um den Oberkörper, als schäme er sich, die Summe preisgegeben zu haben.
»Nicht übel«, sagte Georg. »Dafür kannst du dich ein ganzes Wochenende durch mein Bordell bumsen, Schampus inklusive.« Will fand diese Bemerkung ausgesprochen dämlich. »Bevor du das Geld bekommst, will ich mit Duffy reden«, verlangte er.
»Natürlich«, sagte Georg. »Nur die Reihenfolge stimmt nicht. Erst rückst du die Kohle raus – und dann darfst du mit Duffy reden.«
Will überlegte kurz – wirklich nur sehr kurz, denn mittlerweile war er nicht nur klatschnass, sondern die Kälte begann sich auch in seinen Körper hineinzufressen, und er kam zu dem Schluss, dass er in diesem Punkt bedenkenlos nachgeben konnte. Er konnte sich nicht vorstellen, dass Georg Duffy irgendetwas antat, solange alles zu seiner Zufriedenheit ablief.
»Also gut«, sagte er. »Soll ich die Tasche mit dem Geld an den Zaun hängen?«
»Nein«, sagte Georg. »Du stellst sie in den Jaguar.«
»In den Jaguar?«, fragte Will überrascht. »Aber warum …«
»Du lässt den Wagen einfach an Ort und Stelle stehen«, fuhr Georg ungerührt fort. »Und dann gehst du zurück zur Autobahn.«
Wills Unterkiefer klappte nach unten.
»Was soll ich?«, fragte er schließlich fassungslos.
»Du hast mich schon richtig verstanden«, sagte Georg. »Du gehst zurück. Aber sieh zu, dass du das Funkgerät nicht verlierst. Es wird in den nächsten Stunden unsere einzige Verbindung sein.«
»Hör mal, Georg«, begann Will. Mittlerweile zitterte er so stark, dass er zu nuscheln anfing, und er musste sich regelrecht zusammenreißen, um laut und deutlich fortzufahren: »Ich mache ja eine ganze Menge mit, wirklich. Aber halbnackt durch den Regen zu marschieren, nur um …«
»… die Kleine ihrer Mutter zurückbringen zu können?«, fragte Georg kalt. »Ist es das nicht wert?«
»Doch, natürlich«, sagte Will rasch, obwohl er am liebsten das Gegenteil herausgeschrien hätte. »Aber deswegen können wir doch wie zivilisierte Menschen miteinander umgehen.«
»So wie du mit mir umgegangen bist?« Georg lachte humorlos auf. »Was glaubst du eigentlich, wer du bist, du kleines Arschloch? Kriechst bei mir unter, weil dir die Muffe geht, und dann hast du nichts Besseres zu tun, als mich zu betrügen und zu bestehlen. Verstehst du das unter
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