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Feuer: Roman (German Edition)

Feuer: Roman (German Edition)

Titel: Feuer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Schritte, ihrer beider angestrengter Atem und die Schleifgeräusche, mit denen Will das verletzte Bein nachzog, die die Geräuschkulisse vervollständigten und es so gänzlich unmöglich machten, herauszuhören, ob ihnen jemand auf den Fersen war. »Wie meinen Sie das?«, fragte Will schließlich.
    »Was?«
    »Dass Sie diesmal schneller am Tatort waren als sonst.«
    »Falkenberg und ich haben uns auf unerklärliche Brandphänomene spezialisiert«, sagte Reimann ruhig. »Und daran herrschte gerade in den letzten Jahren wahrlich kein Mangel.«
    »Ja, die Leute werden immer nachlässiger, was das Wegwerfen von Zigaretten angeht«, sagte Will bissig. »Nicht zu vergessen die ganzen Grillunfälle.«
    »Es sind nicht gerade die missglückten Grillpartys, zu denen wir gerufen werden«, antwortete Reimann ungerührt. »Es sind Dinge wie der Brand in Duffys Elternhaus, dessen offizielle Ursache nach wie vor im Dunkeln liegt, obwohl wir beide doch sehr genau wissen, wer dahinter steckt, nicht wahr, Lokkens? Und das Gleiche gilt für das ausgebrannte Autowrack, das nicht wie eins dieser typischen Unfallfahrzeuge aussah, mit dem nach einem Crash der Benzintank hochgegangen ist, sondern eher, als sei es von einem High-Tech-Laser zusammengeschmolzen worden.«
    Will hätte gerne etwas darauf gesagt, hätte gerne Reimanns hämische Worte mit einer passenden Antwort zurück in seinen Hals geschoben, damit er daran erstickte – aber er konnte es nicht. Es waren Martina und Angela gewesen, die ihm davon erzählt hatten, dass Duffy seit ihren frühesten Lebensjahren immer und immer wieder gezündelt hatte, mit teilweise verheerenden Wirkungen, nicht irgendwelche Bullen, die mit abenteuerlichen Spekulationen von ihren schwachen Ermittlungsleistungen hatten ablenken wollen. Mein Gott, Duffy, dachte er, was tust du nur? Und warum tust du das?
    Vielleicht wäre die Frage nach dem Wie erst einmal wichtiger gewesen, aber zumindest im Moment interessierte sie Will überhaupt nicht. Er musste Duffy finden, herausbekommen, was sie mit all diesen Bränden zu tun hatte, und sie dann dazu bringen, es einfach sein zu lassen. So einfach war das.
    In der Theorie. In der Praxis sah das ganz anders aus.
    »Uns läuft die Zeit davon«, sagte Reimann »Köln steht die größte Brandkatastrophe seiner Geschichte bevor. Wissen Sie, wie viele ungewöhnliche Feuer seit heute Morgen ausgebrochen sind?«
    »Keine Ahnung«, sagte Will lahm, aber in ihm spannte sich etwas wie bei einem Boxer, der einen besonders harten Treffer erwartet.
    »Mehr als zwei Dutzend. Und ich meine damit nicht einen normalen Wohnungsbrand oder Ähnliches, sondern lediglich die Brände ohne eine klar erkennbare Ursache. Seit heute Morgen ist die Feuerwehr rund um die Uhr im Einsatz. Es mussten selbst freiwillige Feuerwehren aus der Umgebung zu Hilfe gerufen werden.«
    Will dachte an den Feuerwehrwagen, der ihn heute Morgen überholt hatte. Er hatte ausgesehen, als stamme er aus einem Museum. Offensichtlich hatte Köln bereits das letzte Aufgebot mobilisiert, um der Brände im Stadtgebiet Herr zu werden. Doch irgendetwas sagte Will, dass es sinnlos sein würde.
    Denn Drachenfeuer ließ sich nicht mit Feuer und Chemikalien bekämpfen.

Kapitel 38
    Die nächsten Minuten beschränkte sich ihre Konversation auf das absolut Notwendigste. Die Anspannung hatte Will für eine Weile beinahe vollständig seine Schmerzen und die durch den Blutverlust verursachte Schwäche vergessen lassen, aber nun meldeten sich die beiden wie ein böses Geschwisterpaar zurück, das keine größere Freude kannte, als zu nerven und zu quälen. Das Pochen in seinem verletzten Bein wurde immer schlimmer, und jeder von Reimann unterstützte Schritt zur puren Qual. Die scheußliche Ahnung, dass das Bein abzusterben begann, geradezu erdrosselt durch Georgs Gürtel, der die Blutzirkulation ein Stück zu rigoros unterband, lauerte im Hintergrund seines Bewusstseins wie eine Spinne, die geduldig auf ihr Opfer wartet. Doch er konnte sich im Moment keine Schwäche und schon gar keine Verschnaufpause leisten; und erst recht nicht konnte er den Gürtel lockern, der immerhin verhinderte, dass er jämmerlich verblutete. Wenn Reimann Recht hatte, dann war Georg irgendwo dicht hinter ihnen, und diesmal war zu befürchten, dass er sich zur Unterstützung jemanden mitgebracht hatte, wahrscheinlich den zwei Meter großen, kraftstrotzenden Slavko mit dem Rest seiner Schlägertruppe, dem er wahrscheinlich erzählen würde, Will habe

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